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0174a - Am Broadway ist der Teufel los

0174a - Am Broadway ist der Teufel los

Titel: 0174a - Am Broadway ist der Teufel los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Am Broadway ist der Teufel los
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bißchen merkwürdig kamen sie mir auch vor«, gab Anderson zu. Er griff zum Telefon und führte ein kurzes Gespräch mit Detektiv-Sergeant Baldoni.
    Wenig später stellten sich in einem größeren Büroraum acht Kriminalbeamte zusammen mit mir in eine Reihe. Ich war, von Anderson her gesehen, der vierte von links. Anderson winkte. Man rief die beiden Augenzeugen herein. Ich kannte alle beide nicht, und ich war mehr als gespannt auf ihre Gesichter. Aber Anderson hatte noch nicht einmal den Mund aufgetan, da zeigte der mit den grauen Schläfen und dem stereotypen Lächeln des Kaufmanns auf mich und krächzte heiser vor Aufregung:
    »Das ist er! Der hat geschossen! Der war es!«
    Ich schloß die Augen. Für ein paar Sekunden spürte ich, wie müde ich war. Am liebsten hätte ich mich in einen tiefen Sessel gesetzt oder noch besser in ein richtiges Bett gelegt und geschlafen. Dies alles war ja ein Alptraum. Es war so verrückt, daß ich immer öfter die Augen zukniff und mich fragte, wann ich wohl aufwachen würde, wann dieser idiotische Traum sein Ende finden werde.
    Die nächste halbe Stunde gestaltete sich wieder zu einem neuen Abschnitt dieses Alptraums. Beide Männer gaben zu Protokoll, daß sie in mir jenen Mann wiedererkannt hätten, der heute mittag in einem breiten, einsehbaren Hausflur der Lenox Avenue »ohne erkennbaren Grund einen Mann erschossen« habe. Ich beobachtete sie aufmerksam, während ihre Aussagen protokolliert wurden. Der eine hieß Pedro Angarez und war Verkäufer, der andere hieß Emil S. Brackson; ihm gehörte das Schuhgeschäft, in dem Angarez arbeitete.
    Beide hatten gerade einen Teil des Schaufensters neu dekorieren wollen, als »die Geschichte passierte«. Da der Hausflur dem Schaufenster genau gegenüberlag, waren sie unfreiwillig Zeuge geworden. Brackson ließ in seinem Protokoll noch hinzufügen, daß er sich nicht freiwillig als Zeuge gemeldet hätte, weil er sich als Geschäftsmann keinen Ärger erlauben könnte. Er habe sich erst nach langem Zureden durch die Polizei dazu durchgerungen, gleichwohl entspreche seine Aussage selbstverständlich in allen Punkten der Wahrheit, und er könne sie voll beschwören.
    Das Schlimmste war, daß diese beiden überzeugend wirkten. Nicht einmal ich selbst hatte den Eindruck, als spielten sie etwas vor. Ich glaubte ihnen gewissermaßen, was sie sagten, obgleich ich wußte, daß es nicht wahr sein konnte. Als sie hinausgegangen waren, steckte ich mir eine Zigarette an und sagte:
    »Von jetzt an nehme ich es Ihnen nicht einmal mehr übel, wenn Sie mich wirklich für einen kaltblütigen Mörder halten, Anderson. Den beiden eben hätte ich an Ihrer Stelle auch geglaubt, was sie aussagten. Das übersteigt meinen Horizont. Ich komme nicht mehr mit. Die beiden haben nicht gelogen. Aber sie haben auch nicht die Wahrheit gesagt. Zum Teufel, es kann aber doch nur eines richtig sein?«
    Er wurde einer Antwort enthoben, denn sein Telefon schlug an. Er meldete sich. Das Gespräch dauerte nicht lange. Als er den Hörer auflegte, sagte er zu mir:
    »Die ballistische Abteilung hat die 32er Walther untersucht, die in Ihrer Rocktasche war, Cotton. Es gibt keinen Zweifel mehr darüber, daß es die Waffe war, aus der Brian Hillery erschossen wurde.«
    Er vermied es, mich anzusehen.
    Ich sagte nichts.
    Ich versuchte, mir zu überlegen, wie Anderson wohl die ganze Geschichte sah.
    Ich hatte schon oft mit ihm zu tun gehabt, und er war immer ein guter Kollege gewesen.
    Jetzt saß ich ihm auf einmal als ein des Mordes Verdächtiger gegenüber.
    Man konnte es ihm nachfühlen, daß er nicht erbaut war von der Sache.
    Ich beschloß, daß ich alles tun wollte, um ihm die peinlichsten Szenen zu ersparen.
    »Es ist mir absolut klar, daß Sie mich ins Untersuchungsgefängnis einliefern müssen, Lieutenant«, sagte ich.
    Er hob überrascht den Kopf.
    »Ja?« brummte er. »Ein Glück, daß Sie wenigstens vernünftig sind, Cotton. Die ganze Zeit habe ich schon darüber nachgedacht, wie ich Ihnen das beibringen soll. Kann ich sonst noch irgend etwas für Sie tun?«
    Ich wollte schon den Kopf schütteln, als mir etwas einfiel.
    »Ja, bitte«, sagte ich schnell. »Ich glaube, ich muß Mister High anrufen. Er muß doch von der Sache verständigt werden.«
    Anderson schob mir wortlos den Telefonapparat herüber. Ich wählte LE 5-77 00, wartete die Meldung der Zentrale ab und bat um eine Verbindung mit dem Distriktchef. Sekunden später hatte ich Mr. High an der Strippe.
    »Hallo, Chef«,

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