0173 - Der Tod lädt ein zum Maskenball
fürchte ich mich nicht.«
Ich schluckte. »Wenn Sie nichts dagegen haben, kommt mein Freund auch mit.« , Ihr Lächeln wurde spöttisch.
»Natürlich nicht, aber Sie werden ihn rufen müssen. Dort unten geht er.«
Sie streckte den Arm aus und zeigte auf die Wälder am Rand des Rasens. Ich sah, dass sich eine schattenhafte Gestalt dort bewegte.
Verdammt, Phil hatte sich aus dem Staub gemacht. Hin und wieder hat er solche Anfälle von Rücksichtnahme, aber ich kann nicht behaupten, dass ich jetzt begeistert davon war.
Ich wollte rufen, aber Jane Beverley legte mir eine Hand auf den Arm.
»Onkel Evan wünscht nicht, dass man nachts hier herumschreit.«
Es blieb mir nichts anderes über, als sie zu begleiten. An der Treppe schob sie wie selbstverständlich ihren Arm in den meinen, und dann schlug sie den Weg um das Haus herum in Richtung auf das Schwimmbecken ein.
»In Ihrer Gegenwart fürchte ich mich wirklich nicht«, nahm sie das Thema wieder auf. »Sie müssen schrecklich stark sein.«
»Warum fürchten Sie sich überhaupt? Ich schätze, dieses Haus ist höchstens zwanzig Jahre alt. Sehr unwahrscheinlich, dass sich darin schon Gespenster eingenistet haben. Außerdem unterhält Mr. Beverley eine halbe Kompanie an Personal.«
Sie drückte sich enger an mich.
»Es werden noch schreckliche Dinge in diesem Haus geschehen«, sagte sie mit geheimnisvoller Stimme. »Ich fühle es. Frauen haben feinere Nerven als Männer. Ich ahne, dass ein Unheil über Beverley-House lastet wie eine Gewitterwolke. Eines Tages wird die Wolke aufbrechen.«
»Sie meinen also, an Mr. Beverleys Befürchtungen könnte etwas Wahres sein?«
»Unsinn«, zischte sie wütend. Ihre Stimme klang völlig verändert. »Dem Alten wird nie etwas passieren. Ihm wird kein Unglück zustoßen. Er ist es, der Unglück über alle Menschen bringt, die mit ihm zu tun haben.«
»Warum gehen Sie dann nicht fort?«
»Wovon soll ich leben?«, fauchte sie mich an. »Beverley hat meinen Vater, seinen eigenen Bruder, um den ganzen Besitz gebracht. Es ist nicht wahr, dass mein Vater mir Geld hinterlassen hat. Er war arm wie eine Kirchenmaus, als er starb. Onkel Evan hat ihn ruiniert, und jetzt hält er mir vor, dass er mir ein paar Dollar gibt. Auf den Knien soll ich ihm für Geld danken, das eigentlich mir gehört, weil es meinem Vater gehörte. Trüge ich nicht den Namen Beverley, so gäbe er mir keinen Cent, aber er will nicht, dass über ein Mitglied der Beverley-Familie in den Zeitungen berichtet wird. Das ist der einzige Grund, warum er uns alle nicht einfach auf die Straße jagt. Er hasst uns alle, obwohl wir seine Verwandten sind. Ihn interessiert Verwandtschaft nicht. Er liebt nur sich selbst und sonst niemanden.«
***
Wir hatten jetzt fast das Schwimmbecken erreicht. Mit leichtem Druck drängte mich Jane Beverley vom Weg hinunter in Richtung auf den Wald zu.
»Reden wir nicht mehr davon«, flötete sie, und ich stellte fest, dass die Nichte genauso wie der Onkel die Töne zu wechseln verstand. Es schien eine Eigenheit der Familie zu sein.
»Sollen wir nicht lieber umkehren«, schlug ich vor. »Es ist kühl. Sie könnten sich erkälten.«
Sie lachte. Es sollte silberhell klingen, aber mir kam’s ziemlich künstlich vor.
Wir näherten uns bedenklich dem Waldrand. Die Bäume warfen im Mondlicht lange Schatten, in denen es dunkel war. Mir schien es schwieriger, Jane Beverley zum Umkehren zu bringen, als einem hartnäckig leugnenden Ganoven ein Geständnis zu entlocken.
Sie blieb stehen.
»Mr. Cotton?«, fragte sie leise. »Wie heißen Sie mit Vornamen?«
Ich wagte nicht, ihr ins Gesicht zu sehen. Der Himmel mochte wissen, was darin zu lesen war. Mit einem Gefühl der Verzweiflung blickte ich an den Bäumen entlang.
»Ich heiße Jane«, sagte die Dame, und eigentlich hauchte sie es schon.
»Augenblick mal«, knurrte ich und schob sie ein wenig zur Seite. Ich hatte im Schatten einer Tanne eine Bewegung wahrgenommen. »Da ist jemand.«
Ich strengte meine Augen an, und jetzt glaubte ich deutlich, die Umrisse eines Menschen zu erkennen.
»Ist dort wer?«, rief ich halblaut.
Die Gestalt rührte sich nicht. Ich ging langsam auf die Stelle zu. Als ich auf ein paar Yards heran war, bewegte sich die Gestalt. Sie kam aus dem Baumschatten heraus.
»Guten Abend«, sagte der Mann. Es war Terry Brown, Miss Beverleys Verlobter.
»Guten Abend«, antwortete ich. »Waren Sie mit Miss Beverley hier verabredet? Sie brachte mich her.«
Terry Brown sah auf
Weitere Kostenlose Bücher