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0177 - Der Gangster, dem New York gehörte

0177 - Der Gangster, dem New York gehörte

Titel: 0177 - Der Gangster, dem New York gehörte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dem New York gehörte Der Gangster
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erstaunt den Kopf, als zu dieser Stunde die Tür noch einmal geöffnet wurde.
    »Was ist los?«, fragte er.
    »Ruhe«, befahl Baker leise. Er ging in die Zelle hinein und hielt dem Jungen den Pappbecher hin. »Trink das!«
    »Warum?«
    »Anordnung vom Doktor. Wir haben eine Grippeepidemie in der Stadt.« Baker grinste dünn. »Der Gefängnisarzt hat Angst, dass ihr Vögel mit einer Erkältung auf den elektrischen Stuhl kommen könntet.«
    Varuzzo nahm den Becher, setzte ihn an die Lippen, zögerte aber doch noch.
    »Herunter damit!«, ermunterte ihn Baker.
    Der Gangster leerte den Becher. Er schüttelte sich.
    »Brrrh! Das Zeug schmeckt scheußlich!«
    »Gute Medizin muss bitter sein.« Baker nahm den Pappbecher wieder an sich.
    »Schlaf gut, mein Junge«, sagte er väterlich und verließ die Zelle. Er schloss sorgfältig wieder ab, vergewisserte sich, dass der Becher keine Flüssigkeit enthielt, knitterte ihn zusammen und steckte ihn in die Tasche. Dann erst kontrollierte er die anderen Zellen und ging in sein Büro zurück. Um halb elf fuhr er mit dem Aufzug ins Parterre hinunter. Er verließ das Gefängnisgebäude, ging auf die Torwache zu und sagte: »Jetzt habe ich meine Zeitung im Wagen vergessen. Lass sie mich eben holen.«
    Der Torwächter kratzte sich den Kopf.
    »Mensch, das ist aber mächtig verboten.«
    Baker versetzte ihm einen freundschaftlichen Rippenstoß.
    »Ich denke, wir kennen uns lange genug«, sagte er. »Den kleinen Gefallen kannst du mir tun. Soll ich die ganze Nacht oben sitzen und auf die Wände starren?«
    »Ich weiß nicht«, knurrte der andere. »Mal hören, was Joe dazu sagt.«
    Er sprach mit dem anderen Wächter, der von einem kleinen Betonbunker aus den Mechanismus für das Tor bediente.
    »Mach schnell«, sagte er dann.
    Das Tor rollte so weit zurück, dass ein Mann durch den Spalt schlüpfen konnte. Baker eilte nach draußen. Der Torposten sah, wie er am Wagen hantierte. Kurz darauf kam er zurück, trug aber keine Zeitung in der Hand.
    »Ich muss sie zu Hause vergessen haben«, schimpfte er. »Ich fahre schnell zum nächsten Kiosk und kaufe mir eine neue.«
    »Du bist verrückt, Chris«, sagte der Torwächter. »Komm sofort herein!«
    »Bring dich nicht um!«, rief Baker zurück. Er war schon wieder am Wagen und klemmte sich hinter das Steuer. »In fünf Minuten bin ich wieder da.«
    Der Beamte, der Tordienst hatte, sah, wie der blaue Ford rückwärts rollte.
    »Chris!«, rief er noch einmal, aber Baker hörte nicht. Er legte den Vorwärtsgang ein und fuhr auf die Straße zu. Im nächsten Augenblick war er um die Kurve verschwunden.
    »Der Kerl ist verrückt geworden«, murmelte der Torbeamte.
    Später verstand er selbst nicht mehr, warum er in diesem Augenblick nicht sofort Alarm geschlagen hatte. Immerhin, er kannte Chris Baker, er kannte den blauen Ford, und dass die Beamten sich gegenseitig kleine Gefälligkeiten erwiesen, war gang und gäbe.
    Zehn Minuten, eine Viertelstunde vergingen, Chris Baker kam nicht zurück. Der Torwächter gab lange Fluchserien von sich, untermischt mit Gejammer.
    »Wenn der Kerl einen Autounfall hatte, sitzen wir mit in der Tinte. Hölle! Wir hätten ihn nicht rauslassen sollen.«
    Aus der Viertelstunde wurde eine halbe, dann eine ganze Stunde. Bei jedem Motorengeräusch hoben die Beamten hoffnungsvoll die Köpfe. Vergeblich! Der blaue Ford tauchte nicht wieder auf. Irgendwann, etwa gegen Mitternacht, griff der Torwächter nach dem Telefon.
    »Es hilft alles nichts«, seufzte er. »Wir müssen den Chef anrufen!«
    ***
    Um ein Uhr etwa riss mich das Läuten des Telefons aus dem besten Schlaf. Der Direktor des Gefängnisses war am Apparat. Seine Stimme klang gepresst und verstört.
    »Es ist etwas mit Varuzzo passiert, Agent Cotton. Ich verstehe es selber nicht, wie es möglich war.«
    »Tot?«, schrie ich in die Muschel.
    »Ja, ich fürchte es. Der Arzt ist noch nicht hier!«
    Ich hieb den Hörer auf die Gabel, stürzte mich in meine Sachen. Dann rief ich Phil an. »Steig in deine Hosen! Ich hole dich in einigen Minuten ab! Im Untersuchungsgefängnis ist irgendetwas mit Varuzzo passiert.«
    »Das hat uns noch gefehlt!«
    Als ich knapp zehn Minuten später vor dem Haus vorfuhr, stand er schon auf der Straße.
    Phil fragte nichts auf der Fahrt bis zum Gefängnis. Erst als die hohen Mauern vor uns auftauchten, brummte er: »Dabei hat dieser Direktor den Mund so voll genommen.«
    Jetzt jedenfalls nahm der Direktor den Mund nicht mehr voll. Sein Gesicht war

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