0171 - Die Hexe vom Hyde Park
ist der Tag der Rache gekommen. Und du, Glenda, sollst so sterben, wie ich damals gestorben bin.«
Sie schauten sich an.
Zum erstenmal sah Glenda die Augen der Hexe aus der Nähe. Sie waren dunkel, aber nicht klar, sondern zeigten einen verwaschenen Ausdruck, als würden sie sich vor etwas schämen.
»Willst du noch mehr wissen?«
»Ja, über Elizabeth. Warum ist sie verschwunden? Hatte sie so große Angst?«
»Nein, sie wollte Hilfe holen.«
»Schaffte sie es?«
»Ja.«
»Dann hat sie dir doch zur Seite gestanden.«
Larissa lachte. »Unsinn, sie kam viel zu spät zurück. Ich trieb schon tot auf dem Weiher, Bingham war verschwunden, und nur noch die beiden Henker existierten. Sie liefen in die Falle der Häscher. Die Männer töteten die beiden Henker. Sie schlugen ihnen ihre Degen über die Schädel, was jetzt noch zu sehen ist. Aber der Teufel gab sie mir zurück. Er wollte sie nicht haben, und sie mußten mir dienen. An meiner Seite lebten sie im Zwischenreich, bis ich den Zeitpunkt für günstig hielt, zurückzuschlagen. Der ist nun gekommen.«
»In der Vergangenheit.«
»Nein, du befindest dich nicht in der Vergangenheit, kleine Glenda. Sondern in einem Dämonenreich, wie ich es dir schon einmal gesagt habe.«
»Und wenn ich sterbe, was machst du dann?«
»Dann werde ich deine Leiche wieder in die Gegenwart schleudern. Man wird sie irgendwo im Hyde Park finden, und ich schaue aus meiner Dimension zu.«
Glenda wusste nun alles. Sie hatte den Schrecken erfahren. Ihr war bekannt, weshalb man sie umbringen wollte und wer ihre Mörderin war.
Eigentlich hätte sie vor Angst vergehen müssen, aber sie riß sich zusammen und fragte nach Bingham.
»Ihn schleudere ich wieder in die normale Zeit zurück. Die Leute werden sich wundern.« Die Hexe kicherte und strich sacht über ihren Totenschädel.
»Was ist das?« fragte Glenda.
»Ein Schädel.«
»Aber welche Funktion hat er?«
»Es ist ein Hexenschädel. So wie ein Zauberer seinen Stab besitzt, so besitzen manche Hexen ihre Zauberschädel. Mit ihm, mit seiner Hilfe kann ich einen Übergang zu anderen Zeiten und vor allen Dingen Dimensionen schaffen. Schon sehr oft habe ich Zeitsprünge gemacht und war in deiner Zeit. Dort habe ich mich umgeschaut und vieles gelernt, was ich jetzt verwerten kann. Ich habe dich ein paar Mal beobachtet und weiß auch, wo du arbeitest.«
John Sinclair! schoß es Glenda durch den Kopf. Dann ist sie auch über ihn informiert.
Aber die Hexe erwähnte den Namen mit keinem Wort. Sie wollte nur, dass die Probe endlich durchgeführt wurde. Larissa lachte Glenda an.
»Wenn du untergehst, bist du keine Hexe. Bleibst du an der Oberfläche, stehst du mit dem Teufel im Bunde, dann bist du eine Hexe.«
»Und was geschieht mit mir?« erkundigte sich Glenda.
Da lachte Larissa. »Schau dir meine beiden Freunde an. Sie werden dich töten, falls es nicht schon Warrash getan hat.«
»Wer ist Warrash?«
»Habe ich dir davon nicht erzählt?« fragte Larissa scheinheilig.
»Warrash ist ein Fisch, der in dem Weiher lebt. Er hat eine besondere Eigenschaft, denn er ernährt sich von Menschen. Ich weiß nicht, ob er satt ist, wenn ich dich der Hexenprobe unterziehe.« Larissa stieß ein girrendes Lachen aus, was bei Glenda eine Gänsehaut erzeugte. Immer neue Überraschungen hatte dieses Weib auf Lager, so dass Glenda keine Chance sah, zu entkommen.
Larissa würde ihre Drohung wahrmachen. Sie steckte voller Haß.
Und vielleicht war nur dieser Haß der Grund gewesen, weshalb der Teufel sie hatte leben lassen. Denn für den Satan allein zählte nur der Haß, nicht die Liebe oder irgendetwas anderes.
»Bindet sie fest!«
Dieser Befehl galt den beiden Henkern. Augenblicklich kamen sie ihm nach. Sie scheuchten die gefährlichen Bestien zur Seite, bückten sich und packten Glenda. Ihre Finger wären wie Stifte, die sich hart in Glendas Fleisch bohrten.
Das Girl stöhnte auf. Es spürte die Schmerzen, doch die beiden Folterknechte zeigten kein Erbarmen. Sie hatten den Befehl bekommen und führten ihn aus.
Das Brett war so breit gebaut, dass es rechts und links neben Glendas Körper noch überstand. Sie wagte sich nicht zu rühren, auch dann nicht, als die Henker sie losgelassen hatten, denn die Tiere standen zu beiden Seiten in Kopfhöhe und hatten ihre Schnauzen aufgerissen.
Bei der geringsten verdächtigen Bewegung würden sie zubeißen.
Glenda lag starr da. Sie wollte eigentlich die Augen schließen, doch wie unter Zwang hielt sie sie
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