Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0174a - Am Broadway ist der Teufel los

0174a - Am Broadway ist der Teufel los

Titel: 0174a - Am Broadway ist der Teufel los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Am Broadway ist der Teufel los
Vom Netzwerk:
marschierte auf den Dicken zu. Er bohrte ihm den Zeigefinger in die Brustgrube.
    »Wie heißen Sie, Mister?«
    »Todd Lester.«
    »Schön. Also, Mister Lester, nun wollen wir mal zum Thema kommen. Sie kennen diesen Mann nicht. Gut. Das Gegenteil kann ich Ihnen nicht beweisen. Was ich wissen will, ist: Haben Sie diesen Mann schon einmal gesehen?«
    Der Dicke nickte heftig.
    Für meine Gefühle ein bißchen betont heftig.
    Wollte er den Eindruck erwecken, als ob er Angst hätte?
    Mit Schweißperlen auf der Stirn wäre es glaubhafter gewesen, aber ich habe noch keinen gekannt, der auf Kommando binnen einer Sekunde schwitzen konnte.
    »Machen Sie mal das Mündchen auf«, brummte Anderson ungnädig. »Wenn ich Sie etwas frage, können Sie mir eine Antwort geben. Haben Sie diesen Mann schon gesehen?«
    »Ja…«
    »Mensch, soll ich Ihnen jedes Wort einzeln abkaufen? Wann haben Sie ihn gesehen? Wo? Was tat er?«
    Der Dicke fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.
    Er schluckte ein paarmal.
    Wenigstens das wirkte echt.
    »Er — also — er hat den Mann umgebracht.«
    »Welchen Mann?«
    »Droben, dicht an der Kreuzung! In dem Hausflur!«
    »In was für einem Hausflur?«
    »Na, wo der Mann drin war! Die Haustür stand offen. Und der Mann war drin und redete auf den da ein! Aber der griff in die Rocktasche —«
    »In welche?« unterbrach Anderson schnell. »In die rechte oder linke?« Ratlosigkeit. Der Dicke war ratlos.
    Ich beobachtete ihn aus zusammengekniffenen Augen. Welche Lumperei auch immer hier vor sich ging, welche Rollen -sie auch gelernt haben mochten: die Rocktasche stand nicht in ihrem Text.
    »Na, was denn nun?« brüllte Anderson. »Ich denke, Sie haben es gesehen? Welche Rocktasche? Rechts oder links?«
    »Es war die rechte Tasche«, erklärte der Dicke. »Bestimmt, es war die rechte. Ich mußte nur eben nachdenken.«
    »Okay, die rechte Rocktasche. Und weiter?«
    »Das ging im Handumdrehen! Er zog eine Pistole aus der Tasche, setzte sie dem Mann auf die Brust und schoß. Dann stürmte er aus dem Flur heraus und lief über die Kreuzung. Wir standen auf der anderen Straßenseite und hatten zufällig alles mit angesehen. Zuerst waren wir natürlich erschrocken. Aber dann sind wir ihm nachgelaufen! Aber der Kerl war ja die Frechheit in Person! Zwanzig oder dreißig Yard hinter der Kreuzung macht er plötzlich kehrt und kommt die Straße wieder ’rauf! Also so was von Frechheit habe ich noch nicht erlebt!«
    Der ganze Sermon kam ohne Pause, ohne das winzigste Stocken, ohne daß er einmal nach dem richtigen Wort hätte suchen müssen. Rolle, dachte ich. Gelernter Text. Ich zündete mir eine neue Zigarette an.
    »Sie könnten beschwören, daß es dieser Mann war?« fragte Anderson mit deutlichem Zweifel in der Stimme »Sie können die ganze Geschichte beschwören, die Sie erzählt haben?«
    »Allemal!« versicherte der Dicke im Brustton der Überzeugung.
    Anderson sah mich an. Ich zuckte nicht mit der Wimper. Der Lieutenant zuckte die Achseln. Er wandte sich an den nächsten. An den dritten, den vierten. Beim fünften und sechsten hörte ich kaum noch zu. Ihre Geschichten stimmten so genau überein wie eine Fotokopie mit dem Original.
    Als sie fertig waren, gab Anderson mir einen Wink mit dem Kopf. Ich folgte ihm hinaus in den Korridor.
    Anderson zog ein blütenweißes Taschentuch aus der Rocktasche, faltete es umständlich auseinander und wischte sich die Stirn ab.
    »Wenn Sie der Leiter der Mordkommission wären, Cotton, und ich wäre an Ihrer Stelle«, seufzte er, »was würden Sie dann jetzt mit mir tun?«
    Darüber brauchte man nicht nachzudenken. Es verstand sich von selbst.
    »Ich würde Sie festnehmen wegen dringenden Mordverdachts«, sagte ich leise.
    Anderson nickte.
    »Ich habe keine Wahl, Cotton«, äußerte er mürrisch. »Das müssen Sie doch einsehen!«
    Ich nickte. Und als ich meine Dienstpistole zog, weiteten sich plötzlich Andersons Augen. Entsetzt sprang er einen Schritt zurück.
    ***
    »Keinen Hinweis«, seufzte Phil und ließ sich in seinen Drehstuhl fallen. »Er hat keinen Zettel zurückgelassen. Er hat der Zentrale nichts für mich hinterlassen. Und im Ausgangsbuch steht nur, daß er zur Ecke Lenox Avenue/144. Straße und in einer Stunde etwa zurück sein wollte. Es scheint im ganzen Distriktgebäude keinen Menschen zu geben, der weiß, warum Jerry das Haus verlassen hat!«
    »Das kann man ja genau feststellen«, sagte der alte Neville. »Ich gehe ietzt von Office zu Office und frage jeden

Weitere Kostenlose Bücher