0172 - Mit Gangstern spielt man nicht
Schwierigkeiten mit dem Fremdwort, aber er bekam es doch richtig heraus, wenn er auch jede Silbe einzeln ausspuckte.
Ich hielt ihm die gewünschte Legitimation hin. Den FBI-Ausweis nämlich. Er stutzte, war einen Augenblick verwirrt, faßte sich aber ziemlich schnell und knurrte unhöflich: »Zu wem wollen Sie?«
»Mr. Stainley.«
»Mr. Stainley ist nicht zu Hause.«
»Davon möchten wir uns gern selber überzeugen.«
Er dachte nicht daran, den Weg frei zu geben. »Haben Sie einen Haftbefehl?« fauchte er bissig. »Sonst kann ich Sie nicht hereinlassen.«
Ich sagte: »Wir haben einen Haftbefehl.«
»Zeigen Sie her!«
»Sind Sie Mr. Stainley?«
»Natürlich nicht! Ich habe Ihnen doch gesagt…«
Ich schob ihn beiseite: »Tut mir leid. Wir sind nur befugt, Haftbefehle den Betroffenen vorzuweisen. Machen Sie kein Theater! Sonst kommen Sie auch noch mit wegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt.«
Solche Formulierungen machen bei manchen Leuten Eindruck. Vor allem bei denen, die an einem chronisch schlechten Gewissen leiden. Am liebsten hätte er uns als Punchingball mißbraucht, aber er traute sich nicht so recht. Dafür wich er keine Sekunde von uns, als wir Stainleys prächtige Villa mit einer raschen, aber gründlichen Durchsuchung beehrten.
Er hatte in einem Punkte recht: Stainley war wirklich nicht zu Hause. Als wir wieder in der Diele standen und er seinen Triumph kaum noch verbergen konnte, fragte ich: »Wo ist Stainley?«
»Keine Ahnung. Ich bin nur ein Angestellter. Er bindet mir nie auf die Nase, wohin er geht.«
»Wann ist er denn gegangen?«
»Heute in aller Herrgottsfrühe.«
Phil schaltete sich ein: »Was hat er mitgenommen?«
Der Schläger grinste geradezu vor Freude über das, was er uns antworten konnte: »Zwei große Koffer und den Wagen.«
»Hat er gesagt, daß er länger wegbleiben wird?« erkundigte ich mich.
Er nickte: »Ja. Ein paar Tage. Vielleicht auch ein paar Wochen. Er wußte es noch nicht.«
»Und wer zahlt Ihnen Ihr Gehalt in der Zwischenzeit?«
»Mr. Stainleys Bank.«
Ich warf Phil einen kurzen Blick zu. Stainley hatte uns also hereingelegt. Er wollte nur einen Tag Zeit gewinnen, damit er sein Geld von der Bank holen konnte. Und ich Trottel hatte ihm diesen einen Tag großzügig gegeben!
»Na ja«, sagte ich obenhin. »Er kann ja morgen in allen Zeitungen lesen, was wir ihm sagen wollten.« Ich machte eine kurze Pause und grinste dem Torhüter frech ins Gesicht. »Sie kleines Dummchen! Wir haben Sie schön reingelegt. Wir haben nämlich gar keinen Haftbefehl!«
Er runzelte seine Stirn und sah uns verständnislos an. Ich lachte, als ob wir wirklich nur einen Scherz gemacht hätten, und zog Phil am Ärmel weg.
»Komm, Phil! Bevor unser Freund wütend wird.«
Wir hüpften die Stufen hinab und kletterten in den Jaguar. Phil riß die Tür hinter sich zu und knurrte:
»Sag mal, fühlst du dich restlos gesund? Was soll der Quatsch? Wieso muß du dem Kerl erzählen, daß wir keinen Haftbefehl hätten?«
»Denk mal nach!«
Ich fuhr an, während Phil seine beleidigte Miene Nummer eins aufsetzte. Bis zum Distriktgebäude würdigte er mich keines weiteren Wortes. Wir gingen sofort zu Mr. High und erzählten ihm, daß sich Stainley aller Wahrscheinlichkeit nach abgesetzt hatte.
»Sagten Sie nicht, daß er ein künstliches Bein trägt?« forschte der Chef.
»Ja. Der linke Unterschenkel, glaube ich.«
»Nun, dann wird es nicht schwerfallen, ihn aufzutreiben. Er kann sich alle möglichen Verkleidungen zulegen, aber er kann aus einem künstlichen Bein nicht wieder ein natürliches machen.« Ich nickte, steckte mir eine Zigarette an und überlegte einen Augenblick. »Warum wollen wir nicht die Kosten für eine Großfahndung einsparen?« fragte ich. »Ich weiß eine Methode, die billiger ist.«
Phil und Mr. High sahen mich überrascht an. »Für Stainleys Flucht kann es nur einen Grund geben«, erläuterte ich. »Er selbst hängt in der Marihuana-Sache drin und wollte nur einen Tag Zeit gewinnen, damit er sein Geld von der Bank holen konnte. Deshalb nannte er uns den Namen einer Bande, von der er wußte, daß sie sich nicht einfach würde festnehmen lassen. Er rechnete damit, daß ihm dies den erhofften Zeitgewinn einbringen würde. Das tat es ja auch. Aber wenn nun Prostins dabei erschossen worden wäre?«
»Ich verstehe nicht, worauf du hinauswillst!« bellte Phil. »Erstens lebt Prostins, und zweitens: Was hätte es mit Stainley zu tun, wenn Prostins wirklich gestorben
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