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0171 - Der Herr des roten Mohns

0171 - Der Herr des roten Mohns

Titel: 0171 - Der Herr des roten Mohns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Herr des roten Mohns
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gehen. Ich konnte nichts daran ändern. Ich rannte, als ob der Böse hinter mir her sei, und er war ja tatsächlich hinter mir her. Gerade, als ich eine breite Straße erreichte, und auf einen Bus springen wollte, ertönte der Donner der Explosion, und eine Stichflamme schoss empor.
    Die Tankstelle war zum Teufel, aber die Shell, der sie gehörte, war versichert, und Menschen hatten sich bestimmt nicht mehr in der Nähe befunden. Natürlich stank ich nach Benzin und stinke auch jetzt noch danach. Das, und die explodierte Tankstelle veranlassten den Omnibusschaffner und die Fahrgäste, mich schief anzusehen. Ich hatte keine Lust, in Konflikt mit der Polizei zu kommen. Deshalb sprang ich in voller Fahrt ab und ging erst einmal ein paar Kilometer zu Fuß, bevor ich weiter fuhr.
    ***
    »…und jetzt werde ich zuerst einmal baden gehen.«
    »Tu das, und wenn du wiederkommst, kann auch ich dir eine schöne Geschichte erzählen«, sagte ich.
    Mir fiel ein, dass ich eigentlich auch ein Bad nehmen könnte. Ich war immer noch müde, und das kühle Wasser würde mich wieder auf die Beine bringen.
    Als ich wieder in mein Zimmer kam, traf ich einen Boy, der gerade dabei war, einen Blumenstrauß auf den Tisch zu stellen. Es waren sieben prachtvolle Mohnblüten.
    »Was machst du da?« fragte ich.
    »Abgegeben für Mister«, antwortete er und deutete auf ein kleines Briefchen, das daran hing.
    Ich riss es auf und las.
    Für Sie und Ihren Freund sind für morgen Mittag zwei Plätze in der fahrplanmäßigen Maschine nach Hawaii belegt.
    Die Tickets sind im Flughafenbüro auf ihre Namen deponiert. Ich rate Ihnen abzureisen.
    Ich bin stärker als Sie.
    Der Herr des roten Mohns.
    Das Briefchen war mit der Maschine geschrieben.
    Jetzt war die Katze aus dem Sack. Ich hatte den Beweis, dass wir auf der richtigen Fährte waren. Sonst hätte der Obergangster es nicht nötig gehabt, uns höchstpersönlich eine Warnung zukommen zu lassen. Nun, wir erlebten das nicht zum ersten Mal. Drohungen waren uns nicht neu, aber bisher hatten wir stets den nötigen Rückhalt gehabt, um uns nichts daraus zu machen. Hier war das etwas anderes. Praktisch standen wir allein auf weiter Flur.
    Natürlich konnte ich Inspektor Sommerset zu Rate ziehen. Aber er würde uns beim besten Willen nicht viel helfen können wenigstens solange nicht, bis wir die Glocken nicht nur läuten hören, sondern auch wussten, wo sie hingen.
    Phil erschien ohne Benzindüfte und war so skeptisch wie ich. Wir ließen uns eine Flasche aufs Zimmer bringen und machten den nutzlosen Versuch, unsere Gedanken mit Alkohol zu beflügeln.
    Wir waren noch beim Brüten und beim Klugreden, wobei nichts herauskam, als das Haustelefon klingelte.
    »Hier ist ein Chinese, der Sie sprechen will«, sagte der Portier. »Ich wollte ihn abweisen, aber er sagte, er kenne Sie gut.«
    »Was für ein Chinese?« fragte ich.
    »Er sagt, er heiße Won.«
    Das war der Mann, den ich herbeigesehnt hatte.
    »Schicken Sie ihn herauf.«
    »Zu Ihnen aufs Zimmer?« klang es ungläubig.
    »Genau das, und zwar schnell!«
    Fast hätte ich Won nicht erkannt. Er steckte in einem Anzug, der sicherlich noch aus New York stammte und ihm inzwischen zu eng geworden war. Die braunen Halbschuhe waren ihm sichtlich unbequem.
    »Gibt es schon Neues?« fragte ich.
    Zuerst antwortete er überhaupt nicht. Seine Blicke hingen mit dem Ausdruck des Entsetzens an dem Mohnblumenstrauß auf dem Tisch.
    »Nett. Finden Sie nicht auch?« fragte ich, aber er ging nicht auf den Scherz ein.
    »Woher haben Sie das?« erkundigte er sich.
    »Von unserem gemeinsamen Freund, dem ›Herr des roten Mohns‹. Er war außerdem so freundlich, uns für morgen zwei Flugkarten nach Hawaii zu bestellen. Er scheint unsere Anwesenheit in Hongkong nicht sonderlich zu schätzen.«
    Erst als ich dem Chinesen ins Gesicht sah, kamen mir der Emst und die Gefährlichkeit unserer Lage voll zu Bewusstsein. Bisher hatte ich diese nicht erkannt oder auch nicht erkennen wollen.
    »Wenn ich in Ihrer Haut steckte, so würde ich reisen«, sagte er bedächtig. »Glauben Sie mir, das ist keine leere Drohung. Wenn dieser Mann Sie warnt, meint er es ernst. Ich gebe ab morgen keinen Kesch mehr für ihr Leben.«
    »Das heißt also, dass wir den Fäll bis zu diesem Zeitpunkt geklärt haben müssen«, sagte ich kalt. Drohungen haben mich immer zum Widerspruch gereizt, und so ging es mir auch jetzt.
    »Sie scherzen wohl«, sagte Won. »Wenn Sie die Organisation dieses Mannes zerschlagen

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