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0173 - Zombie-Fieber

0173 - Zombie-Fieber

Titel: 0173 - Zombie-Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang E. Hohlbein
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lief über eine dunkle, leere Straße. Der Himmel war von einer unnatürlichen Schwärze, so, als hätte eine unfaßbare Macht hinaufgegriffen und mit einer Handbewegung alle Sterne zum Verlöschen gebracht. Er hatte Angst, ohne daß er sagen konnte, wovor. Irgendwo hinter seinem Rücken war eine Gefahr, eine unfaßbare, grauenhafte Gefahr, die schlimmer war als alles, was er je zuvor erlebt hatte. Er rannte. Seine Lungen brannten, und sein Herz klopfte zum Zerspringen. Aber er wußte, daß er nicht anhalten konnte, daß er verloren war, wenn er auch nur einen Herzschlag lang zögerte.
    Norton wußte, daß er träumte. Aber das Wissen nützte ihm gar nichts. Er hatte versucht, aufzuwachen, aber es ging nicht. Der Alptraum hielt ihn mit eisernem Griff fest, und das Wissen, daß alles nur Illusion und die Gefahr nicht real war, ließ es fast noch schlimmer erscheinen.
    »Wach auf, Norton!«
    In seinem Traum hämmerte die Stimme mit fast körperlicher Wucht auf ihn hinunter, ließ ihn taumeln und aufschreien. Aber seine Beine bewegten sich weiter, schienen eine Art Eigenleben entwickelt zu haben, das ihn vorwärtstrug, immer weiter, weiter, weiter.
    »Wach auf!«
    Er stöhnte. Die dünne Bettdecke, unter der er sich wie ein Embryo zusammengerollt hatte, war schweißnaß, und die Luft in dem winzigen Schlafraum schien zum Schneiden dick, gesättigt mit dem Geruch seiner Angst.
    »Wach auf!«
    Der Traum wich langsam zurück. Das Bild wurde unscharf, dann durchsichtig, bis sich die vertrauten Konturen seines Schlafzimmers hinter der Szene abzeichneten.
    Aber die Wirklichkeit war beinahe noch schlimmer als die Welt des Alptraumes.
    Er war nicht allein.
    Zwei, drei der schrecklichen Gestalten waren bei ihm im Zimmer. Ihre schmalen Körper zeichneten sich als dunkle Schatten gegen das helle Rechteck des Fensters ab, aber er hätte ihre Anwesenheit auch so gespürt. Der Gestank, der von ihnen ausging, war unerträglich. Aber das war nicht das Schlimmste. Norton hätte sich an den Leichengestank und das grauenhafte Äußere der Zombies gewöhnen können, aber ihre Körper strahlten noch etwas anderes aus, etwas Unbegreifliches, etwas, das er nicht mit Worten ausdrücken konnte. Ein Hauch des Bösen schien von den verkrümmten Gestalten auszugehen, der fast körperlich spürbare Wille zum Töten.
    Norton schwang die Beine aus dem Bett und griff nach seinen Kleidern, die er am Abend zuvor achtlos auf den Boden geworfen hatte. Er wußte, daß es sinnlos war, sich gegen die unsichtbare Stimme aufzulehnen. Jeder Versuch, Widerstand zu leisten, würde ihm nur neue Schmerzen einbringen.
    »Du bist klüger, als ich dachte«, wisperte die Stimme in seinem Kopf.
    Norton stöhnte. »Bestie«, flüsterte er leise. »Verdammte Bestie.«
    Altuun lachte. Es war ein hartes, metallisches Geräusch, dem jede Ähnlichkeit mit einem menschlichen Lachen fehlte.
    »Du hast Mut, Norton«, sagte er. »Viel Mut. Jeder andere Sterbliche würde eine solche Beleidigung mit tausendfachen Qualen büßen - und mit dem Tod.«
    »Warum bringst du mich nicht um?« fuhr Norton auf. »Töte mich endlich. Besser tot, als…«
    »Mein Sklave?« half Altuun aus. Erneut lachte er. »Warum sollte ich dich töten? Ich brauche dich.«
    »Du brauchst mich nicht«, widersprach Norton heftig. »Du kannst meinen Körper auch ganz gut ohne mich beherrschen. Warum quälst du mich?«
    »Vielleicht - weil es mir Freude bereitet«, entgegnete die Geisterstimme. »Aber du hast Recht. Im Grunde brauche ich dich nicht. Ich brauche deinen Körper. Aber es ist einfacher für mich, ihn nur dann zu lenken, wenn ich ihn benötige. Du solltest froh sein, daß ich dir so viel Freiheit lasse, Norton. Ich könnte deinen Geist auslöschen wie eine Kerzenflamme - aber warum sollte ich mich mit den alltäglichen Handhabungen belasten, wenn ich dich habe?«
    Norton schwieg. Er wußte, daß es sinnlos war, mit dem unsichtbaren Dämon zu diskutieren. Er hatte es versucht, immer und immer wieder, aber Altuun schien direkt Freude an seiner Hilflosigkeit zu haben.
    »Genug geredet«, fuhr Altuuns Stimme in seine Gedanken. »Es wird Zeit, mit der Aufgabe zu beginnen.«
    »Die Aufgabe?«
    »Ja. Heute Abend fangen wir mit der Eroberung dieser Stadt an, Norton. Bist du dir der Ehre bewußt, daß du der erste Mensch bist, der den Beginn einer neuen Zeit miterlebt?«
    Norton stand auf und ging zum Fenster. Es war zwei Uhr nachts, und selbst die Millionenstadt London schien in eine Art Schlummer gefallen

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