0172 - Das Geheimnis der heiligen Inseln
an sich zog und die Augen schloß, um nicht sehen zu müssen, was unvermeidbar schien. Sie schafften es jedoch jedesmal, ungeschoren davonzukommen. Nach Griffins Schätzung durchquerten sie etwa ein Drittel der Stadt in östlicher Richtung, bevor sie in eine stille Wohnstraße einbogen und der Wagen in einer Einfahrt zur Seite eines flachen, weit gestreckten Gebäudes zum Halten kam.
Tea zeigte ihren Gästen den Weg. Durch einen Teil des Gartens gelangten sie an den Hintereingang des Hauses. Die Tür wurde von innen geöffnet. Ein schweigsamer, alter Mann gab den Weg frei, verneigte sich leicht und ließ das Mädchen mit den Terranern an sich vorbeitreten. Licht flammte auf. Ein breiter Korridor wurde sichtbar. Dicke Teppiche dämpften die Schritte.
Tea ging ein paar Schritte weit, dann öffnete sie zur Linken eine Tür, machte eine einladende Handbewegung und sagte leichthin: „Treten Sie ein und seien Sie willkommen. Betrachten Sie sich als des mächtigen Tharron Gäste."
Der Raum, in den sie wies, machte einen überraschend vertrauten Eindruck. Er hätte sich ebenso gut im Haus einer mäßig begüterten terranischen Familie befinden können. Die Möbel wirkten ein wenig altmodisch, aber sie waren in derselben Zahl und Anordnung vorhanden, wie man sie in einem irdischen Zimmer erwartete.
Es gab sogar eine Art Kamin. Über der verrußten quadratischen Öffnung hing ein großes, buntes Bild. Es zeigte einen Mann in der Mitte der Vierzig, mit einer prunkstrotzenden Uniform und einem martialischen, nicht unintelligenten Gesicht.
Ter hob die Hand zum Herzen, wie er es Tea hatte tun sehen, und sagte: „Tharron, der Unbesiegbare."
Die drei Männer tauchten nicht mehr auf. Tea schien die Chefin dieser Gruppe zu sein. Sie mochte ein paar verschrobene Ansichten bezüglich des Mannes haben, den sie den unbesiegbaren oder auch unübertrefflichen Tharron nannte, aber ansonsten wußte sie ziemlich genau, was sie wollte. Mit ein paar knappen Worten klärte sie die Terraner über die Situation auf.
„Man hält Sie hier für Spione des Nordbundes", begann sie.
„Ein paar klügeren Leuten, die es hier leider auch gibt, wie zum Beispiel Rima Kim, ist jedoch schon der Verdacht gekommen, daß Ihr Bericht der Wahrheit entsprechen könnte. Demnach kämen Sie also von den Sternen." Sie hob den Blick und sah Ter aus leuchtenden Augen an. „Wir glauben Ihnen. Wir wissen nicht, auf welchem Wege Sie von den Sternen gekommen sind, aber wir sind überzeugt, daß Sie die Wahrheit sagen. Wir haben Sie von der Tyrannei der Südreichregierung befreit und werden Ihnen die Möglichkeit geben, sich im Nordbund niederzulassen, sobald wir eine Transportgelegenheit erhalten. Natürlich arbeiten wir hier im Untergrund und müssen äußerst vorsichtig sein. Die Abwehr des Südreichs hat jedoch von unserer Arbeit noch nichts bemerkt, obwohl wir Vertrauensleute in verantwortlichen Stellungen der Verwaltung haben. Unter anderem gibt uns diese Dummheit und Blindheit der Süd-reich-Abwehr die Zuversicht, daß der Tag des Endsiegs für den glorreichen Tharron nicht mehr fern sein kann.
Die Leute des Südreichs sind dekadent und überheblich, wie können sie jemals damit rechnen, gegen den ungeheuren Tatendrang, die Frische und die Unverdorbenheit der Nordbund- Jugend zu bestehen?"
Griffin, dem wenig daran lag, politisch indoktriniert zu werden, unterbrach Tea mit einer Frage.
„Sie hatten von unserer Ankunft erfahren? Und Ihre Vertrauensleute informierten Sie über die Lage des Verstecks, in dem man uns unterbrachte?"
„Ja. Die Polizei hier in Artrot ist so dumm, daß sie für die wichtigsten Gefangenen stets das gleiche Gefängnis verwendet, nämlich die Seitenkammer im Komplex der nuklearen Forschungslabors, draußen in den Soti-Bergen. Wir haben deshalb einen geheimen Zu gang angelegt, von dem die Südreich-Polizei nichts weiß. Bisher erwies es sich niemals als notwendig, diesen Zugang zu benützen. Aber heute glaubten wir, wir könnten großes Unrecht verhindern, wenn wir Sie befreiten. Wir drangen durch den Stollen ein und .."
„... verursachten ein großes Gedröhne und Gedonner, nicht wahr?" unterbrach sie Ter.
Tea machte ein erstauntes Gesicht. „Wir? Wir dachten, das wären Sie gewesen. Einen Augenblick lang glaubte ich, der Stollen würde über mir zusammenbrechen. Es war schrecklich!"
Ter sah Griffin an. „Was war es dann?" fragte er auf akonisch.
Griffin war ratlos. „Vielleicht haben die Physiker ein neues Experiment
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