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0174a - Am Broadway ist der Teufel los

0174a - Am Broadway ist der Teufel los

Titel: 0174a - Am Broadway ist der Teufel los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Am Broadway ist der Teufel los
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einiger Anstrengung war es dem Sergeant gelungen, halbwegs für Ruhe zu sorgen. Der Kerl, der mein linkes Bein umklammert hatte, daß ich jetzt noch auf der Wade den Druck von seiner Gürtelschlaufe spürte, zeigte mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf mich:
    »Der hat den Mann drüben an der Kreuzung erschossen!«
    »Welchen Mann?« stutzte der Sergeant.
    In die Menge kam Bewegung. Sie löste sich in unwahrscheinlich kurzer Zeit auf. Alles rannte nordwärts auf die Kreuzung zu. Der Sergeant blieb Herr der Situation.
    »Sie kommen mit!« befahl er dem Burschen, der mir mit aller Gewalt seinen Gürtelabdruck in die Wade gedrückt hatte. »Bill, Sie rufen Verstärkung! Johnny und Tim, ihr haltet den Burschen da fest!«
    »Der Bursche da« war ich. Ich versuchte zu protestieren, ich wollte meinen Namen sagen, aber als ich nur den Mund auftat, stand eine Hüne von Cop vor mir, bohrte mir die Mündung seiner Pistole in den Magen und raunzte: »Hände hoch! Keine weitere Bewegung!«
    Jetzt wurde es mir aber langsam zu bunt.
    »Ich bin G-man Cotton!« fuhr ich ihn an. »Hören Sie endlich mit diesem Affentheater auf! Sie —«
    »Ich weiß«, unterbrach er mich, »dein Bruder ist Justizminister und du wirst demnächst Präsident«
    Er drängte mich gegen die nächste Hauswand, ich mußte mich umdrehen und aus einem Yard Entfernung die Handflächen gegen die Wand stützen. Auf diese Weise hatte er mich in der Falle: Wenn ich die Hände gleichzeitig weggezogen hätte, wäre ich unweigerlich mit der Stirn gegen die Hauswand gestürzt. Es ist die Art, wie wir gestellte Gangster immer zuerst einmal behandeln, damit wir sie ungefährdet nach Waffen abklopfen können.
    Natürlich protestierte ich. Ungefähr pausenlos. Aber zum erstenmal wurde mir klar, was für ein dickes Fell unsere Cops haben: sie hörten gar nicht hin. Sie machten sich nicht mehr über mich lustig, sie widersprachen mir nicht, sie hörten einfach nicht zu, was ich sagte. Die Temperatur bei mir stieg.
    Nach zwei Minuten schielte ich über die Achsel zurück. Die beiden standen in einer Entfernung von drei Schritt. Sie standen breitbeinig auf dem Trottoir, der eine links, der andere rechts hinter mir. Sie hielten ihre Pistolen in der Hand und hatten keinen Blick für die Kreuzung, obgleich sich dort jetzt allerhand abspielen mußte, denn inzwischen war alle fünfzehn Sekunden eine weitere Polizeisirene zu hören gewesen, und es mußten wenigstens vier Wagen inzwischen aufgekreuzt sein. Aber die beiden taten, als wären wir drei auf einer einsamen Insel und als wäre ich das interessanteste Stück, das es dort gab. Na ja, sie waren New Yorker Cops, und sie hatten ihre Erfahrungen. Ein Seitenblick konnte ihnen das Leben kosten, das wußten sie.
    Schließlich ertönte eine mir bekannte Stimme in meinem Rücken: »He, Bruder! Drehen Sie sich um! Aber lassen Sie ja die Arme oben.«
    Ich stieß mich von der Hauswand ab, so daß ich endlich wieder in eine senkrechte Haltung kam, für die der Mensch nun einmal eingerichtet ist. Mir waren die Hände eingeschlafen, und es kribbelte in den Fingern wie von hundert Ameisen. Langsam drehte ich mich um.
    Die beiden Cops standen noch genauso wie vorhin. Sie hatten Talent, Standbilder zu spielen. Jede Revue mit »lebenden Bildern« hätte sie gut verwenden können. Mein Blick verließ sie und konzentrierte sich auf den Zivilisten, der zwischen ihnen stand. Es war Lieutenant Anderson von der Mordkommission West. Ich verdrehte die Augen, ließ meine Arme herabsinken und murmelte:
    »Mann, Anderson, Sie schickt der Himmel!«
    »Ich werd verrückt«, behauptete der Detectiv Lieutenant, ohne sich an sein Versprechen zu halten. »Cotton! Menschenskind, wie kommen Sie denn an die Mauer?«
    »Das müssen Sie mal Ihre tüchtigen Cops fragen«, schnaufte ich und machte den ersten Schritt seit geraumer Zeit.
    Die beiden Cops ließen behutsam ihre Pistolen hochkriechen, so daß ihre Mündungen wieder auf meine Brust zielten.
    »Nun laßt doch endlich diesen verdammten Quatsch«, murmelte ich müde. »Ich bin Cotton, Jerry Cotton, geboren in Harpers Village in Conneticut, nicht vorbestraft, seit Jahr und Tag Special Agent beim FBI, Distrikt New York, und dieser Sherlock Holmes da von der Mordkommission kennt mich persönlich.«
    »Ich bürge für ihn«, erklärte Anderson. »Steckt die Kanonen ein, Kinder. Das ist wirklich ein G-man!«
    »Endlich«, seufzte ich und griff in die rechte Rocktasche. Was ich jetzt brauchte, war eine Zigarette.

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