0172 - Mit Gangstern spielt man nicht
Prostins passiert? Hat er einen Selbstmordversuch unternommen? Ich würd’s ihm Zutrauen.«
»Nein, nein, nichts mit Prostins. Etwas anderes. In der Flushing Avenue unten in Brooklyn liegt der Berry Park. Kennen Sie ihn?«
»Ich bin ein paarmal dran vorbeigefahren. Im Park selbst war ich noch nicht. Warum?«
»Man hat die Leiche eines jungen Mannes im Park gefunden, Jerry.«
»Erstens, Chef: Was hat das FBI damit zu tun? Wir kümmern uns doch sonst nicht um Leichen. Und zweitens: Liegt Mord vor?«
»Es ist ein Mord, Jerry, und der Junge stammt aus Connecticut.«
Ich stieß einen Pfiff aus. Das FBI tritt automatisch auf den Plan, wenn mehrere Bundesstaaten in einen Fall verwickelt sind. Der Junge stammte aus Connecticut, der Mord war in New York passiert - also kam nur noch das FBI in Frage. Für mich aber gab es noch einen anderen Grund, warum ich diesen Fall nicht einem anderen G-man lassen würde: Ich stamme nämlich aus Harpers Village in - Connecticut. Mr. High weiß das, und ich dachte, er hätte mich deshalb angerufen. Aber er hatte einen anderen Grund.
»Liegt nicht dem Park schräg gegenüber das Marine-Gelände?« fragte er.
»Hui!« sagte ich. »Sie haben recht, Chef. Vermuten Sie einen Zusammenhang?«
»Ich weiß es nicht, Jerry. Aber es könnte doch sein. Deshalb rief ich Sie an. Wollen Sie sich mit Phil um die Geschichte kümmern?«
»Ich will, Chef«, erwiderte ich. »Der Junge ist aus Connecticut, also gewissermaßen ein Landsmann von mir. Weiß Phil schon von der Sache?«
»Die Zentrale verständigt ihn, während ich mich jetzt mit Ihnen unterhalte.«
»Okay, Chef. Ich hole Phil ab, und dann brausen wir sofort hinunter nach Brooklyn. Soll ich Sie anrufen, wenn wir auf eine Spur stoßen?«
»Ja, bitte, Jerry!«
»Okay, Chef. So long!«
Ich drückte die Gabel nieder, wählte Phils Nummer, hörte das Besetztzeichen, wartete eine Minute, wählte wieder und mußte mich abermals gedulden. Erst beim dritten Anruf war die Leitung frei. Phil meldete sich mit den Worten:
»Okay, Jerry. Ich bin in sechs bis sieben Minuten unten an der Ecke.«
»So schnell kann ich nicht da sein«, entgegnete ich. »Du kannst dir zehn Minuten Zeit lassen.«
»Noch besser. So long!«
Ich warf den Hörer auf die Gabel und zwitscherte ab ins Badezimmer. Eine eiskalte Dusche und die Rasur machten mich fit. Das Anziehen ging schnell. Ein paar Minuten später war ich bereits mit meinem Jaguar unterwegs.
Phil stand an der Ecke, wo wir uns immer treffen, wenn ich ihn von zu Hause abhole. Er sprang herein, zog die Tür zu, und ich fegte schon wieder weiter. Ein Jaguar ist ein prächtiger Wagen, und die Entfernung bis Brooklyn zogen wir herunter, daß es eine helle Freude war. Allerdings hatten wir den Vorteil, daß es 2.30 Uhr nachts war. Kaum Verkehr.
Der Tatort war leicht zu finden. Vorn am Parkeingang stand die Reihe der Fahrzeuge, mit denen die Mordkommission gekommen war. Drei uniformierte Cops schoben bei den Fahrzeugen Wache. Wir ließen den Jaguar danebenrollen und stiegen aus. Mit unseren Dienstausweisen überzeugten wir die Cops davon, daß wir in den Park hinein durften.
Weiter hinten leuchteten die aufgebauten Standscheinwerfer der Kommission. Wir sahen eine Menge Männer herumlaufen und hörten Stimmengewirr.
Als wir näherkamen, wurde einer aufmerksam und schlenderte uns entgegen. Er hatte den Hut weit nach hinten ins Genick geschoben, tippte an die Krempe und brummte: »Ich bin Sam Wilmerson. Seid ihr die G-men?«
»Erraten. Ich bin Cotton, das ist Decker. Hallo!«
Wir schüttelten uns die Hand. Ich fragte nach dem Leiter der Kommission, und Wilmerson tippte mit dem zurückgewandten Daumen auf seine Brust. Er hakte die Daumen in die Ärmelausschnitte seiner Weste und marschierte breitbeinig mit uns auf den Tatort zu.
Der Junge lag noch so, wie man ihn gefunden hatte.
»Ich habe ihn absichtlich noch liegenlassen«, knurrte Wilmerson. »Dachte, Sie möchten sich vielleicht selber ein Bild machen.«
»Danke. Die Spuren sind gesichert?«
»Ja - das heißt: es ist alles abgesucht. Spuren gab es nicht. Das ist ein Kiesweg, wie Sie vielleicht bemerkt haben.« Wir beugten uns schweigend über den Toten und besahen uns die Lage von allen Seiten. Die grellen Standscheinwerfer, die vom Generator des Einsatzwagens gespeist wurden, verbreiteten ein unnatürlich helles Licht, in dem jede winzige Kleinigkeit scharf sichtbar wurde.
»Woher wissen Sie, daß der Junge aus Connecticut kam?« fragte ich, als wir
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