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0171 - Der Herr des roten Mohns

0171 - Der Herr des roten Mohns

Titel: 0171 - Der Herr des roten Mohns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Herr des roten Mohns
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Besitzerin der Teestube, eine würdige Matrone, die sich kopfschüttelnd anhörte, was ich zu sagen hatte.
    »Bitte, lassen Sie die Sahne von dem Tablett in eine kleine Büchse füllen. Ich will sie zur Untersuchung mitnehmen. Sorgen Sie dafür, dass dieses Tablett gründlich und nicht zusammen mit anderem Geschirr gereinigt wird. Das Zeug scheint auch in geringen Mengen gefährlich zu sein.«
    »Soll ich nicht die Polizei holen?« fragte sie.
    »Ich bin selbst von der Polizei«, lächelte ich und ließ sie einen ganz kurzen Blick auf meinen Ausweis werfen.
    »Dass so etwas in meinem Lokal Vorkommen muss«, stöhnte sie. »Ich habe ja immer gesagt, man ist hier seines Lebens nicht sicher. Gott sei Dank werde ich in ein paar Monaten zurück nach England fahren. Ich war zwanzig Jahre hier, und was ich in dieser Zeit erlebt habe, reicht mir.«
    Das konnte ich mir lebhaft denken. Ich hätte es nicht so lange in Hongkong ausgehalten. Sie nahm das Geschirr mit und kam sofort mit einem kleinen Fläschchen zurück.
    »Hier ist das Zeug«, sagte sie und schüttelte sich. »Vielleicht sagen Sie mir gelegentlich mal, was damit los war.«
    Ich steckte es ein und zahlte trotz Protest. Einen neuen Tee lehnte ich ab. Der Appetit war mir vergangen. Dagegen dachte ich plötzlich mit Schrecken daran, was wohl inzwischen bei den Mädchen los gewesen war. Hazel war nicht gekommen.
    Ich sprang auf und eilte zu der Pension.
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich keinen Herrenbesuch dulde«, antwortete mir die hagere Engländerin, als ich nach der Zimmemummer fragte.
    Ich hätte ihr am liebsten dieses und jenes gesagt, aber ich beschränkte mich darauf, auch ihr meine Legitimation unter die Nase zu halten und das Wort Polizei zu schnarren. Da wurde sie mit der Ehrfurcht, die jeder Brite vor einem Bobby hat plötzlich gefügig.
    Die beiden Mädchen saßen in ihrem Zimmer rauchten und lasen.
    »Es ist nett, dass Sie uns einmal besuchen. Wir langweilen uns schrecklich«, lächelte Hazel.
    »Haben Sie heute schon mit mir telefoniert?« fragte ich.
    »Ich? Wir hatten wohl darüber gesprochen, aber wir taten es nicht. Wir wollten das nach dem Mittagessen tun.«
    So war das also. Jemand hatte mich in Hazels Namen in die Teestube gelockt und dann nochmals angerufen, um mich in der Telefonzelle so lange festzuhalten, bis ein anderer das Gift in die Sahne schütten konnte. Das war raffiniert ausgeklügelt und hätte vielleicht geklappt, wenn die kleine Katze nicht gewesen wäre.
    Der Vorfall bewies aber auch noch etwas. Unsere Feinde wussten, wo die beiden Mädel wohnten, und damit war ihr Leben keinen Schuss Pulver mehr wert. Wenn man schon versuchte, einen G-Man zu beseitigen, so würde man erst recht keine Hemmungen haben, das Gleiche mit Hazel oder Joice zu versuchen.
    Sie mussten also an anderer Stelle untergebracht werden, an einem Platz, wo sie unbedingt sicher waren. Ich würde sie am besten sofort mitnehmen und Sommerset um Rat fragen. Etwas konnte der Inspektor ja schließlich auch tun.
    Ich wollte den Telefonhörer abnehmen, da aber schrillte der Apparat.
    »Fragen Sie, was los ist«, sagte ich, und Hazel nahm den Hörer.
    »Ja«, sagte sie. »Ja. Einen Augenblick bitte.« Sie wandte sich mir zu. »Die Dame des Hauses sagt, es seien zwei Herren gekommen von der Hongkong Police, die verlangen, uns auf unserem Zimmer sprechen zu dürfen.«
    Ich nahm ihr das Telefon aus der Hand.
    »Mrs. Smith«, sagte ich. »Seien Sie vorsichtig mit dem, was sie mir antworten. Die beiden Leute sind Betrüger. Haben Sie gesagt, dass ich hier bin?«
    »Nein.«
    »Dann sagen Sie auch nichts. Schicken Sie sie herauf!«
    »Soll ich wirklich?«
    »Tun Sie in drei Teufels Namen, was ich Ihnen sage, und halten Sie den Mund.«
    Dann warteten wir.
    »Bleiben Sie beide ruhig sitzen und geben Sie kein Zeichen von Misstrauen. Solange ich hier bin, kann Ihnen nichts geschehen«, sagte ich und zog die Pistole aus dem Halfter.
    Ich lud durch, schob den Sicherungshebel zurück und stellte mich neben die Tür, so dass diese mich beim Aufmachen verdecken musste. Die wenigen Minuten dehnten sich endlos. Die beiden Mädchen waren blass, aber sie hielten sich gut. Hazel hatte das Buch, in dem sie vorher gelesen hatte, auf dem Schoß, und Joice sog nervös an ihrer Zigarette.
    Schritte… Dann blieb es einen Augenblick still… Jemand klopfte.
    »Herein!« rief Hazel.
    Ihre Stimme klang etwas gepresst.
    Die Tür ging auf. Zuerst konnte ich nichts sehen. Ich las nur den Schrecken

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