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0172 - Mit Gangstern spielt man nicht

0172 - Mit Gangstern spielt man nicht

Titel: 0172 - Mit Gangstern spielt man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mit Gangstern spielt man nicht
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mit der Tatort- und der Leichenbesichtigung fertig waren.
    »Ich habe die Papiere in seiner Brieftasche durchgesehen. Er ist einer von denen, die ihre Brieftasche nicht links im Rock, sondern in der Gesäßtasche der Hose tragen. Hätte er sie im Rock gehabt, wäre das Messer vielleicht daran abgeglitten. Hier ist die Tasche.« Wir sahen sie im Licht der Scheinwerfer durch. Ein paar Briefe in zittriger Handschrift - vermutlich von der Mutter -, die Fotos zweier Filmstars, ein paar herausgerissene Zeitungsinserate -alles Stellenanzeigen im Raum New York - und eine abgerissene Kinokarte. Dazu ein Führerschein, ausgestellt auf den Namen Steve Conder, Hartford, Connecticut.
    »Nichts von Belang«, sagte ich und gab die Brieftasche zurück. »Hat er sonst noch etwas bei sich gehabt?«
    »Ja«, nickte Wilmerson. »Eine Packung Zigaretten, Inhalt neun Stück. Ein Karton Streichhölzer, bisher vier Stück herausgebrochen. Auf einem kleinen Lederbeutel, den er an einer Schnur um den Hals trug, ist ein Medaillon mit einem Frauenbildnis. Ich tippe auf seine Mutter, es sind da gewisse Ähnlichkeiten in der Form der Nase und des Kinns. Im Beutel waren drei Zehn-Dollar-Scheine. In der linken Hosentasche fanden sich außerdem elf Silberdollars und 64 Cent in kleinen Münzen.«
    Ich staunte Wilmerson an: »Das haben Sie alles im Kopf?«
    Der Leutnant nickte lässig:
    »Ayeaye, Cotton. Mein Gedächtnis ist in Ordnung. Muß es auch, wenn man eine Mordkommission leitet. Bei uns geht es immer um die Kleinigkeiten.«
    »Von uns aus können Sie den Jungen jetzt wegtransportieren lassen, Wilmerson. Ihre Fotos haben Sie schon gemacht, wie?«
    »Ja, eine ganze Menge. He, Boys, tragt ihn weg!«
    In die Gruppe der herumstehenden Mitarbeiter der Mordkommission kam Leben. Eine Bahre wurde herangetragen, man legte den Jungen darauf und trug ihn fort. Irgendwie erinnerte mich die Szene an einen Gruselfilm, als die Männer so stumm mit dem Leichnam in der Finsternis verschwanden.
    Phil bot Zigaretten an. Wilmerson und ich bedienten uns. Als unsere Glimmstengel brannten, meinte der Leutnant: »Übrigens, wenn es Sie interessiert: An genau dieser Stelle lag vor ein paar Wochen schon einmal eine Leiche. Auch ein junger Bursche. Auch mit einem dieser verdammten Schnappmesser getötet.«
    Es dauerte einen Augenblick, bis ich diese Botschaft geschluckt hatte.
    »Wann war das?« erkundigte sich Phil.
    Wilmerson runzelte die Stirn und schloß die Augen. Seine Lippen bewegten sich lautlos, als er irgendwas ausrechnete.
    »In der Nacht vom 14. auf den 15. Mai«, sagte er schließlich. »Ein Versicherungsmann fand den Jungen, als er hier vorbeikam, um zur Bushaltestelle zu gehen.«
    »Die Unterlagen darüber haben Sie im Office?« fragte ich.
    Wilmerson nickte nur.
    »Kommen Sie«, sagte ich knapp. »So einen Zufall gibt’s gar nicht!«
    ***
    Wilmersons Office lag hinter einem großen Büroraum, in dem sage und schreibe neun Tische, sieben Schreibmaschinen und vier Telefone standen.
    Die Tür zum Office des Lieutenant bestand zum größten Teil aus undurchsichtigem Glas, das sicher nicht geeignet war, ihm den Lärm des Vorraums vom Halse zu halten. Allerdings sah es bei Wilmerson ein bißchen gemütlicher aus. Ein heller Schreibtisch wurde von zwei Sesseln flankiert. Richtig nette Schaumgummisessel.
    Wilmerson grinste, als er unseren verwunderten Blick sah: »Ein Geschenk vom Commissioner! Vor drei, vier Jahren hatte ich ein Angebot aus dem Südwesten, aus ’ner kleinen Stadt. Sollte dort Polizeichef werden. Ich habe das Angebot nicht ernstlich in Erwägung gezogen, denn mir liegt es nicht, am Schreibtisch zu sitzen und mich mit den Kommunalpolitikern wegen ein paar lausiger Dollars für den Polizei-Etat auseinanderzusetzen. Aber ich drohte, ich würde wirklich gehen, wenn ich nicht endlich mal ’ne vernünftige Einrichtung für mein Zimmer bekäme. Hähä, ich war ihnen eine Einrichtung wert.«
    Er ließ sich seufzend in seinen Drehstuhl hinter dem Schreibtisch fallen, während wir uns in die Sessel verfrachteten.
    Sam Wilmerson hatte unterwegs schon einem seiner Mitarbeiter Bescheid gegeben, welche Akten er brauchte, und tatsächlich wurden ein paar Minuten später die Unterlagen hereingebracht.
    Mordfall R. L. McMahone stand in roten Druckbuchstaben auf dem Aktendeckel. Er quoll fast über von Protokollen, Aktennotizen, Tatortfotos und anderen Papieren.
    »Wie weit sind Sie mit dem Fall?« fragte ich, als Wilmerson den ganzen Kram auf seinem

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