0170 - Ich gegen die Riesen-Kraken
Kanals zu sehen. Darauf eilte Milford Raffin zu.
Jetzt baumelte eine größere Kamera mit Elektronenblitz vor seiner Brust.
Wenn es ihm gelang, von dem Ungeheuer ein paar gestochen scharfe Aufnahmen zu schießen, würden ihm die Agenturen die Bilder aus den Händen reißen. In ihm erwachte so etwas wie ein Jagdfieber.
Er wollte allen seinen Kollegen, die ihn belachten oder mieden, beweisen, was er zu leisten imstande war und was für Nieten diese arroganten Idioten im Grunde genommen doch waren.
Der Reporter kletterte über eine Eisenleiter nach unten. Ein schmaler Betonsteg führte neben dem Wasser in das Innere des Kanalstollens.
Raffin hakte seine Stablampe vom Gürtel los. Sobald die Sicht schlechter wurde, knipste er sie an. Der Lichtkegel tanzte vor ihm her.
Treibholz schaukelte auf dem Wasser. Ratten nahmen fiepend Reißaus.
Milford Raffin ging zielstrebig seinen Weg. Er hatte das untrügliche Gefühl, dem Monster auf der Spur zu sein.
Irgendwo in diesem verästelten Kanalstollengewirr unter Londons Straßen hatte sich das Ungeheuer, über dessen Herkunft sich niemand im Klaren war, verkrochen.
Es musste ihm gelingen, die Bestie aufzustöbern, und er war zuversichtlich, dass er das auch schaffen würde.
***
Aus! dachte Bill Conolly. Er rechnete damit, dass das Untier gleich seine mörderischen Tentakel um ihn schlingen und ihn auf eine entsetzliche Weise töten würde.
Er schloss mit seinem Leben zum zweiten Mal ab. Es war ein scheußliches Gefühl, das er seinem ärgsten Feind nicht wünschte.
Doch plötzlich zuckte der Fangarm des Ungeheuers zurück. Deutlich spürte Bill, wie der Tentakel zurück gezogen wurde. Warum? Hatte es sich das Monster anders überlegt?
Hatte es sich für jemand anders entschieden? Für Edgar Coy? Für Lloyd Miles? Für Joel Wallace? Oder wollte es ihn nur noch mehr quälen?
Bills Blut brauste in seinem Kopf. Seine Spannung wurde unerträglich. Er verhielt sich vollkommen still. Auch Coy, Miles und Wallace wagten nicht, etwas zu sagen.
Der Tod hing wie ein Damoklesschwert über ihren Köpfen. Jederzeit konnte es herabfallen und einen von ihnen treffen. Die breiige Masse beruhigte sich wieder.
»Was hat das zu bedeuten?« flüsterte Wallace. »Er war doch soeben da.«
»Ja, sein Fangarm hat mich berührt«, sagte Bill gepresst.
»Wieso zieht er sich wieder zurück?«
»Wir sollten froh darüber sein«, sagte Edgar Coy leise.
»Verdammt, das bin ich aber nicht!«, blaffte Joel Wallace. »Wenn es schon sein muss, dann möchte ich es so schnell wie möglich hinter mich bringen. Dieses Warten macht mich fertig.«
»Solange wir leben, besteht noch eine kleine Hoffnung für uns«, flüsterte Coy.
»Reden Sie sich diesen Unsinn nicht ein.«
»Lassen Sie ihn doch«, warf Bill Conolly ein. »Es ist ein Strohhalm, an den er sich klammert.«
»Denken Sie denn, dass Sie noch eine Chance haben?« fragte Wallace den Reporter direkt.
»Ich weiß es nicht«, erwiderte dieser ausweichend.
»Pst!« machte plötzlich Miles.
Sie verstummten alle sofort und hörten Schritte. Heilige Madonna, da kam ein Mensch! Jemand, der sie unter Umständen retten konnte.
Jemand aber auch, der sich in großer Gefahr befand. Jetzt war ihnen allen klar, weshalb der Krake von ihnen abgelassen hatte.
Das Monster hatte die Nähe dieses Menschen gewittert, und nun war es garantiert auf dem Weg zu ihm, um ihn sich zu holen.
Die Person war in Lebensgefahr!
»Hilfe!« schrien Miles und Coy. »Hiiilfeee!« Sie schrien immer lauter.
Joe Wallace schüttelte den Kopf und brummte: »Es hat keinen Zweck. Uns kann keiner mehr helfen. Wir sind verloren. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis wir sterben müssen.«
»Hilfe!« brüllten Coy und Miles wieder.
Und auch Bill Conolly schrie. Aber nicht um Hilfe. Er rief der Person, die sich in den Kanalstollen gewagt hatte, eine Warnung zu. Mächtig musste er sich anstrengen, um Coy und Miles zu überschreien.
»Vorsicht!« schrie Bill. »Kommen Sie nicht näher! Ihr Leben ist in Gefahr! Wir werden von einem Riesenkraken gefangen gehalten! Er befindet sich auf dem Weg zu Ihnen! Fliehen Sie, sonst wird er Sie töten!«
»Sind Sie wahnsinnig, Conolly?« brüllte Edgar Coy. »Wie können Sie dem Mann zur Flucht raten?«
»Wollen Sie, dass er stirbt?« gab Bill zurück.
»Ich will, dass er mir hilft.«
»Sie wissen so gut wie wir alle, dass er dazu nicht in der Lage ist. Uns kann nur ein Mann helfen, und das ist John Sinclair von Scotland Yard.«
»Bis
Weitere Kostenlose Bücher