0177 - Todeskuß der Schwarzen Lady
wieder verborgen.
Die an einer Silberkette hängende Scheibe, deren Zentrum aus einem Druidenfuß bestand, umgeben von den zwölf Tierkreiszeichen. Eingefaßt wurden sie von einem Silberband mit eigenartigen Hieroglyphen, die bis zu diesem Tag kein Mensch hatte entziffern können. Wissenschaftler hatten sich bereits die Köpfe zerbrochen. Doch sie hatten keine Übersetzung liefern können. Es gab keine Analogien. Die Schriftzeichen waren völlig verschieden von allen irdischen Schriften. Selbst in fernster Vergangenheit hatte es Glyphen dieser Art nicht auf der Erde gegeben. Die Schrift schien einer nichtirdischen Sprache zu entstammen. Und wenn Zamorra sich daran entsann, wie das Amulett entstanden war - von Merlin, dem Zauberer, aus der Kraft einer entarteten Sonne erschaffen - dann mochte er diese Theorie wohl glauben. Denn wie es aussah, war das Volk der Druiden, zu denen der legendäre Merlin, der in den irdischen Schriften erstmals am Artushof von sich reden gemacht hatte, offensichtlich gehörte, nicht auf der Erde entstanden. Gryf, der Druide vom Silbermond, hatte einmal die Wunderwelten erwähnt, ein System, vielleicht in einer anderen Dimension, auf jeden Fall fern von der Erde.
Doch Zamorra genügte es, daß das Amulett, das er von seinem unseligen Vorfahren Leonardo de Montagne übernommen hatte, über magische Kräfte verfügte, die ihm schon mehr als einmal das Leben gerettet hatten. Leonardo hatte es für das Böse mißbraucht, aber unter Zamorra half es nur noch den positiven Mächten, dem Guten. Es bestand eine eigentümliche Verbindung zwischen beiden, die in gewissem Maße auch Nicole mit einschloß.
Für Zamorra selbst war es am Wichtigsten, daß das Amulett nicht nur die Fähigkeit besaß, falls es von ihm getrennt war, über nicht zu große Entfernungen auf seinen Gedankenruf hin selbsttätig querfeldein und selbst durch massive Wände zu ihm zu kommen, sondern auch seine eigenen latenten Para-Fähigkeiten zu verstärken. Schon oft hatte es ihm auf diese Weise geholfen.
Aber selten genug trug er es in der Öffentlichkeit offen. Noch zu viele Menschen gab es, die abwertend auf Männer herabsahen, die sich mit Schmuck, gleich welcher Art, behängten. Und das Amulett sah eben wie ein harmloses Schmuckstück aus, verriet durch sein fantastisches Aussehen dennoch nicht die Kräfte, die in ihm wohnten.
Deshalb hatte Zamorra es wieder unter seinem Hemd verborgen. Er hatte es sich in den letzten Monaten eingedenk trüber Erfahrungen angewöhnt, es ständig bei sich zu tragen, sobald er die geschützte Zone des Schlosses verließ.
Er ahnte nicht, daß es in diesem speziellen Fall ein Fehler war, das Amulett zu verbergen. Denn er ahnte nicht, daß er offenen Auges in eine Falle lief…
***
Nicht nur in Stuttgart gibt es eine Rolls-Royce-Vermietung, sondern auch in der Hauptstadt jenes Landes, in welchem diese Nobelfahrzeuge gebaut werden. Sir Bryont Saris op Llewellyn hatte es also nicht sonderlich schwer, rasch genug an ein standesgemäßes Ersatzfahrzeug zu gelangen. Während er den Miet-Rolls orderte, erteilte er dem Mann an der Rezeption gleichzeitig den Auftrag, sich um die Reifen seines eigenen Wagens zu kümmern. Wenn er Glück hatte, war die Luft nur durch die Ventile abgelassen worden. Wenn er Pech hatte, steckten Nägel oder ähnliche böse Dinge drin…
Der anrollende Wagen mit Chauffeur war zwar nur ein Silver Shadow, aber der Lord maß ihn dennoch mit einem achtungsvollen Blick und geruhte einzusteigen. »Fahren Sie, Mac«, sagte er betont jovial und klopfte dem Fahrer aufmunternd auf die Schulter. »Heathrow Airport.«
Der Chauffeur verstand sein Fach. Er schaukelte den Wagen sanft wie eine Feder durch den Londoner Groß-Stadtverkehr, ohne daß es Saris auffiel, daß der Wagen sich überhaupt bewegte. Man fährt Rolls, weil man darin gesehen werden will, und der Chauffeur sorgte dafür, daß der Lord von vielen Leuten gesehen werden konnte, bis es ihm schließlich nach einem prüfenden Blick auf die Borduhr etwas zu bunt wurde.
»Fahren Sie ein wenig schneller, guter Mann«, sagte er. »Ich möchte noch ankommen, ehe die Maschine ein zweites Mal landet.«
Daraufhin trat der Chauffeur das Gaspedal einen Viertelmillimeter tiefer durch. Der Silver Shadow bewegte sich unwesentlich forscher durch die Straßen und hinaus in Richtung Flughafen.
Als sie ankamen, sah Bryont einen startenden Jet. Demzufolge war die Maschine bereits wieder auf dem Weg zur nächsten Station. Sie hatten die
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