0178 - Der grüne Dschinn
lachen, die Situation war verdammt ernst.
Chief Tanner, die beiden Polizisten und Suko bewegten sich nicht. Sie hatten sogar die Arme abgespreizt, um nur keinen falschen Verdacht aufkommen zu lassen. Vom Flur her hörten sie Lärm. Dort diskutierten die Polizisten mit den übrigen Türken.
Kelim grinste teuflisch. »Jetzt seht ihr, was geschieht, wenn man mich reinlegen will.«
»Noch sind Sie nicht draußen«, sagte Tanner.
»Soll er sterben?«
Zum erstenmal öffnete Sir James den Mund. »Nehmen Sie auf mich keine Rücksicht!« keuchte er. »Tun Sie, was gemacht werden muß. Ich bin nur Statist.«
Kelim kicherte hohl. »Ein Held. Wahrhaftig, ich habe einen Helden gefangen. Was meinst du, was geschieht, wenn ich mit der Klinge an deiner Kehle entlangfahre? Aber nicht schnell, sondern sehr, sehr langsam. Du wirst jammern und schreien, vor Angst zittern und dir in die Hose machen.«
»Was wollen Sie?« fragte Suko.
»Nicht viel, du Chink. Ich will nur, daß ihr verschwindet. Und zwar alle.«
»Nehmt sämtliche Bullen mit und raus hier. Das ist wirklich nicht zuviel verlangt.«
Suko und Chief Tanner warfen sich einen Blick zu. Der Polizist nickte, er wollte also abziehen.
»Geht nicht auf die Bedingungen ein!« flüsterte Sir James. »Hier geht es um mehr, als um mein Leben. Ich habe euch doch gesagt, daß ihr auf mich keine Rücksicht nehmen sollt. Los, verdammt, ich werde schon allein fertig.«
»Nein, Sir!« sagte Suko.
»Das ist ein Befehl!«
»Ich bin nicht Ihr Untergebener, Sir!« Es kostete Suko Überwindung, die Worte zu sagen.
Kelim lachte.
»Und Sie, Tanner?«
Der Chiefinspektor senkte den Kopf. »Es tut mir leid, Sir, aber wir können Sie nicht opfern. Wir müssen auf die Bedingungen des Mannes eingehen.«
»Sehr vernünftig«, lobte Kelim.
»Das ist eine Verweigerung, Tanner!«
»Ich weiß, Sir, und ich nehme die Schuld auch auf mich, zudem auch die Verantwortung.«
»Ich bin Polizist wie Sie, Tanner. Uns ist klar, welches Risiko wir eingegangen sind, als wir den Beruf ergriffen. Denken Sie daran und machen Sie…«
Sir James verstummte, weil Kelim das Messer um eine winzige Idee bewegt hatte. Plötzlich befand sich ein winziger roter Halbkreis an der Kehle des Superintendenten.
Die Männer schwiegen entsetzt.
Auch Sir James schwieg. Er preßte die Lippen zusammen, um nicht aufzustöhnen. Es mußte schmerzen. Aus dem Halbkreis lösten sich Tropfen, die in dünnen Bahnen langsam nach unten rannen und vom Hemd aufgefangen wurden.
»Reicht das, um eure Diskussion abzubrechen?« erkundigte sich Kelim höhnisch.
»Es ist gut«, sagte Chief Tanner mit belegter Stimme. Er drehte sich halb und schaute die beiden Polizisten an. »Verlassen Sie den Raum, Gentlemen!«
Die beiden gingen. Staksig waren ihre Schritte, bleich die Gesichter.
»Und jetzt Sie, Suko.«
Der Chinese zögerte. Sein Blick fraß sich in den des Türken. Dann nickte Suko. »All right, ich gehe«, sagte er, »aber wir werden uns wiedersehen, Kelim, das schwöre ich dir.«
»Mal sehen.«
Suko verließ den Raum. Jetzt war nur noch Chief Tanner da. Er kam wenige Sekunden später.
Sein Gesicht wirkte hart. In den Augen loderte es. Wie in Sukos Innern mußte auch in seinem eine Hölle toben. Hart schluckte er, und sein Adamsapfel bewegte sich dabei. »Dieser Hund!« zischte er, »dieser verdammte Hund, aber wir packen ihn irgendwann…«
»Pfeifen Sie Ihre Bluthunde zurück!« rief Kelim aus dem Zimmer. »Ich warte nicht mehr lange.«
»So kommen Sie nicht durch, Mann. Seien Sie doch vernünftig!«
»Verschwindet!«
Tanner zog ein Walkie-talkie aus seiner Manteltasche. Er schaltete es ein, und als sich einer seiner Stellvertreter meldete, gab er den Befehl zum Rückzug.
»Aber Sir, wir…« quäkte es aus den Rillen.
»Kein aber, Mann. Tun Sie, was ich gesagt habe.«
»Yes, Sir!«
Chief Tanner ging. Suko schloß sich ihm an. Von oben hörten sie hastige Schritte. Die Polizisten kamen zurück. Sehr schnell jetzt. Sie polterten die Stufen hinab.
Im Lokal sammelten sie sich. Kein Gast hockte noch an seinem Platz.
Die Männer waren aufgestanden und drängten sich an der Wand zusammen. Sie hatten ihr den Rücken zugedreht, die Gesichter waren bleich, die Lippen fest aufeinandergepreßt.
Nacheinander kamen die Polizisten. Chief Tanner zählte sie. Er wollte nicht, daß jemand zurückblieb. Kelim ernannte einen Vertrauten, der den Abzug überwachte. Es herrschte allgemein ein ziemliches Durcheinander, das Suko ausnutzte
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