0172 - Mit Gangstern spielt man nicht
zu führen. Vor der Tür blieb er stehen und brummte:
»Ich… ich hab ’ne Freundin auf Besuch. Die braucht doch nichts von unserer Unterhaltung mitzukriegen, wie?«
»Von mir aus nicht«, erwiderte ich.
»Warten Sie ’nen Augenblick, ja?« bat er treuherzig. »Ich schick’ sie hinten raus. Mir wird schon ’ne Ausrede einfallen.«
»Höchstens drei Minuten«, gab ich ihm.
Er schwirrte ab. Wir sahen uns gelangweilt um. Das übliche Bild einer Spielhalle. Verbissene Gesichter vor Automaten. Rattern von drehenden Scheiben, Klirren von Kugeln, Stimmengewirr, Rauchschwaden.
Es dauerte nicht einmal drei Minuten, bis unser Bulle wieder erschien und uns die Tür offenhielt. Wir kamen in ein winziges Büro. Phil mußte sich auf den kleinen Schreibtisch setzen, damit wir alle Platz hatten in der Bude.
»Was war eigentlich in den Päckchen drin, die Sie jeden Abend zwei Männern der Preavitt-Gang übergaben?« fragte ich.
Der Schuß war ein Volltreffer. Unser Aufseher wurde kreidebleich, stotterte, räusperte sich und stotterte wieder.
Ich beugte mich vor: »Bind uns bloß keine Bären auf! Wir sind vom FBI, nicht von irgendeinem Kindergarten!«
Er leckte mit der Zungenspitze über seine trocknen Lippen. »Stimmt«, stieß er abrupt hervor, »stimmt was mit den Päckchen nicht?«
Ich sah ihn an. Er sah so todunglücklich aus, daß man nicht wußte, ob man lachen oder weinen sollte. War es sein schlechtes Gewissen oder einfach nur die Angst vor dem FBI?
»Was war in den Päckchen?« fauchte ich ihn an.
Er hob die Schultern: »Bü-Bücher.«
Ich atmete tief. Wenn man doch nur in die Gehirne der lieben Mitmenschen blicken könnte! Glaubte er selbst, was er sagte? Oder wußte er genau, daß er log? Wenn er es wußte, wußte er auch, daß Marihuana drin gewesen war?
»Was für Bücher denn?« grinste Phil freundlich.
Er senkte den Kopf, wurde rot und ließ sich schließlich zu einer Erklärung herbei, die mir die Sprache verschlug: »Na, so Bücher mit Bildern! Sie… Sie wissen doch, was ich meine!«
Ich sah Phil an. Er zuckte die Achseln. Nur der Himmel konnte wissen, ob der Bursche uns schamlos anlog oder ob er selber davon überzeugt war.
»Von wem bekamen Sie die Bücher?« fragte ich.
»Nachmittags mit der Post.«
»Wer ist der Absender?«
»Es stand kein Absender drauf.«
»Woher wußten Sie, daß Bücher drin waren?«
»Er hat es gesagt.«
»Wer?«
»Der Mann, der mich angerufen hatte.«
»Wer war das?«
»Weiß ich nicht. Er hat seinen Namen nicht gesagt. Er fragte, ob ich Lust hätte, mir jeden Abend zehn Dollar zu verdienen. Na, zehn Bucks kann man immer brauchen, nicht?«
Er sah mich an, als erwarte er von mir eine Bestätigung. Als er sie nicht bekam, senkte er wieder seinen massigen Schädel und fuhr betreten fort: »Ich hab’ natürlich gefragt, was ich dafür tun müsse. Na, und da hat er es mir erklärt. Er werde mir jeden Nachmittag mit der Post ein Päckchen Bücher schicken, die man im Buchhandel nicht kaufen könne. Ich dürfe die Päckchen aber nicht öffnen, denn sie seien versiegelt.«
Damit hatte er recht. Das Päckchen, das Forster bekam, war versiegelt gewesen.
»Und?« fragte Phil, als der Bursche eine Pause machte. »Was weiter?«
»Ich brauchte das Päckchen nur jeden Abend zwei Männern zu geben, die es abholen würden. Er beschrieb die beiden Männer, aber er sagte, es könnten manchmal auch andere kommen. Deswegen müßten wir ein Kennwort vereinbaren.«
»Wie hieß das Kennwort?«
»Ein Dutzend Zigaretten.«
Ich seufzte. So viel Naivität ging auf keine Kuhhaut. Sie erzählten was von Büchern und vereinbarten ein Kennwort, das dem Inhalt des angeblichen Bücherpaketes entsprach. Ein Dutzend Packungen mit Marihuana-Zigaretten. »Wie war die Stimme des Anrufers?«
»Wie soll sie gewesen sein?« erwiderte er verständnislos.
»Ich meine, hatte sie einen besonderen Klang? Einen Akzent?«
»Es war ’ne ganz gewöhnliche Männerstimme.«
»Und Sie haben sich auf so ein Geschäft eingelassen?«
Er versuchte zu bocken: »Hören Sie mal, Mister!« schnaufte er in einem Anfall von Mut. »Ich kann in meinem Geschäft Pakete weitergeben, so lange ich Lust habe! Wo steht das, daß mir das verboten ist?«
Ich beugte mich vor und sah ihm genau in die Augen: »Wo steht das, daß Sie Rauschgift weitergeben dürfen?«
Er zuckte nicht mit der Wimper: »Na, das darf man nicht! Das ist doch klar! Aber es waren doch nur ein paar Bücher, und ich gab sie an Erwachsene
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