0177 - Todeskuß der Schwarzen Lady
die Lady hatte…
... in Bryonts Erinnerung gelesen!
Sie hatte es geschafft, mit ihren Para-Kräften seine Sperren zu durchdringen, was seit Jahrtausenden keinem Llewellyn mehr widerfahren war. Ohne es zu wollen, war Bryont zum Verräter geworden.
Er hatte an Zamorra denken müssen!
Er hatte unfreiwillig der Schwarzen Lady verraten, daß der Meister des Übersinnlichen kam, um aufzuräumen!
Er hatte alles verraten.
Selbst den Zeitpunkt und den Ort der Ankunft.
Und er war jetzt nicht in der Lage, noch etwas zu ändern. Mit seinen schwachen Para-Kräften konnte er Zamorra telepathisch nicht erreichen und warnen.
Er erhob sich vom Boden. Unzählige blaue Flecken mußten seinen Körper zieren, aber das war unwichtig und uninteressant. Selbst der gebrochene Oberarm war unwichtig, er heilte bereits. Die geheimen magischen Kräfte waren im Einsatz, die ihm relative Unversehrtheit garantierten.
Sein Rolls mußte noch draußen auf dem Pärkstreifen vor dem Hotel stehen. Er hatte ihn nicht in die hoteleigene Garage fahren lassen, weil er Zamorra und seine Gefährtin persönlich vom Flughafen abholen wollte. Er hoffte, daß es ihm einige Minuten kostbarer Zeit ersparen würde.
Als er aus der Eingangshalle auf die Straße trat, runzelte er überrascht die Stirn. Sein Phantom schien neun Zentimeter niedriger zu sein als gewohnt.
Sein Blick wanderte zur Bodenpartie des Wagens.
Die Schwarze Lady und ihr Diener hatten an alles gedacht. Alle vier Reifen waren luftlos.
***
VAMPIRE! gellte es in Dina Jackson auf. Das rothaarige Mädchen wollte sich dem Griff des Mannes entwinden. Es war eine reine Instinktreaktion. Sie hatte eine Unmenge von Vampirfilmen gesehen und las, nein verschlang Gespenster-Krimis. Aber das waren doch alles Film- und Romangestalten, Illusionen. Fantasien. Nichts, was wirklich existierte.
Sie unterdrückte den Ur-Instinkt.
Es gibt keine Vampire!
Und wenn es sie wirklich gäbe, würden sie am Tag in ihrem Sarg schlafen, setzte sie ihren Gedankengang fort.
Steve küßte ihren Hals.
Den kurzen Schmerz hatte sie bereits wieder vergessen. Sie genoß es förmlich, dieses Lutschen und Saugen. Ihre Augen schlossen sich, und sie begann zu träumen. Es gab niemanden, der ihren Hals zärtlicher küssen konnte.
Was hatte er gesagt?
Vampire küssen anders!
Aber es war schön, dieses Küssen, unbeschreiblich schön. Schöner als alles andere vorher. Wenn dies der Kuß eines Vampirs war, so wollte sie nichts anderes mehr erleben.
Als er seinen Mund von ihrem Hals löste und ihre Lippen suchte, war es schal und abgeschmackt. Der Lippenkuß konnte sie kaum noch erregen.
»He, du Vampir«, sagte sie lachend, als er sich von ihr lösen wollte, »mach das noch einmal!«
Und wieder senkte er seine spitzen Eckzähne in ihre Adern, um das rote Leben aufzunehmen, aber nur einen geringen Teil. Gleichzeitig rann im Austausch jenes Schwarze in ihren Kreislauf, das auch ihn bereits erfüllte. Aber sie nahm es nicht einmal wahr. Sie genoß lediglich.
Viel zu früh hörte er auf.
»Mach weiter!« verlangte sie. Der seltsame Bann, der jedes Vampiropfer erfaßt und es nicht bemerken läßt, was wirklich geschieht, hatte sie in seinem Griff.
Wieder gähnte Stephen.
»Ich bin müde«, sagte er. »Weißt du, was? Heute nacht jubeln wir ein bißchen durch die Discos.«
»Au ja«, sagte sie begeistert.
Stephen zog sich zurück. Er brachte sie nicht nach Hause, er rief auch kein Taxi. Er erlaubte ihr, bei ihm zu bleiben, und sie fand nichts dabei.
Sie fand auch nichts dabei, daß er sich nach den brennenden Küssen einfach müde zurückzog, um bis zum Einbruch der Dunkelheit weiter zu schlafen. Es war normal.
Die Nacht war das Leben, der Tag war der Schlaf. Es war völlig normal.
Der schwarze Keim breitete sich in ihr aus.
Eine eigenartige Mattigkeit, Müdigkeit erfaßte sie. Sie schlief im Sessel ein. Und träumte von seinen Küssen.
Nicht seine Lippen auf ihren Lippen, seine Zunge an ihrer Zunge war es, was sie ersehnte. Es gab Schöneres.
Seine Lippen, seine Zähne auf und in ihrem Hals war es, was sie gern wieder erleben wollte.
Als ihre Finger den Hals, jene Stelle, berührten, war es nicht gewollt, sondern reiner Zufall. Aber sie fühlte nichts. Kein Bißmal.
Sie konnte es nicht fühlen, denn sie befand sich bereits im Vampirbann.
Die Saat des Bösen war bereits aufgegangen. Nichts schien den Keim mehr vernichten zu können.
***
Professor Zamorra hatte sein Hemd wieder zugeknöpft. Das Amulett war
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