0172 - Mit Gangstern spielt man nicht
Wir rufen Sie morgen früh an, Blythe, und sagen Ihnen, was es mit dem Aufseher gegeben hat. Sie können uns bei der Gelegenheit erzählen, was Forster ausgesagt hat. Sie werden ihn doch verhören?«
»Und ob ich das werde!« schnaufte Blythe.
Wir verabschiedeten uns. Für die nächsten paar Stunden hätte ich um keinen Preis der Welt ein gewisser Forster sein mögen. Blythes Gesicht hatte deutlich genug verraten, wie er Forster ausquetschen würde.
Wir fuhren zu Wilmerson. Es war schon sechs, als wir bei ihm eintrudelten.
»Hallo, die G-men!« rief er müde, als wir sein Office betraten. »Was gibt’s Neues?«
»Nichts, was unseren gemeinsamen Fall angeht«, erwiderte ich, während wir uns in die Schaumgummisessel fallen ließen. »Wir mußten uns um eine andere Geschichte kümmern. Wie sieht’s bei Ihnen aus?«
Wilmerson zog die mittlere Schreibtischlade auf und holte ein Messer hervor. Die Spitze war rostigbraun.
»Was ist das?« fragte er.
Wir besahen uns das Ding. Ein Schnappmesser, wie man es in jedem Warenhaus kaufen kann. Es hatte einen glatten, lackierten Griff.
»Die Mordwaffe?« fragte ich. Wilmerson schüttelte den Kopf. »Nein. Meine Leute fanden das Messer in dem Blumenbeet, nachdem man den Jungen abtransportiert hatte. Er lag darauf und hatte es in die weiche Erde gedrückt. Es sind nur seine eigenen Fingerabdrücke auf dem Griff. Also hat es der Junge selber in der Hand genabt. Aber das da ist Blut!«
Er deutete auf die rostigbraune Stelle an der Spitze. »Natürlich haben sich unsere Wissenschaftler schon damit beschäftigt. Sie sagen, es sei a) Menschenblut, b) von der Blutgruppe 0, c) das Blut eines Zuckerkranken.«
Ich beugte mich vor und betrachtete das Messer noch einmal. »Großartig, Wilmerson«, sagte ich dann. »Jetzt haben wir eine brandheiße Spur, die uns zu dem Mörder führen muß! Überlegen Sie doch mal! Zuckerkranke dürfte es in New York einige Tausend geben. Vielleicht zigtausend. Aber Blutgruppe 0 hat höchstens noch ein Viertel dieser Leute. Und unter diesem Viertel muß sich einer befinden, der eine frische Wunde von einem Messerstich hat! Alle Krankenhäuser, alle Ärzte, alle Apotheken müssen verständigt werden! Wilmerson, das ist genau die Spur, die wir brauchen!«
Er nickte zufrieden: »Das dachte ich auch. Ich habe schon Rundschreiben an alle Ärzte und so weiter veranlaßt. Die Briefe gehen morgen früh raus. Es müssen eine Menge Adressen getippt werden, sonst hätte man sie heute noch abschicken können.«
»Ein Tag spielt dabei keine Rolle«, sagte ich. »Die Wunde scheint, nach der Blutspur am Messer zu urteilen, mindestens drei Zentimeter tief zu sein. So etwas heilt nicht in zwei Tagen. Wenn das Messer nicht ganz sauber war, entzündet sich die Wunde womöglich noch, und dann dauert es länger.«
»Ich habe noch was anderes veranlaßt«, gestand Wilmerson. »Ich habe die beiden Fotos der im Park ermordeten Burschen an die Zeitungen gegeben. Morgen früh stehen die Bilder in sämtlichen Tageszeitungen New Yorks. Das wird eine Menge Arbeit machen. Aber vielleicht erfahren wir doch, wo sie sich am Abend ihres Todes aufgehalten haben.«
»Nicht schlecht, Wilmerson«, nickte ich. »Dann können wir im Augenblick nichts weiter tun, als bis morgen früh warten, was?«
»Ja, das müssen wir. Schlaft euch mal aus! Ihr seht auch nicht gerade so aus, als würdet ihr an einem Übermaß Erholung kranken.«
»Bestimmt nicht. Von Ihnen kann man’s aber auch nicht behaupten.«
Er winkte ab. »Ich kenne meine Wohnung kaum noch, wenn Sie’s genau wissen wollen. Also dann bis morgen!«
Wir schüttelten ihm die Hand und verließen sein Office. Da wir noch etwas in Brooklyn vorhatten, blieben wir in diesem Stadtteil und aßen eine Kleinigkeit zu Abend. Anschließend wollten wir uns den Aufseher der Spielhalle vorknöpfen. Ich versprach mir nicht viel davon, aber in dieser ganzen verrückten Geschichte unterlief mir ein Irrtum nach dem anderen…
***
Der Aufseher verzog kein Gesicht, als wir ihm unsere FBI-Ausweise hinhielten.
»Bitte schön«, sagte er. »Hier geht alles streng gesetzlich zu. Wir haben die Konzession für 90 Automaten. Zählen Sie nach! Es sind nur 87.«
»Ihre Konzession interessiert uns nicht«, sagte ich. »Wir möchten uns mal ein paar Minuten ungestört mit Ihnen unterhalten. Wo können wir das tun?«
Er wurde unsicher, kratzte sich hinterm rechten Ohr und dachte nach. Es dauerte eine ganze Weile, bis er sich entschloß, uns nach hinten
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