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0171 - Der Herr des roten Mohns

0171 - Der Herr des roten Mohns

Titel: 0171 - Der Herr des roten Mohns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Herr des roten Mohns
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erledigt gewesen.
    Ich machte mich davon.
    So rannte ich um mein Leben, und die ganze Bande hinter mir her. Als ich mich wieder umdrehte, waren es nicht nur vier Chinesen, sondern mindestens vierzig, die Spaß an der Treibjagd hatten, obwohl sie wahrscheinlich gar nicht wussten, was gespielt wurde. Ich schwenkte rechts, ich schwenkte links, und ich hoffte immer, meine Verfolger abschütteln zu können. Aber das ging nicht. Meine Lungen begannen zu stechen, und das Herz raste.
    Wieder links, wieder rechts. Ich fürchtete schon, im Kreis herumgelaufen zu sein, als ich eine Benzinstation sah. Tankstellen gibt es bekanntlich in der ganzen Welt an den unmöglichsten Plätzen. Diese Tankstelle jedenfalls war meine Rettung, aber das wusste ich noch nicht. Vorläufig verfluchte ich sie, denn sie schnitt mir den einzigen Rückzugweg ab. Rechts war zwar freies Gelände, aber der Stacheldrahtzaun war zu dicht, als dass ich hätte hindurchklettern, und zu hoch, als dass ich ihn hätte überspringen können. Wäre wenigstens ein Wagen da gewesen!
    Ich wusste, dass es um Kopf und Kragen ging, und in solchen Augenblicken arbeitet das Gehirn mit besonderer Geschwindigkeit. Plötzlich, während meine Verfolger immer näher rückten, sah ich einen Ausweg, den einzigen Ausweg. Es war eine wahnsinnige Idee, aber ich musste es probieren.
    Die Tankstelle hatte nur eine einzige Benzinsäule. Neben dieser Säule stand ein vielleicht fünfzehnjähriger Chinesenjunge. Ich gab ihm einen Stoß, dass er sich überkugelte. Dann riss ich den Abfüllschlauch herunter und richtete das Mundstück auf Clem und seine Horde, die inzwischen ziemlich nah herangekommen waren. Meine Pistole hatte ich stecken lassen. Ich hätte vielleicht ein paar der Burschen umlegen können, ohne jedoch damit zu verhindern, dass der Rest mich zu Hackfleisch gemacht hätte.
    Ich drehte den Hahn auf und ließ einen Benzinstrahl auf den Erdboden zischen. Mit der linken Hand hatte ich mein Feuerzeug herausgerissen und hielt den Daumen auf den Druckknopf.
    »Komm doch näher, wenn du Mut hast, oder schieß doch, du schmieriger Gangster! Ich brauche nur aufzudrehen und gleichzeitig auf den Knopf zu drücken. Dann habe ich einen Flammenwerfer in der Hand.«
    »Machen sie keinen Mist. Gehen Sie so schnell wie möglich nach Hause. Bestellen Sie sich eine Flug- oder meinetwegen eine Schiffskarte! Jetzt und hier tut Ihnen keiner was, aber wenn Sie so weitermachen, wird es Ihnen dreckig gehen«, versuchte er einzulenken.
    Ich wusste, dass er nur auf einen günstigen Moment wartete, um mich umzulegen.
    »Dann stecken Sie zuerst Ihre Pistole ein«, entgegnete ich. »Ich zähle bis drei, und wenn Sie dann nicht verschwinden, mache ich einen Feuerwerkskörper aus Ihnen.«
    Zuerst grinste er, und dann merkte er, dass es mir ernst war.
    »Sie werden mit in die Luft gehen«, sagte er.
    Das wusste ich, aber ich hatte einen Trumpf in der Hand und war nicht gesonnen, diesen herzugeben.
    »Also, meinetwegen«, zischte Clem, und dann plötzlich war seine Hand leer, aber er hatte die Pistole nicht in die Tasche gesteckt.
    Er musste sie einem der Chinesen hinter sich gereicht haben. Da sah ich auch schon, wie einer der Burschen sich nach vorn schob, um mich ins richtige Schussfeld zu bekommen. Ich wartete, bis er vor mir stand und in die Tasche griff, in der die Pistole war. In diesem Augenblick ließ ich ihm einen dicken Strahl Benzin genau ins Gesicht knallen. Er schnappte nach Luft und schrie auf. Und dann tat er etwas, womit ich nicht gerechnet hatte. Es war sicherlich eine Reflexbewegung. Er zog nämlich in der Tasche den Hahn durch.
    Der Schuss ging fehl, aber der Chinese war sofort eine Feuersäule, die hoch aufzischte. Er warf sich nieder, rollte ein paar Sekunden hin und her, und dann lag er still. Die anderen heulten vor Wut, aber da richtete ich den Strahl auch auf sie. Sie stoben auseinander wie die Mücken vor der Flitspritze. Nur einer, der durch das Benzin geblendet worden war, blieb zurück und presste die Hände gegen die Augen.
    Ich packte ihn und schleifte ihn hinter das Häuschen des Tankwarts.
    »Wie heißt der Weiße?« fragte ich. Ich musste diese Frage dreimal wiederholen, und dann erfuhr ich, was ich dir vorhin gesagt habe.
    Jetzt war es aber höchste Zeit, dass ich mich verzog. Das Benzin brannte lichterloh und fraß sich über den Erdboden immer näher an die Tankstelle heran. Wenn es sie erst erreicht hatte und darauf übersprang, würde der ganze Vorrat in die Luft

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