0170 - Ich gegen die Riesen-Kraken
sein Blitzgerät. Damit konnte er es verscheuchen.
Das gab ihm Auftrieb.
Er ging näher an das gefährliche Ungeheuer heran.
Wieder flammte ein Blitz auf. Abermals zuckte das Ungeheuer zurück.
Beim dritten Blitz schien sich das Wesen jedoch an die plötzlich auftretende grelle Lichtflut gewöhnt zu haben. Es wich keinen Zoll mehr zurück, sondern spreizte seine Tentakel ab und ging zum Angriff über.
Raffin fotografierte wie irr.
Sein Eifer war schon sträflicher Leichtsinn. Das musste sich einfach rächen. Und es rächte sich auch. Der Krake schlug nach dem Reporter.
Wie Peitschen zuckten zwei Fangarme waagrecht durch den Stollen.
Sie trafen Milford Raffin und warfen ihn gegen die Wand. Er knipste wieder. Diesmal in der Hoffnung, das Blitzlicht würde das Monster verjagen, doch nun machte das Blitzen dem Kraken nichts mehr aus. Es reizte ihn, machte ihn rasend.
Ein weiterer Hieb traf den Reporter so schmerzhaft, dass er zur Vernunft kam. Endlich begriff er, dass sein Heil nur in einer überstürzten Flucht lag. Doch nun wollte der Krake ihn nicht mehr entkommen lassen.
Milford Raffin kreiselte herum. Er hetzte los.
Aber er kam nicht weit.
Zwei Schritte. Ein dritter. Dann schnellte ein Tentakel rechts an ihm vorbei, krümmte sich vor ihm wie ein Haken, zuckte zurück und riss ihn zu Boden. Hart schlug er auf dem Beton auf. Er rollte herum, kam auf dem Rücken zu liegen. Nie hätte er dem Ungeheuer eine solche Schnelligkeit zugetraut. Er brauchte einen Sekundenbruchteil, um sich zu sammeln.
Da war das Ungeheuer schon über ihm.
Es stand auf seinen ausgestreckten Tentakeln. Wie acht Stelzen sahen sie in diesem Moment aus, an der Innenseite mit diesen gezähnten Saugnäpfen versehen. Doch damit ließ der Krake den Reporter in Ruhe.
Er wollte ihm mit einem grausamen Biss das Leben nehmen.
Milford Raffin hatte die Armtrichter des Ungeheuers genau über sich. In der Mitte dieses Trichters befand sich die Mundöffnung des Kraken, die zwischen zwei spitzen, chitinigen Kiefern mündete.
Diese, zusammen wie ein Papageienschnabel aussehenden und funktionierenden Ober- und Unterkiefer waren bei der Zerstückelung der Beute von großer Wirksamkeit.
Und dieses Maul senkte sich nun langsam auf Milford Raffin herab.
Seine Augen weiteten sich in panischem Entsetzen. »Nein!« brüllte er.
»Nein! Neeeiiiin!«
Aber alles Schreien half ihm nichts. Er war dem Tod geweiht…
***
Sheila Conolly bat mich, ihrem Jungen gegenüber nichts von Bills Schicksal zu erwähnen. Sie wollte ihm diesen Schock ersparen. Wenn Bill wirklich tot war, würde sie es dem Kleinen noch früh genug sagen.
Wenn Bill jedoch noch lebte, dann wäre ein solcher Schock nicht gerechtfertigt gewesen.
Ich begab mich zu ihm auf sein Zimmer, um mein Versprechen, das ich ihm gegeben hatte, einzulösen. Obwohl ich keine Zeit hatte. Aber man kann Kinder schwer enttäuschen, wenn man ihnen etwas verspricht und es dann nicht hält. Johnny setzte sich sofort auf meine Knie und wollte von mir eine Geschichte hören.
Es gelang mir, sein Einverständnis zu erhalten, die Geschichte ein andermal erzählen zu dürfen. Er präsentierte mir voller Stolz sein neuestes Spielzeug, und als ich mich erhob, blickte er mich traurig an.
»Musst du schon gehen, Onkel John?«
»Ja, leider, mein Junge. Ich würde gern länger bleiben. Aber ich habe im Moment viel zu tun. Was hältst du davon, wenn ich dich kommenden Sonntag besuche, und du darfst bestimmen, was mit dem Tag geschehen soll?«
»Darf ich das wirklich?«
»Hat Onkel John schon mal nicht Wort gehalten?«
»Nein.«
»Na siehst du. Ist das abgemacht?«
»Au, fein.«
»Dann schlag ein.« Ich streckte ihm meine Hand hin, er legte sein kleines Patschhändchen hinein und versuchte Mannhaft zuzudrücken.
Ich streichelte seinen Haarschopf. »Also bis Sonntag«, sagte ich und ging.
Suko erwartete mich ungeduldig. Wir verabschiedeten uns von Sheila, die tapfer gegen ihre Tränen ankämpfte. Ihr Optimismus war ansteckend. Ich merkte, dass auch ich nicht mehr so richtig glauben konnte, Bill wäre tot. Wir hatten seine Leiche nicht gefunden. Sheila Conolly wertete das als gutes Zeichen, und ich war nur zu gern bereit, mich diesbezüglich auf ihre Seite zu schlagen.
Wir fuhren zum Yard.
Glenda Perkins, meine schwarzhaarige Sekretärin, sah uns ernst an.
»Was ist mit Bill Conolly?«
»Ich wollte, ich wüsste es«, seufzte ich.
»Man hat ihn nicht gefunden?«
»Nein.«
»Dann lebt er vielleicht
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