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0173 - Der Tod lädt ein zum Maskenball

0173 - Der Tod lädt ein zum Maskenball

Titel: 0173 - Der Tod lädt ein zum Maskenball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Tod lädt ein zum Maskenball
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Mondes, der eben am Horizont aufging.
    Als ich die Freitreppe erreicht hatte, rief mich Phil an. Er hockte auf der Balustrade des Podestes zwischen zwei Säulen und befand sich in ausgezeichneter Laune.
    »Du siehst aus, als hättest du schon einige Zusammenstöße hinter dir«, sagte er und zeigte auf einen Riss im Ärmel des Kostüms.
    »Ja«, knurrte ich, »mit Vampiren, Leoparden, Tigern und einem betrunkenen Herkules.«
    »Ich traf meinen alten Freund Viewman«, erzählte Phil. »Ich brauchte nur die Maske abzunehmen. Er wurde sofort rot im Gesicht und ging auf mich los.«
    »Und?«
    »Das Gebiss, das sie ihm im Gefängnis verpassten, taugte nichts«, stellte Phil lakonisch fest.
    Ich blickte melancholisch in das Gewoge der Menge, die jetzt im Mondlicht nur wie ein schattenhaftes Gewimmel zu sehen war.
    »Wir werden nicht verhindern können, dass noch vor Mitternacht eine Anzahl Damen ihren Schmuck und einige Herren ihre Brieftaschen vermissen werden. Wir werden auch reichlichen Ärger mit weiteren Zusammenstößen bekommen. Die Bande ist jetzt schon fast tollwütig. Wir haben die Schwierigkeiten unterschätzt.«
    Das Tanzorchester brach die Musik ab. Zehn Sekunden lang lag eine geradezu beklemmende Stille über dem Beverley-Gelände. Dann, auf einen Schlag, flammten an allen Ecken und Enden Scheinwerfer auf. Das Haus, der Waldrand, das Tanzpodium wurden in rotes, grünes, blaues Licht getaucht. Die große Wiese, die als Golfplatz diente, umkränzte ein Kreis von Lampions in tausend Farben und den bizarrsten Formen. Mitten darin zischten die Wasserstrahlen eines Springbrunnens hoch, der von kreisenden Scheinwerfern in wechselndes Licht getaucht wurde.
    Das Orchester intonierte etwas, das sich wie ein Marsch anhörte. Dann richtete sich ein Bündel von weißen Scheinwerfern auf eine Art Kanzel, die über der Tanzfläche aufgebaut worden war. Auf dieser Kanzel stand die gesamte Familie Beverley, der Millionär vorne am Mikrofon.
    Beverley trug einen langen, goldbestickten Rock, seidene Kniestrümpfe und eine riesige Perücke. Er war einfach nicht wiederzuerkennen. Sein Vetter Crowell schien mir in einer Kluft zu stecken, die jenen dunklen Trachten nachgeahmt war, wie sie im 19. Jahrhundert von den legendären Sklavenjägern der beginnenden Freiheitskriege getragen wurden.
    Waxt trug den bizarren Federmantel eines hawaiischen Häuptlings. Jane Beverley hatte ebenfalls zu Federn gegriffen. Offenbar stellte sie einen nächtlichen Paradiesvogel dar. Ihre Tante Judith kam als Hexe. Sie trug einen Besen in der Hand und hatte eine giftgrüne Perücke auf dem Kopf. Sonst brauchte sie nicht viel Maske für ihre Rolle zu machen.
    Jack Roberts hatte es natürlich nicht lassen können, seinen Prachtkörper zur Schau zu stellen. Er kam als ,Tarzan’ während Brown, Janes Verlobter, sich in einen schwarzen Mantel mit Silberstickerei von Zorro, dem Rächer, gehüllt hatte.
    Ich sah, wie Evan Beverley die dürre Klauenhand hob.
    Von allen Ecken des Geländes prasselten Raketen in den Himmel. Fast eine halbe Stunde lang dauerte das Feuerwerk, das eine Flut von Lichtkaskaden über den Himmel goss. Die Gäste schrien wie verrückt und tobten vor Beifall.
    Dann, mit dem letzten zerknallenden Feuerwerkskörper, beugte sich Beverley und sprach ins Mikrofon. Seine Rabenstimme krächzte aus allen Lautsprechern: »Meine Gäste! Evan Beverley heißt Sie auf seinem Gelände, in seinem Haus und auf seinem Fest willkommen.«
    Er warf beide Arme hoch. Die dreitausend Gäste brachen in Beifallgeheul aus. Die weißen Scheinwerfer erloschen. Die Musik setzte wieder ein.
    Über die Musik aber hinweg krächzte es im Lautsprecher: »Mr. Cotton und Mr. Decker sollen sofort ins Arbeitszimmer von Mr. Beverley kommen.«
    Phil und ich tauschten einen erstaunten Blick. Phil sprang von der Balustrade herunter.
    »Nicht einmal einen Whisky kann man in Ruhe trinken«, schimpfte er. »Was will der alte Geier schon wieder von uns?«
    Ich lachte. »Vielleicht will er mich schadensersatzpflichtig machen. Ich habe das Zimmer mit der Hilfe von Rag Gratano aufgeräumt.«
    »Oh«, machte Phil nur.
    ***
    Wir kämpften uns zum Arbeitszimmer durch. Die Tür stand weit offen, und ein junger Mann und ein Mädchen hatten es sich in einem Sessel bequem gemacht. Unser Eintreten verscheuchte sie.
    Dann entdeckte ich Gratano, der immer noch lang lag und schlief. Ich war überrascht von der Wirkung meiner Faust, aber als ich mich über ihn beugte, sah ich, dass es nicht meine

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