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0173 - Der Tod lädt ein zum Maskenball

0173 - Der Tod lädt ein zum Maskenball

Titel: 0173 - Der Tod lädt ein zum Maskenball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Tod lädt ein zum Maskenball
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Hollywoodstar stand nahe vor mir. Ihre Nasenflügel bebten.
    »Komm! Ich will mit dir tanzen!«
    »Später«, sagte ich. »Jetzt habe ich ein paar unaufschiebbare Dinge zu tun.« ’
    Bevor sie reagieren konnte, sauste ich los, und das Glück stand mir bei, denn eine Gruppe von Verrückten, die eine Polonaise veranstalteten, schob sich zwischen sie und mich, sodass ich einen guten Vorsprung gewann. Ich drängelte mich auf das Haus zu.
    Jetzt schien das Glück mich doch zu verlassen.
    ***
    Kurz vor der Treppe lief ich der Leopardin in die Arme. Auch sie hatte sich, vom üblichen Verehrer- und Bewundererschwarm umflattert, ins Freie begeben. Sie erblickte mich und stieß auf mich zu wie eine angreifende Katze auf die Maus.
    Sie versperrte mir mit ausgebreiteten Armen den Weg. Ich wollte rechts an ihr vorbei. Da schlug sie ihre Krallen in meinen Ärmel. Nur mit Gewalt hätte ich sie abschütteln können.
    »Ich will mit dir tanzen!«
    »Nein«, sagte ich verzweifelt. »Lassen Sie mich los! Ich muss arbeiten.«
    Sie winkte einem ihrer Verehrer, die respektvoll in drei Schritten Entfernung stehen geblieben waren.
    »Bring Champagner!«, rief sie und warf sich in eine Pose, die wahrscheinlich die Spitze des Verführerischen sein sollte.
    Der Verehrer, ein kleiner und kugeliger Mann, der in seinem Kostüm eines römischen Kaisers mit Lorbeerkranz auf dem' kahlen Schädel höchst lächerlich wirkte, riss einem Diener das Tablett aus den Händen. Die Hälfte der Gläser fiel dabei um.
    »Bediene dich, Göttin«, jaulte er.
    Die Hollywood-Leopardin ging unsanft mit mir um. Sie wollte mir die Maske herunterreißen und mir den Sekt mit Gewalt eintrichtern. Ich führte eine Art Ringkampf mit der Dame auf, und wahrscheinlich hätte ich verloren, wenn nicht ein besonderes Ereignis eingetreten wäre.
    Ein Mann im Tigerfell brach in den Kreis, griff sich die Hollywood-Leopardin und versuchte, sie mit sich fortzuziehen.
    Sie wollte nicht. Sie kreischte und zappelte.
    Ich sah mir den Burschen an. Er trug keine Maske. Sein schwarzes Haar fiel in Strähnen in sein hübsches, aber gemeines Gesicht. Die Narbe an seinem Kinn glühte. Es war Rag Gratano, der Messerspezialist, der von seinen Freunden Tiger-Rag gerufen wurde und dessen Namen ich mit besonderer Besorgnis auf Beverleys Gangsterliste gelesen hatte.
    Von mir aus hätte Tiger-Rag die Hollywood-Königin auf dem kürzesten Weg zum Friedensrichter schleppen können, aber die Dame trug außer ihrem Leopardenfell eine Menge Ringe, und Gratano war es glatt zuzutrauen, dass er die Szene nur aufführte, um sie irgendwo hinzuschleifen, wo er ihr in Ruhe die Ringe von den Fingern ziehen konnte. Rag hielt sich für einen unwiderstehlichen Mann, und es gab einige Fälle in seiner Laufbahn, in denen er die Unwiderstehlichkeit schamlos ausgenutzt hatte. Es blieb mir nichts anderes über, als den Tiger zu bändigen.
    »Verschwinde!«, pfiff ich ihn an.
    Er warf den Kopf in den Nacken. Seine Augen blitzten. Mit einer Hand hielt er den Hollywood-Star.
    »Sie ist mein!«, brüllte er. »Hol sie dir!«
    Die anderen klatschten Beifall. Ihnen gefiel die Show, die er aufzog.
    »Rette mich!«, jammerte die Leopardin.
    Rag stieß ein paar Töne aus, die anscheinend ein Tigergebrüll darstellen sollten. Er duckte sich und fauchte.
    »Komm ran!«
    Sein Gehabe drehte mir den Magen um. Ich machte kehrt und wollte gehen, aber da standen die anderen wie eine Mauer.
    »Feigling!« Und in meinem Rücken lachte Tiger-Rag höhnisch und gellend. Ich empfand plötzlich das dringende Bedürfnis, Gratano eine Lektion zu erteilen, die er sobald nicht vergessen sollte.
    »Komm«, sagte ich. »Ich werde es dir zeigen, aber nicht hier. Die anderen brauchen nicht zu sehen, wenn du auf der Erde liegst und wie ein Schuljunge weinst.«
    »Ich?«, fuhr er auf. »Du…«
    Ich ließ mich auf keine Debatte mehr ein. Ich packte den freien Arm der Dame und zog sie mit. Wenn Gratano sie nicht in Stücke reißen wollte, musste er mir folgen, und natürlich schloss sich der ganze Schwarm an.
    Ich erspähte Hanfords goldene Hörner am Fuß der Freitreppe. Er war immer noch damit beschäftigt, ankommende Gäste zu empfangen, obwohl die ganze Zeremonie längst in dem allgemeinen Trubel zur Bedeutungslosigkeit herabgesunken war. Ich kämpfte mich zu ihm durch, ohne das Mädchen und damit Gratano loszulassen.
    »Gibt es einen Raum, in dem Ruhe herrscht?«, fragte ich.
    »Mr. Beverleys Arbeitszimmer ist abgeschlossen.«
    »Wo kann ich den

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