0178 - Der grüne Dschinn
wie es ist, wenn die Decke immer näher kommt, und du kannst nicht weglaufen, Opa? Nein, das schaffst du nicht. Du wirst erst um Hilfe schreien, aber da ist keiner, der dir hilft. Und dann, wenn die Decke immer tiefer gekommen ist, schreist du vor Todesangst. Ich habe heute schon zwei Leute schreien hören. Erst den Verräter und dann Sinclair.«
»Hören Sie auf.«
»Nerven, wie?«
Suko war beruhigt. Trotz der wirklich schlimmen Drohungen, bestand für Sir James vorerst keine Gefahr. Noch hielt sich Kelim mit Selbstbeweihräucherung auf.
Suko drückte sich eng an der Wand entlang. Es gab ein schleifendes Geräusch. Er hoffte, daß es von Kelim nicht gehört wurde. Wenn er den Chinesen zu früh bemerkte, konnte er durchdrehen. Es war auch schwierig für Suko, sofort einzugreifen. Er mußte erst die Lage peilen.
Wenn der Türke günstig stand, dann konnte er seinen Stab einsetzen.
Bei der direkten Geiselnahme hatte Suko nicht gewagt, ihn einzusetzen. Er hätte ihn erst ziehen müssen, diese Bewegung hätte der andere falsch verstanden und reagiert.
Jetzt mußte es besser gehen.
Suko hatte seinen Platz erreicht. Das Wort lag ihm bereits auf den Lippen, als er einen Blick um die Türfüllung warf.
Es sah günstig aus.
Kelim und Sir James standen nicht allzu dicht beieinander. Zwar wurde der Superintendent noch bedroht, Kelim hielt das Messer in der Hand, aber er befand sich drei Schritte von Sir James entfernt, der mit dem Rücken an einer Wand lehnte.
Suko holte noch einmal tief Luft. Dann gab er sich einen innerlichen Ruck und sprang vor.
»Topar!« rief er.
***
Nichts geschah!
Alles blieb wie es war, und der Chinese machte in diesem Augenblick eine enttäuschende und bitterböse Erfahrung. Dieser von Buddha übernommene Stab reagierte nicht so schnell zweimal hintereinander. Er mußte erst neue Kräfte tanken.
Das schoß Suko durch den Kopf, als Kelim zu ihm herumwirbelte, den Chinesen sah und sich sein Gesicht vor Wut verzerrte. Suko nahm an, daß Kelim sein Messer auf ihn schleudern würde, doch der Türke drehte sich um und hob den rechten Arm. Er wollte Sir James die Klinge in die Brust werfen.
Suko stieß sich ab.
Ein nicht trainierter Mensch hätte diesen Sprung aus dem Stand nicht geschafft, doch der Chinese wuchtete seinen Körper durch die Luft, warf den Stab dabei weg, um die Hände freizubekommen und umklammerte mit den Armen die Hüfte des breitschultrigen Türken.
Den Messerwurf konnte Suko nicht mehr verhindern, aber durch seine plötzliche Attacke geriet Kelim aus dem Konzept. Er schleuderte die Klinge zwar, und Sir James zuckte zusammen, doch das Messer klirrte neben ihm in die Wand, von wo es zu Boden fiel und dort liegenblieb.
Die Männer prallten zu Boden.
Auch Sir James reagierte. Er selbst wollte in den Kampf nicht eingreifen, er konnte jedoch dafür Sorge tragen, daß Kelim nicht noch einige Helfer bekam. Zumindest wollte der Superintendent es ihnen schwermachen, indem er die Tür schloß.
Suko und der Türke kämpften.
Es wurde ein Fight, wo jeder alles gab.
Ringer gegen Karatekämpfer wer würde gewinnen?
Im Augenblick hielten sich die beiden Gegner umklammert. Sie rollten über den Boden. Einmal auf die Wand zu, wo das Messer lag, dann wieder weg.
Kelim kämpfte mit allen Tricks. Er hob den Kopf an und stieß mit der Stirn in Sukos Gesicht. Der Chinese zuckte kurz zusammen, ließ aber nicht los, sondern winkelte ein Bein an und drückte sein hartes Knie vor.
Es senkte sich in die Magengrube des Türken, der wütend knurrte.
Dann klatschten Schläge.
Jeder gab alles. Im Liegen schlugen die beiden aufeinander ein, und schließlich war es Suko, der sich von dem anderen löste, auf die Beine kam und zurücktaumelte.
Auch Kelim stemmte sich hoch, allerdings etwas schwerfälliger, und er mußte mit ansehen, wie Sukos Karatetritt ihn am Hals treffen sollte.
Kelims Reflexe waren in Ordnung. Seine Arme fuhren gedankenschnell in die Höhe und griffen zu.
Damit hatte nun Suko nicht gerechnet. Sein Fuß schien von einem Schraubstock umklammert zu sein, eine Drehung, und Suko mußte zu Boden, wenn der andere ihm nicht den Fuß brechen wollte.
Mit den Händen fing der Chinese den harten Aufprall ab und trat mit dem freien Fuß zu. Er wollte den Mann treffen, Kelim jedoch hatte abgeduckt.
Womit Suko nicht gerechnet hatte, geschah. Kelim ließ den Fuß des Chinesen los. Er dachte nur an sein Messer, das noch immer an der Wand lag. Das wollte er haben!
Ein Hechtsprung
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