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0171 - Der Herr des roten Mohns

0171 - Der Herr des roten Mohns

Titel: 0171 - Der Herr des roten Mohns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Herr des roten Mohns
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Kasernen und Schuppen vorbei. In dem Bestreben, mich zu orientieren, sah ich über einem Portal die Aufschrift: Wanchai Police HQ. Ich hatte eine kleine Ahnung, dass Wanchai eine Vorstadt von Hongkong war. Wieder Schuppen und Lagerhäuser, und dann plötzlich hielt der Rikschakuli.
    Es bedurfte keines Winkens, um meinen Fahrer zu veranlassen, noch ein Stück zu fahren. Erst als der Chinese zwischen zwei Schuppen verschwunden war, sagte ich:
    »Stopp!«
    Der Rikschakuli trudelte bereits in gemächlichem Tempo zurück in Richtung Stadt. Als ich dahinkam, wo ich den Mann aus den Augen verloren hatte, war er verschwunden. Er musste in einem der Schuppen untergetaucht sein. Es kamen nur drei Gebäude in Frage. Das erste gehörte, wie das Schild verriet, der »Hongkong Import«, das zweite einer Firma »Morrison & Hall« und das dritte der Minax.
    Diese Firma kannte ich. Die Minax war eine Fabrik in Boston, die in der Hauptsache Petroleum-Drucklichtlampen herstellte und sie in alle Welt exportierte. Diese Firma würde bestimmt kein Opium schmuggeln.
    Um ganz sicher zu gehen, schrieb ich mir diese drei Firmen auf. Danach setzte ich mich wieder in mein Taxi und wartete. Meine Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt. Wir standen schon fünfundvierzig Minuten. Mein Chauffeur schien die Ruhepause zu genießen. Der Taxameter lief ja weiter.
    Einige Kulis kamen aus einem Schuppen und schlenderten die Straße hinunter, wobei sie mir neugierige Blicke zuwarfen.
    Endlich erschien der Mann mit der Sonnenbrille wieder. Er ging zu Fuß. Er hatte es nicht im Geringsten eilig. Er strebte in die Richtung, aus der wir vorher gekommen waren. Ich nahm an, dass er in der Nähe noch etwas erledigen wollte und gab meinem Fahrer einen Wink. Der begriff, grinste und startete in aller Gemütsruhe.
    Der Chinese war jetzt gute hundert Schritte vor uns. Wir zottelten langsam hinterher.
    Ich hatte nicht auf meine Umgebung geachtet, sondern nur den Burschen vor mir im Auge behalten. Ich wollte ihn nicht noch einmal verlieren. So schaute ich meinen Fahrer erstaunt an, als er plötzlich hart auf die Bremse trat. Er riss Mund und Augen auf und starrte entsetzt durch die Windschutzscheibe. Ich blickte auf. Und da sah ich auch schon ein riesengroßes Etwas mit rasender Geschwindigkeit auf mich zukommen. Ich hatte das Gefühl, das ein Infanterist haben muss, wenn er sich unversehens und ohne jede Deckung einem Hunderttonnenpanzer gegenübersieht.
    Das Taxi stand, aber der große, hoch mit Kisten beladene Lastwagen konnte nicht mehr bremsen oder ausweichen. Er packte unseren Wagen am Kotflügel und wirbelte ihn herum. Ich hörte das Knirschen von zerreißendem Blech und das Splittern von Scheiben. Mir war, als säße ich in der Geisterbahn eines Vergnügungsparks. Ich versuchte krampfhaft, mich festzuhalten, bekam einen Schlag gegen den Schädel, und dann fiel ich, wie mir schien, viele Yard tief in einen Abgrund…
    Ich lag weich und angenehm. Mein Lager schaukelte leise. Ich hielt die Augen geschlossen. Unerträgliche Kopfschmerzen quälten meinen Kopf. Trotzdem versuchte ich nachzudenken.
    Was war eigentlich mit mir los?
    Blitzartig kam die Erinnerung. Ein großer Lastwagen hatte das-Taxi, in dem ich saß, gerammt. Wahrscheinlich lag ich jetzt in einem Unfallwagen. Ich öffnete die Augen, und das Erste, was ich sah, war ein Mann mit einer Sonnenbrille. Er saß neben mir. Ich sah jetzt auch, dass ich nicht in einem Unfallwagen, sondern in einer großen Limousine saß, die mit erheblicher Geschwindigkeit dahinjagte.
    »Hallo!« sagte ich mit Mühe. »Was ist los?«
    Ich versuchte mich aufzurichten, aber der Mann neben mir drückte mich zurück auf das Polster.
    »Bleiben Sie liegen! Ich bringe Sie ins Hospital. Sie haben einen Unfall gehabt.«
    Ich bewegte Arme und Beine und merkte, dass sie heil waren. Nur mein Schädel brummte, aber dazu brauchte ich kein Krankenhaus. Mit einem Ruck setzte ich mich auf. Wieder probierte der Kerl, mich in die Polster zurückzudrücken, aber das passte mir absolut nicht. Hilfsbereitschaft ist etwas ganz Schönes, aber man darf sie nicht übertreiben.
    »Ich danke Ihnen, dass Sie mich aufgelesen haben«, sagte ich, »aber ich fühle mich vollkpmmen wohl. Ich möchte aussteigen. Seien Sie so freundlich und lassen Sie anhalten.«
    Er dachte gar nicht daran.
    »Sie sind krank. Sie haben eine Gehirnerschütterung«, behauptete er.
    Ich verlor die Geduld.
    »Lassen Sie augenblicklich halten!« befahl ich, aber ich bekam keine

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