0172 - Mit Gangstern spielt man nicht
überlegte er wieder, was er verlangen könnte. Jedenfalls durfte er nicht zuwenig fordern. Es war ein Geschäft, wie man es nicht alle Tage macht.
Plötzlich stockte sein Fuß. War da vor ihm nicht der Weg zu Ende? Auch der Mann blieb stehen. Er hatte jetzt seinen linken Arm um Steves Schultern gelegt. Mißtrauisch ließ Steve sein Messer aus dem Ärmel herausgleiten und nahm das Heft fest in die Hand.
Es war alles eine Frage von wenigen Sekunden. Steve sah in der Finsternis nicht, daß der andere plötzlich ausholte, aber er ahnte es. Er warf seinen rechten Arm hoch, während der des anderen herabfuhr.
Der Mann stieß einen Schrei aus, fluchte und stieß noch einmal zu. Steve war von der Tatsache, daß er den anderen offenbar getroffen hatte, so erschrocken, daß er sein Messer sinken ließ.
Das war sein letzter Fehler in der ganzen Kette von Fehlern, die er an diesem Tag begangen hatte. Zweimal rasch hintereinander fuhr ihm die Klinge seines Gegners in die Brust. Röchelnd kippte Steve nach vorn.
Er fühlte nicht mehr, daß es Blumen waren, in die er sterbend sank.
***
Für den Bruchteil einer Sekunde waren wir beide wie gelähmt. Dann riß Prostins seine Pistole hoch.
Mit einem wahren Panthersprung warf ich mich rückwärts durch das Geäst der Büsche. Ein Schuß krachte, aber die Kugel zischte weit von mir entfernt durch die Luft. Ich rappelte mich auf, sprang vier Schritte nach rechts und gewann Deckung hinter einer uralten Eiche. Vorsichtig peilte ich hinter dem dicken, knorrigen Stamm hervor. Die Buschgruppe war vielleicht sechs Schritte von mir entfernt. Ich sah deutlich, daß sich ein paar Äste bewegten.
Ich hob meinen 38er, legte ihn in den angewinkelten linken Arm und wartete. Das Gezitter der Äste ließ nach. Auf der anderen Seite des Hügels wurden die Rufe der Kollegen laut, die natürlich den Schuß gehört hatten.
»Komm raus, Prostins!« rief ich. »Du entgehst uns nicht!«
Als Antwort bedachte er die Eiche mit vier Schüssen. Well, ich hatte seine Waffe gesehen, und ich kannte das Modell. Acht Schuß im Magazin, allenfalls noch einer im Lauf. Macht neun.
Ich schob meinen Kopf ein paar Millimeter vor und setzte zwei Kugeln ins Gebüsch.
Er schoß sofort zurück. Dreimal. Jetzt hatte er schon sieben Kugeln vertan.
Ich sah mich um. Ungefähr fünf Schritte hinter mir standen vier Palmen dicht beieinander. Ich spurtete los. Er schoß. Zweimal. Dann wurde es still.
Ich warf mich herum und jagte auf das Gebüsch zu. Im gleichen Augenblick tauchte oben auf dem Kamm des Hügels Phils Gesicht auf. Aber ich war viel frührer bei den Büschen als mein Freund.
Prostins warf sich mir entgegen. Er ließ die Pistole und das leere Magazin fallen, das er gerade hatte nachladen wollen. Der Gangster empfing mich mit eingezogenem Kopf, um mich zu rammen. Ich sprang zur Seite, schob das linke Bein zurück - und Prostins schoß darüber hinweg. Er überschlug sich fast und schlitterte den Hang hinunter.
Ich hetzte ihm nach. Als er aufstehen wollte, war ich über ihm. Er rammte mir ein Knie in die Hüfte, aber er traf den Knochen, und das mußte ihm mindestens ebenso weh tun wie mir selbst. Ich landete einen Kopftreffer. Er ging wieder zu Boden. Ich bückte mich. Plötzlich hatte er ein Messer in der Hand.
Mit einem kräftigen Ruck riß ich seinen Arm hoch, eine leichte Drehung, und das Messer entfiel seiner Hand. Schmerzlich stöhnte er auf.
Aber noch immer gab er sich nicht geschlagen. Er trat nach mir und erwischte mich so am Schienbein, daß ich ihn gegen meinen Willen losließ. Während ich drei Schritte zurücktorkelte, kam er wieder auf die Beine. Phil hatte sich uns inzwischen genähert.
»Weg da, Phil!« brüllte ich und ging wieder vorwärts.
Prostins hatte sich nach seinem Messer gebückt. Diesmal hatte er Pech. Es lag etwa zehn Schritte von ihm entfernt. Mit vor Wut verzerrtem Gesicht richtete er sich wieder auf und empfing mich mit einer Serie von Schlägen, die mich verdammt hart trafen.
Aber ich sah nicht tatenlos zu. Die linke Faust wischte ihm seine Arme auseinander. Die rechte zischte hinterher und landete an seiner Kinnspitze.
Rüg Prostins überschlug sich. Er rollte zehn Yard weit den Hang hinunter. Ich ging ihm langsam nach. Er war nicht imstande, allein aufzustehen. Ich zog ihn hoch. Er war grünlichgelb im Gesicht, und all seine Glieder waren schlaff. '
Phil half mir. Zusammen schleppten wir ihn zurück zu den Kollegen. Sekunden später schnappten die Handschellen um
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