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0170 - Entführt in die Schattenwelt

0170 - Entführt in die Schattenwelt

Titel: 0170 - Entführt in die Schattenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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Eileen kam sich vor wie in die Hölle verschlagen; sie verdrängteden Gedanken jedoch wieder sehr schnell, um nicht ihren Verstand zu verlieren.
    Hunger und Durst verspürte sie nicht; doch an den Schmerzen in ihren Beinmuskeln konnte sie erkennen, daß sie schon eine ganze Weile gelaufen sein mußten. Also verstrich auch hier - was und wo immer hier auch sein mochte -ebenfalls die Zeit. Nur war sie für sie sehr schwer meßbar.
    Es konnten Minuten, aber auch Stunden vergangen sein, als Karmann plötzlich stehen blieb. Der Industrielle deutete nach vom. »Der Eingang!« krächzte er heiser. »Wir haben ihn endlich gefunden.«
    In der Tat, vor ihnen erhob sich ein etwa doppelt mannshohes Tor in der Form eines Totenschädels. Höhnisch grinste es den beiden Menschen aus den blicklosen, leeren Augenhöhlen zu. Der eigentliche Einstieg in das Schloß wurde durch die Mundöffnung des Schädels gebildet; sie war immerhin noch so groß, daß ein Mensch bequem hindurchgehen konnte.
    »Es fehlt nur noch das Schild: Die Ihr hier eintretet, lasset alle Hoffnung fahren!« murmelte Eileen mit einem Anflug von Galgenhumor.
    »Lassen Sie die Scherze!« fauchte Karmann sie an. »Wir sollten uns besser beeilen.« Er verzog sein Gesicht.
    »Haben Sie Schmerzen?« fragte Eileen spontan. Unwillkürlich dachte das Medium an den Panzer, der sich bei Karmann umfangreicher gebildet hatte als bei ihr.
    Der Industrielle nickte. »Meine Zähne«, sagte er. »Die Plomben.«
    Eileen verstand. Als es sie in diese Welt verschlagen hatte, waren sie nackt materialisiert. Ihre Kleider befanden sich wohl noch auf der Erde - ebenso wie alle künstlichen Gebißteile, die den Übergang ebenfalls nicht mitgemacht hatten. Voller Schrecken dachte sie daran, was geschehen wäre, wenn Karmann einen Herzschrittmacher oder etwa ein künstliches Gelenk besessen hätte.
    »Gehen wir hinein«, sagte das Medium.
    Karmann lächelte geschliffen. »Nach Ihnen«, meinte er. »Ladies first!«
    Verächtlich blickte sie ihn an, dann wandte sie sich abrupt um und setzte einen Fuß in den obskuren Eingang. Jetzt, aus der Nähe, bemerkte sie, daß die gelbschwarzen, löchrigen Zähne des Schlundes feucht schimmerten. Vorsichtig streckte sie einen Finger aus und zog ihn mit einem lauten Aufschrei wieder zurück.
    Ihre Fingerkuppe qualmte. In atemberaubend schnellem Tempo bildete sich dort, wo sie den Zahn berührt hatte, eine Brandblase.
    »Sie dürfen die Zähne nicht berühren!« rief sie Karmann zu und machte einen weiteren Schritt.
    Die Umgebung veränderte sich. Es wurde dunkel. Sie kniff die Augen zusammen, bis sich die Pupillen an die veränderten Lichtverhältnisse gewöhnt hatten.
    Durch die Finsternis, in der Eileen sich befand, drang langgezogenes, qualvolles Stöhnen an ihre Ohren. Doch eine direkte Gefahr schien nicht zu bestehen.
    »Ist hier jemand?« rief das Medium.
    Keine Antwort.
    Hinter ihr schälte sich ein Schatten aus der Dunkelheit, doch es war nur Karmann, der den Sprung durch den schlundförmigen Eingang ebenfalls gewagt hatte.
    Inzwischen hatte sich ihr Augenlicht an die trügerische Finsternis etwas besser gewöhnt. Neugierig und angstvoll zugleich blickte Eileen sich um… und erstarrte.
    Das Mädchen glaubte, das Blut würde in ihren Adern zu kochen beginnen. Würgend erbrach sie sich auf den trockenen, kalten Fußboden.
    Die Wände des Raumes, in den sie eingedrungen war, waren mit Organen bespickt, mit pulsierenden Organen!
    ***
    Zitternd griff Wellington nach einer Zigarette. Es dauerte eine Weile, bis seine Hände sich soweit beruhigt hatten, daß er den Glimmstengel auch anzünden konnte.
    Ratlos lief der Parapsychologe in seinem Versuchszimmer umher. An seinem inneren Auge zog die schreckliche Landschaft vorbei, die er gerade noch gesehen hatte. So sehr er sich auch bemühte, er konnte den Giftodem dieses grünen Himmels nicht aus seinen Gedanken vertreiben.
    Und Eileen und Karmann! Verstehen oder erklären konnte er es zwar nicht, und glauben wollte er es nicht, aber insgeheim hatte er keinen Zweifel daran, daß es die beiden in diese fürchterliche Welt verschlagen hatte.
    Aber wie? Wie war so etwas möglich?
    Bei den üblichen Seancen, bei denen Eileen ins Jenseits vorstieß, überwand nur ihr Geist die Kluft zwischen den Welten. Ihr Körper blieb, unbeweglich und mit eingeschränkten Lebensfunktionen, an seinem Platz auf der Erde.
    Dennoch… Eileen und Karmann waren verschwunden, soviel stand fest.
    Doktor Wellington kam zu dem Schluß,

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