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0171 - Der Herr des roten Mohns

0171 - Der Herr des roten Mohns

Titel: 0171 - Der Herr des roten Mohns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Herr des roten Mohns
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Ich beeilte mich also. Jetzt tat es mir Leid, dass unser Taxi unterwegs war. Ich schnappte mir ein anderes, dessen Fahrer glücklicherweise ziemlich gut Englisch verstand. Bereits eine Viertelstunde später betrat ich die Teestube.
    Ein nettes Mädchen mit weißem Schürzchen und Häubchen nahm meine Bestellung entgegen. Kaum war sie gegangen, hörte ich die Telefonklingel. Das Mädchen kam zurück und fragte:
    »Sind Sie vielleicht Mr. Cotton?«
    »Ja, der bin ich.«
    »Sie werden dringend am Apparat verlangt.«
    Ich sprang auf und ging um das Büfett, wo die Telefonzelle war.
    »Hallo, hier Cotton. Wer spricht da?«
    »Einen Augenblick, bitte. Die Dame kommt.«
    Der Augenblick dauerte reichlich lange. Ich stand fünf Minuten wie auf Kohlen. Da hörte ich Hazels Flüsterstimme.
    »Oh, Sie sind schon da. Ich komme so schnell wie möglich. Es kann aber noch ein paar Minuten dauern. Einen Augenblick. Joice will noch etwas.«
    Wieder musste ich warten, und als sie sich endlich meldete, sagte sie nur:
    »Ich bin gleich da.«
    Ich ging wieder zurück an meinen Tisch, wo der bestellte Tee und Brandy standen und von dem die Serviererin gerade eine leere, gebrauchte Tasse nahm. Ich war so begierig, zu erfahren, was Hazel wollte, dass ich mir gar keine Gedanken machte.
    Zuerst kippte ich meinen Brandy. Plötzlich fühlte ich ein Zerren am rechten Hosenbein. Ein niedliches, schwarz weiß geflecktes Kätzchen wollte daran hochklettern und miaute freundlich. Ich beugte mich nieder und kraulte es. Im Handumdrehen war es auf meinen Schoß geklettert, räkelte sich und während ich es mit der linken Hand festhielt, schenkte ich mir mit der rechten eine Tasse Tee ein. Das interessierte die kleine Katze. Sie hob schnuppernd das rosige Schnäuzchen, und dann hatte sie plötzlich das Sahnekännchen erwischt. Ein kurzer Schlag mit der winzigen Pfote und der Inhalt entleerte sich auf das blank geputzte Tablett. Da ich sowieso lieber schwarzen Tee trinke, war mir das gleichgültig. Sie tunkte das Schnäuzchen hinein und schleckte.
    Die kleine Zunge war in lebhafter Bewegung, aber ganz plötzlich kam ein merkwürdiger Ausdruck in die runden Katzenaugen. Ich fühlte wie das Tierchen ein paar Mal zuckte, und dann lag es leblos in meinem Arm.
    Ein paar Sekunden lang war ich so konsterniert und so entsetzt, dass ich gar nichts tat. Dann rief ich die Kellnerin. Die kam eiligst herbei, sah den weißen See auf dem Tablett und griff nach einem Lappen.
    »Lassen Sie das!« fuhr ich sie an, und dann bemerkte sie das Kätzchen und beugte sich mit einem Schreckensruf nieder.
    »Was haben Sie mit Milly gemacht?« fragte sie anklagend.
    »Nichts weiter. Als dass ich ihr erlaubt habe, die Sahne auszuschlecken. Aber wer hat die Sahne eingefüllt?«
    »Ich selbst. Warum fragen Sie?«
    »Weil sie vergiftet ist.«
    »Reden Sie keinen Unsinn!« brauste sie auf. »Schon fünfzig Leute haben heute von der gleichen Sahne getrunken. Wenn jemand das Tier vergiftet hat, dann…« Sie schwieg.
    Ich wusste wohl, was sie hatte sagen wollen. Langsam ordneten sich meine Gedanken. Natürlich hatte niemand die Absicht gehabt, die Katze zu töten. Wer das Gift in das Kännchen praktiziert hatte, musste angenommen haben, dass ich den Inhalt zu mir nehmen würde. Der Mordversuch hatte also mir gegolten.
    Das Mädchen, das immer noch wütend und misstrauisch mit dem toten Kätzchen im Arm vor mir stand, kam dafür nicht in Betracht. Wer aber sonst?
    Da fiel mir die schmutzige Tasse ein, die, als ich hereingekommen war, noch nicht auf dem Tisch gestanden hatte.
    »Hat vielleicht jemand hier gesessen, während ich telefonierte?« fragte ich.
    »Ja, ein Chinese. Er hatte es sehr eilig. Er trank eine Tasse Tee und ging sofort wieder.«
    »Waren Sie die ganze Zeit über hier?«
    »Nein, ich ging in die Küche und kam erst wieder, als er zahlen wollte.«
    »Und mein Tee war auch schon serviert?«
    »Ja, ich brachte ihn, als Sie telefonierten.«
    Nun war mir alles klar. Das Kätzchen hatte mir wahrscheinlich das Leben gerettet. Das-Tierchen tat mir Leid, aber es war so immer noch besser, als wenn ich hätte daran glauben müssen.
    »Sie denken doch nicht, dass der Chinese…?« fragte die Serviererin verwirrt.
    »Doch, ich bin sogar sicher. Als er allein war, muss er das Gift in das Sahnetöpfchen geschüttet haben. Es gibt hier in Hongkong eine Anzahl von Leuten, die mich lieber tot als lebend sehen würden.«
    Das Mädchen riss die Augen auf und rannte weg. Gleich danach kam die

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