Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0178 - Stadt der toten Seelen

0178 - Stadt der toten Seelen

Titel: 0178 - Stadt der toten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
an…«
    »Schnauze!« brüllte Zamorra in höchster Lautstärke. Es fehlte nicht viel, und Marie Delaque wäre rückwärts gestürzt. Sie wich zurück und lief dunkelrot an. Zamorra grinste.
    »Pardon, Madame, aber ich glaube, das war die einzige Möglichkeit, Ihren Redefluß zu stoppen. Wie und ob überhaupt sich jemand kleidet, sollte jedem selbst überlassen bleiben. Es kommt nicht auf die Kleidung, sondern auf die Persönlichkeit an. Bis jetzt hat sich noch niemand darüber aufgeregt, daß an Ihrem Kleid ein Knopf abgesprungen ist und daß es zudem einen ziemlich großen Bratensoßenfleck aufweist! Und jetzt halten Sie endlich den Mund. Wir sitzen alle in einem Boot und müssen Zusammenhalten. Ich kenne die beiden Damen gut genug, um mir ein positives Urteil über ihren Lebenswandel bilden zu können. Sie sind bestimmt schon öfter in die Kirche gegangen als Sie, Madame!«
    Zur Abwechslung wurde Marie blaß. Mit den Kirchgängen hatte sie in der Tat nie sonderlich viel im Sinn gehabt und fühlte sich jetzt durchschaut. »Professor«, stammelte sie.
    Zamorra winkte ab. Die ständigen Tiraden der wohlbeleibten Dame gingen nicht nur ihm auf die Nerven. Es gab Wichtigeres als die Einhaltung von Nacktheitstabus.
    »Ich nehme an, daß dort im Turm das Zentrum der Macht ist«, sagte er. »Alles deutet darauf hin.«
    »Und was können wir tun?« fragte Patsy Lobone.
    »Den Wolf erschießen«, brummte Boris auf russisch. Zamorra warf ihm einen tadelnden Blick zu. »Nicht ablenken, Towarischtsch«, murmelte er.
    Der junge Russe grinste und klopfte auf den Gewehrschaft. »Mein Vater hat das Ding persönlich geladen, und seine Pulvermischungen sind berüchtigt«, sagte er. »Wenn ich abdrücke, fällt der Turm um, wetten?«
    Patsy schenkte ihm ein géwinnendes Lächeln und sah wieder zu Rolf Kaiser hinüber. Der Student hielt sich im Hintergrund, aber es war ihm anzusehen, daß es hinter seiner Stirn arbeitete. Er suchte nach irgend etwas, um Zamorras Führungsposition umzustoßen.
    Zamorra erkannte es. Er erkannte auch, daß er jetzt nicht mehr auf Marie Delaque zählen konnte, falls es zu einer Auseinandersetzung kam. Patsy und Boris… Es war nicht sicher, wie sie sich entscheiden würden. Er kannte sie nicht gut genug.
    »Er braucht nicht umzufallen«, griff er das Thema wieder auf. »Hauptsache, wir kommen hinein und finden den Drahtzieher, der uns hierher versetzt hat.«
    »Dann sollten wir uns beeilen«, schlug Boris vor. »Es wird bald dunkel.«
    Zamorra zuckte unwillkürlich zusammen und sah auf seine Armbanduhr. Auch Patsy starrte den Russen ungläubig an.
    »Eure Uhren könnt ihr vergessen«, sagte Boris gelassen. »Wir sind von überall auf der Welt zusammengewürfelt, für jeden von uns herrscht eine andere Uhrzeit. Aber für uns gemeinsam herrscht die Zeit, die hier gilt. Achtet auf den Stand der Sonne.«
    Zamorra sah zum Himmel empor. Er schluckte unwillkürlich. Vorhin hatte der Feuerball noch höher gestanden. Das hieß, daß es tatsächlich rapide der Nacht entgegenging.
    Er erinnerte sich wieder an die Zeichnung auf dem großen Platz, die er entdeckt hatte. »Da vorn ist etwas«, sagte er. »Wir sollten es uns ansehen.«
    In diesem Moment sah er einen Schatten in einem Hauseingang verschwinden.
    ***
    »Wir müssen irgend etwas tun«, sagte Bill Fleming. Er erhob sich, griff nach dem Whiskyglas und trank es im Stehen aus. Es war ohnehin nicht mehr viel darin. Dann trat er ans Fenster und sah hinaus.
    »Ich glaube nicht daran, daß Zamorra gezielt ausgeschaltet worden ist«, sagte er. »Ich nehme eher an, daß eine Anzahl von Pesonen wahllos überall auf der Erde erwischt worden ist. Warum hätte sonst ausgerechnet Madame Delaque verschwinden sollen, die nie in ihrem Leben mit der Schwarzen Familie oder anderen dämonischen Wesenheiten zu tun hatte?«
    »Das ist wahr«, sagte Richard Golaux. »Madame Delaque ist eine durch und durch aufrechte Dame, allerdings etwas streitbar, wie Monsieur Delaque zu bestätigen wissen wird…«
    »Letzteres ist unerheblich«, wehrte Bill Fleming ab. Er sah Nicole und die Lemurerin an. »Was haltet ihr von dieser Theorie?«
    »Jemand nimmt«, sagte Ansu Tanaar bedachtsam, »eine Schrotflinte und zielt auf einen Käse. Er drückt ab - und siehe, im Käse sind so viele Löcher, daß er ihn als Schweizer Käse verkaufen kann.«
    »Die Löcher sind Weltentore«, sagte Nicole.
    »Unglücklicherweise«, fuhr die Lemurerin fort, »beginnt der Käse durch hohe Temperaturen zu

Weitere Kostenlose Bücher