0177 - Todeskuß der Schwarzen Lady
roten Lippen zielbewußt verfehlte. Sein Mund traf ihren Hals.
Sie fühlte die leichte Berührung wie von zwei Nadeln.
»Enttäuscht?« fragte er. »Nun, Vampire küssen eben etwas anders!«
***
Als der Jet auf dem Airport landete, spürte Zamorra erneut jenen eisigen Hauch bösartiger Gedanken, doch diesmal waren es bereits Nadelstiche der Vernichtung.
Sie waren zu schwach, aber sie waren nur das erste Tasten. Das Abtasten seiner Kräfte und Fähigkeiten.
Doch jetzt war er vorbereitet. Ein zweites Mal würde die Schwarze Lady ihn nicht in Trance zwingen können, wie sie es bereits einmal getan hatte.
Wer war sie?
Und woher wußte sie von seinem Kommen?
Zamorra hatte oft genug mit dämonischen Wesen zu tun gehabt, weit mehr als hundertsiebzig Mal. Und er wußte genau, daß es oft genug auf das Woher und das Wann ankam.
Was hatte Bryont erzählt?
Eine schwarzhaarige Frau…
Aber woher sollte sie wissen, daß Zamorra im Anflug war? Wer hatte es ihr verraten?
Und woher kam sie selbst?
Aus dem Pandämonium der Schwarzen Familie?
Er wußte es nicht. Es gab so vieles, was er nicht wußte. Andere würden es erfahren. Hoffentlich rechtzeitig, dachte er, während die zweistrahlige Maschine zur Landung ansetzte. Während des Fluges hatte er versucht, Lösungsmöglichkeiten des Problems zu finden, doch mit allen Möglichkeiten konnte er nichts anfangen, solange er nicht wußte, wer sein Gegner war. Und die Auskünfte des Lords waren eher spärlich gewesen.
Saris war eben kein professioneller Dämonenjäger, der sich hauptsächlich mit den Kreaturen der Finsternis befaßte.
Der Jet rollte aus und kam zum Stillstand. Zamorra schüttelte das Eiskalte ab, das ihn zu packen versuchte. Er wußte, daß es Gedanken waren. Gedanken, die sich mit ihm beschäftigten, Gedanken, die so bösartig waren, daß er sie spüren konnte, wenngleich er auch nicht in der Lage war, ihren Inhalt zu erkennen.
Der Hauch des Bösen streifte ihn.
Wer war der oder das oder die Unheimliche?
Es war die einzige Frage, die ihn noch beherrschte.
***
Bryont Saris raffte sich stöhnend auf. Der Gnom hatte ihn zusammengeschlagen. Aber das war nicht das Schlimmste.
Es bedeutete lediglich, daß die Unheimliche und ihr Diener vor ihm kapituliert hatten. Daß sie klein beigaben. Sie mußten erkannt haben, daß sie ihn nicht töten konnten, bevor seine magisch-normale Lebensspanne von 265 Jahren - seine Reinkarnation würde 266 Jahre alt werden abgelaufen war. Ihre diesbezüglichen Drohungen waren also mehr als sinnlos.
Es war ein aufregend erhebendes Gefühl, in gewisser Hinsicht unsterblich zu sein. Und selbst, wenn er starb, würde er sofort eine Wiedergeburt erleben. Es war ehernes magisches Gesetz, das nicht zu durchbrechen war. Sein Erbfolge-Sohn würde das Jahr 2245 noch erleben…
Sie hatten also eine andere Methode gewählt. Sie hatten ihm körperliche Schmerzen zugefügt, hatten ihn zusammengeschlagen. Jemand, der kein Llewellyn war, hätte im Notarztwagen zum Krankenhaus gebracht werden müssen.
Bryont Saris op Llewellyn brauchte den Notarztwagen nicht zu beanspruchen. Sein Metabolismus wurde mit den Folgen der Schläge auf seine Weise fertig. Die Schwarze Lady und ihr Chauffeur konnten es nicht ahnen. Sie glaubten, ihn genügend eingeschüchtert zu haben.
In der Tat befiel ihn Angst bei dem Gedanken, ein zweites Mal so zugerichtet zu werden. Doch jetzt war er vorbereitet und wußte, welche barbarisch primitiven Methoden sie anzuwenden bereit waren. Methoden, auf die selbst sein vor achttausend Jahren über die halbe schottische Halbinsel herrschendes anderes Ich, Laird Rhys Saris op Llewellyn, verzichtet hatte. Rhys Saris, der als einer der ersten versucht hatte, die Clans zu vereinigen, und der bis in die heutige Sahara vorgestoßen war, um gegen die dämonischen Heerscharen des marsianischen Lords Charon zu kämpfen. Und irgend etwas in Bryont schrie, daß da etwas nicht stimmen konnte, denn vor achttausend Jahren im jetzigen Scotland hatte noch niemand von den Scoten, den Schotten, zu träumen gewagt. Entweder stimmten die Daten nicht, die sich im Erbfolger festgebrannt hatten, oder die moderne Geschichtsschreibung irrte. Auf jeden Fall umgab diesen Volksstamm ein gigantisches Geheimnis…
Was weitaus schlimmer war, als das Zusammengeschlagenwerden, war das, was damit Hand in Hand gegangen war. Der Gnom hatte geprügelt, wissend, daß sich der Lord nach dem ersten hinterhältig geführten Schlag nicht mehr wehren konnte, und
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