0176 - In letzter Minute
Projektion!"
Sie blickten auf die projizierten Angaben und verglichen sie. Nur Leyden war auf diesem Gebiet Fachmann, alle anderen Laien.
Aber selbst für die Laien wurde klar, was hier geschehen war: Die Gataser hatten zwei Koordinaten vertauscht; statt Rot hatten sie die Grün-Koordinate genommen und auf Gelb die Rotwerte gesetzt.
,,Und ausgerechnet an der Stelle befindet sich die Bahn eines vierten Planeten?" fragte Leyden ungläubig.
„Ja!" sagte Labkaus. „Diesem Irrtum der Gataser und diesem glücklichen Zufall verdanken wir auf Aralon unser Leben.
Deshalb hat der Chef auch angeordnet, als diese Tatsachen durch Nathan entdeckt wurden, Aralon zum Zentrum der Forschung zu machen. Die weiterhin durch Molkex-Schiffe bedrohten Anlagen auf der Erde und Arkon III werden zur Stunde schon abgebaut und auf schnellstem Wege hierhergebracht.
Vor einer Stunde ist auch die letzte Molkex-Ladung hier eingetroffen. Das gesamte Material, das der Chef mitgebracht hat, befindet sich also hier.
Weniger um Sie darüber zu informieren, habe ich Sie zusammengerufen, sondern um Ihnen zu sagen, daß jeder einzelne von Ihnen für die Dauer der Entwicklungarbeiten zum Chef einer Abteilung ernannt worden ist."
„Danke, mich ausgenommen!" erklärte Tyll Leyden.
Gerade von Leyden hatte Labkaus keinen Einwand erwartet.
In diesem Moment lief ein Zittern durch den Boden, dem der dumpfe Knall einer heftigen Explosion folgte.
Man sah sich fragend an. Was war da passiert? Sollte jemand mit hochprozentigem H2O2 experimentiert haben, ohne ihm Synthetik-B zugesetzt zu haben?
Labkaus hatte auf die Explosion kaum geachtet. Er versuchte Leyden zu überzeugen, daß er der richtige Mann wäre, um jetzt Versuche mit dem Molkex anzustellen.
„Warum muß ich dann deswegen Chef einer Abteilung werden, Labkaus?" fragte er protestierend. „Ich habe genug davon, den Chef zu spielen. Wenn ich an Impos denke.. .Ich lehne ab. Das Verhalten des Molkex bei Kontakt mit H2O2-B will ich gern studieren, aber deswegen brauche ich doch nicht Chef zu werden."
Die Tür wurde aufgerissen. Ein Mann steckte den Kopf herein und rief: „Leyden, Ihr H2O2-B ist hochgegangen!"
„Welches?" fragte der junge Wissenschaftler gelassen.
„Ihr Wunder-Wasserstoffsuperoxyd!"
Leyden stutzte. „Das ist doch nicht möglich! Hm ...? Ist jemand verletzt worden?"
„Nein", sagte der Kollege. „Aber Labor 156 sieht wie ein Schlachtfeld aus. Hundert Liter sind hochgegangen."
„War ja auch laut genug ..."
„Leyden, wollen Sie sich denn den Schaden nicht einmal ansehen?" fragte der Kollege, der die unangenehme Nachricht gebracht hatte, und den Leydens Phlegma ärgerte.
„Ich habe Scherben in der letzten Zeit genug gesehen. Besten Dank für Ihre Mitteilung."
Doch da wurde er von Labkaus aufgefordert, sich um die rätselhafte Explosion zu kümmern. „Der Fehler kann doch nur bei der Modifizierung der B-Hormonkerne liegen, Leyden!" behauptete Labkaus energisch.
„Wenn Sie es wissen ... bitte!" erwiderte Leyden. „Ich bin in meinem Büro zu finden." Niemand hielt ihn auf. Aber als er gegangen war, sagte einer seiner engsten Mitarbeiter: „Manchmal ist Leyden mit seiner Schwunglosigkeit nicht zu ertragen. Ich frage mich immer wieder, wie dieser Mann auf geniale Ideen kommen kann."
„Das fragen andere sich auch", bestätigte Labkaus und zeigte damit, wie verärgert er über Leydens Verhalten war.
Evyn Moll hatte Spätdienst in der TERRANIA-POST; McCormik, ihr Kollege, auch.
Als die Verständigung sich meldete, vermutete Evyn Moll einen Anruf aus dem gewaltigen Zeitungsgebäude, in dem um diese Abendstunde stets ein hektisches Treiben herrschte.
Die Zentrale kam.
„Ja?" fragte sie und überlegte gleichzeitig, ob Bill sie vielleicht von der Stadt aus anrief.
Seit sie zusammen mit Leutnant Multon die DONAR über die Notschleuse verlassen hatte, hatte sie weder von Ramsey etwas gesehen noch gehört.
Sie konnte sich sein Verhalten nicht erklären. Auf den Gedanken, er könnte auf seinen Kollegen Multon eifersüchtig sein, kam sie gar nicht.
„Miss Moll, der Chef will Sie sprechen", erklärte ihr das Mädchen in der Zentrale.
„Der Chef?" fragte sie erstaunt. Der konnte sie doch direkt anrufen. Und wieso kam hier eine Handvermittlung zustande? So etwas hatte sie noch nie erlebt.
„Oh, Sie, Mister Rhodan ...?"
Das war der Chef! Der Großadministrator!
Im gleichen Moment fühlte sie ihr Herz bis zum Hals hinauf schlagen. Angst um Bill Ramsey überfiel sie.
Weitere Kostenlose Bücher