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0171 - Der Herr des roten Mohns

0171 - Der Herr des roten Mohns

Titel: 0171 - Der Herr des roten Mohns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Herr des roten Mohns
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Ihnen für einen Schnaps außerordentlich dankbar.«
    Jetzt grinste er zum ersten Male. Es war zwar kein Scotch, aber ein anständiger, englischer Gin, den er auf den Tisch des Hauses stellte. Er holte zwei Wassergläser, goss sie zur Hälfte voll und machte Prost. Ich schluckte, und dann ging es mir schon fast wieder gut.
    »Wer ist dieser Ling eigentlich?« wollte ich wissen.
    »Oh, der ist in Ordnung. Er ist Generalvertreter der Minax und ein stadtbekannter, reicher Mann. Er ist etwas selbstherrlich, aber das haben Sie ja gemerkt. Wenn er behauptet, jemand habe eine Gehirnerschütterung, so muss das eben so sein, weil er es gesagt hat.«
    »Ein merkwürdiger Vogel«, meinte ich. »Wissen Sie übrigens etwas Näheres über diesen Unfall?«
    »Zufällig ja, denn ich habe vorhin mit einem Kollegen vom HG Wanchai gesprochen. Der Lastwagen gehört der Minax. Er sollte eine eilige Sendung mit Lampen an den Kai bringen, die heute noch auf das Boot nach New York verladen werden sollten.«
    »Wie soll ich das verstehen? Ich denke, die Minax exportiert ihren Kram aus den Staaten hierher und nicht umgekehrt.«
    »Das stimmt auch, aber diese lausigen Chinesen können mit dem Zeug nicht richtig umgehen. Sie machen die Dinger in kurzer Zeit kaputt. Wenn genügend defekte Lampen zusammengekommen sind, werden sie zur Reparatur in die Staaten geschickt.«
    »Warum erledigt man denn das nicht hier?«
    »Suchen Sie sich mal in Hongkong Facharbeiter«, grinste der Sergeant ironisch. »Es gibt tausende von Arbeitslosen, aber keiner kann etwas. Wenn überhaupt einer etwas gelernt hat, dann ist er Kellner, Koch, Wäscher oder Barbier. Damit hört es auf.«
    Wir tranken noch einen, und dann nahm ich das Angebot des Sergeanten, mich mit einem Polizeiwagen ins Hotel fahren zu lassen, mit Dank an. Mein Taxibedarf war vorläufig gedeckt.
    Es war drei Uhr, als ich im Glouchester Hotel ankam. Phil war noch nicht da.
    Ich hatte zwar immer noch Kopfscherzen, aber auch gewaltigen Kohldampf, und ich aß ein verspätetes Mittagessen. Danach legte ich mich für eine Stunde aufs Ohr.
    Zuerst konnte ich nicht einschlafen. Das Benehmen des hoch angesehenen Mr. Ling ging mir nicht aus dem Kopf. Ich nahm mir vor, mich mit Inspektor Sommerset eingehend über diesen Herrn zu unterhalten. Was mich besonders an ihm störte, war seine Bekanntschaft mit Clem. Clem hatte uns hineinlegen wollen, doch wahrscheinlich war der nur ein kleiner Fisch und hatte sich sicherlich kaufen lassen.
    Aus der einen Stunde, die ich schlafen wollte, wurden fast drei. Ich wäre auch dann noch nicht auf gewacht wenn Phil mich nicht geschüttelt hätte. Er brannte darauf mir die Erlebnisse des Tages zu erzählen.
    ***
    Phil setzte sich, zündete eine Zigarette an und begann:
    Wie verabredet folgte ich dem Taxi, das dieser Clem benutzte. Leider machte mein Fahrer das so ungeschickt, dass ich sehr schnell davon überzeugt war, der Bursche vor uns würde es merken. Nun, er hatte es tatsächlich gemerkt.
    Wir zottelten am Hafen entlang, und die Gegend wurde immer schäbiger. Wir kamen an einem Schlachthaus vorbei, wo es entsetzlich stank, und dann sah ich von ferne einige Hochhäuser. Bevor wir die erreichten, bog Clems-Taxi von der Straße ab und hielt. Sich stieg aus und befahl meinem Fahrer zu warten. Dann ging ich dem Burschen nach. Ich glaubte, dass er dort ein dunkles Geschäft abschließen wollte, doch ich hatte mich geirrt. Es ist kaum zu glauben, aber der Hund wohnt dort. Er heißt Clem Target, ist mit einer Chinesin verheiratet und hat einen ganzen Stall voller Kinder. Well, das erfuhr ich allerdings erst später.
    Ich schlich ihm nach, und ich dreistöckiges Kamel glaubte diesmal, er habe das nicht bemerkt. Als ich meinen Irrtum einsah, war es zu spät. Ich hatte ihn in den schmalen Gängen und Gassen zwischen den Hütten aus den Augen verloren. Als ich ihn wiedersah, hatte er nicht weniger als vier Chinesen bei sich, die alle mit ihren langen, dünnen Dolchen spielen. Diese Art Messer sieht man bei uns zu Hause nur im Museum oder in den Raritätenkabinetten.
    Clem selbst hielt einen ausgewachsenen Colt in der Hand und machte ein Gesicht, als ob er sich diebisch freue, mich wiederzusehen. Ich hatte nicht die geringste Lust, unter diesen Umständen die Bekanntschaft zu erneuern. Natürlich hätte ich schießen können. Doch dann hätte ich mir das ganze Viertel auf den Hals gehetzt, und da man bekanntlich gegen mehrere hundert Gegner keine Chance hat, wäre ich in drei Minuten

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