0178 - Der grüne Dschinn
ein Wüstensturm über das Land fegen und alles hinwegreißen.
Auch ich wurde getroffen, spürte den Wind, der erst angenehm war, dann jedoch warm und zum Schluß heiß wurde, so daß er mir fast die Haut verbrannte.
Der Dschinn verließ sein steinernes Gefängnis. Er tat dies mit einem gewaltigen Heulen und Brausen, wie es eben seiner Stellung würdig war.
Sand und Staub flogen mit hoch, als der Dschinn, einer gewaltigen Wolke gleich, gegen die Sonne stieß. Er strebte hinaus in den Himmel, verdüsterte die Sonne, und ich hatte das Gefühl, als würde sich die Dämmerung über das Land senken.
Mühsam wälzte ich mich auf den Rücken, riß die Augen weit auf und schaute in den Himmel.
Von ihm war nicht mehr viel zu sehen. Meine Augen wurden noch größer, der Magen zog sich schmerzhaft zusammen, denn ich war beeindruckt und verängstigt zugleich von der immensen Größe des grünen Dschinn.
Einem Sturm gleich war er aus seinem Gefängnis gefahren, hatte sich gedankenschnell ausgebreitet und seinen Platz am Firmament gefunden. Diesmal erinnerte mich die Szene wirklich an das Märchen vom Flaschengeist, der aus ihr gefahren war, um sich an seinem Befreier zu rächen.
Riesig schimmerte sein Gesicht und auch der Körper, der wie ein gewaltiges Tuch aufgeflattert war und die Sonne verdunkelte. Dann sah ich seine Hände.
Was heißt Hände?
Das waren Pranken, gefährliche Klauen, immens groß, mit langen, kräftigen Fingern versehen und spitzen, hellgrünen Nägeln. Diese Hand war so groß, wie zehn normale Menschenhände. Überhaupt war der Dschinn ein gewaltiger Riese und als ich jetzt genauer hinschaute, mußte ich feststellen, daß auch seine Diener gewachsen waren. Sie umstanden mich, und sie kamen mir wesentlich größer vor als zuvor.
Oder war ich kleiner geworden?
Nein, sicherlich nicht, denn die Proportionen in meiner Nähe hatten sich nicht verändert.
War der Dschinn ein Geist oder bestand er aus einer festen Materie?
Genau konnte ich es nicht erkennen, der grüne Dschinn stand nur wie eine Wand über mir.
Ich spürte noch immer die Schlinge um meinen Hals und lag auch weiterhin auf dem Stein, der von den Sonnenstrahlen erwärmt wurde. Ich hob beide Hände soweit es ging und lockerte den Knoten. Man ließ mich in Ruhe. So ermutigt schaffte ich es, mir die Schlinge auch über den Kopf zu ziehen, so daß ich mich nicht mehr malträtierte.
Endlich konnte ich frei atmen.
Ein paarmal saugte ich die Luft ein, dabei fiel mein Blick auf den Stein, der dem Dschinn noch bis vor kurzem als Gefängnis gedient hatte.
Nichts hatte sich verändert. Der Quader war so geblieben wie er war.
Aber er hatte den Dschinn freigelassen, und das stellte mich vor neue Probleme.
Wenn man nach der Legende ging, dann brachte der Dschinn seinen Retter um.
Also auch mich!
Reizende Aussichten. Da hätte ich auch schon vorher zu Tode kommen können.
Die Diener hatten für mich keinen Blick mehr. Von einer Fessel hatte ich mich bereits befreit. Es wäre doch gelacht, wenn es mir nicht gelang, auch die verdammten Handfesseln loszuwerden. Sie waren eh nur ein Provisorium.
Ich konnte sie tatsächlich entknoten. Das bereitete keinerlei Schwierigkeiten, denn es gelang mir mit Leichtigkeit, meine Hände dicht aneinander zubringen.
Die Finger waren beweglich, und dann hatte ich es geschafft. Die Fesseln fielen.
Endlich!
Wieder warf ich den fünf riesenhaften Dienern des Dschinn einen Blick zu. Sie beachteten mich nicht, sondern hatten sich um den Dschinn gruppiert, der sich in ihrer Mitte aufhielt.
Zum erstenmal hörte ich sein Lachen.
Ich zuckte zusammen, als es wie Donnerhall über das wüstenähnliche Land schallte. Die Steine schienen zu zittern, Sand wurde aufgeworfen, Windstöße fegten ihn zu Spiralen.
Das Lachen des Dschinn war seine erste Reaktion auf die neu gewonnene Freiheit.
Aber er wollte etwas anderes.
Mich?
Schon in der Legende war das so gewesen, und als er sich drehte, seinen gewaltigen Körper dabei herumwühlte, um mit dem Finger auf mich zu zeigen, hatte ich schon Angst.
Wir schauten uns an.
Über den Finger hinweg trafen sich unsere Blicke. Ich sah in das Gorillagesicht, das verzerrt war und in dem die Unterlippe affenartig und weit vorsprang. Unendlich klein kam ich mir vor. Allein der Kopf des Dschinn war groß wie ein Felsen.
Er trug auch diese braunrote Kleidung wie seine Diener, und eine Kapuze bedeckte den Schädel.
Wieder einmal hatte ich erlebt, daß eine orientalische Geschichte, ein
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