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0178 - Stadt der toten Seelen

0178 - Stadt der toten Seelen

Titel: 0178 - Stadt der toten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Gabel sinken und kehrte ins andere Zimmer zurück.
    Der Stuhl Zamorras war leer. Die Kaffeetasse lag zerschmettert auf dem Tisch, die braune Flüssigkeit tropfte bereits an den Rändern herab. Zamorra war spurlos verschwunden.
    ***
    Unweit des Châteaus, unten im Dorf, schlug das eigenartige Phänomen noch einmal zu. Eine etwa fünfzigjährige Bäuerin verschwand mit ihrem Fahrrad von der Straße. Ein paar Menschen beobachteten das seltsame Schauspiel des hellen Leuchtens, das heller war als das Tageslicht, und ihr blitzschnelles Verschwinden. Das Entsetzen schüttelte sie. Aber es war kein Alptraum. Als einer sich der Stelle näherte, sah er im Sand die Spur des Rades. Sie hörte abrupt auf, dort wo die Bäuerin verschwunden war.
    Angst griff nach den Menschen. Angst, wie sie nicht mehr geherrscht hatte, seit Professor Zamorra oben auf dem Château einzog und den Spuk jener höllischen Geister, die sein unseliger Vorfahr Leonardo de Montagne hervorgerufen hatte…
    Und endlich faßte einer seinen Entschluß. »Ich reite hinauf zum Château! Vielleicht kann der Professor helfen, vielleicht kann er das Phänomen aufklären…«
    Wenig später preschte ein Reiter die Straße hinauf, die zum Schloß führte. Jenes Schloß, das jahrhundertelang einen schlechten Ruf gehabt hatte und von dem jetzt Hilfe kommen sollte…
    ***
    Der Kiefer des Totenschädels klaffte herab wie zu einem höhnischen, triumphierenden Grinsen. Tief in den dunklen Augenhöhlen schien es zu glühen, winzige, rötliche Punkte. Mit einer ruckartigen Bewegung richtete sich die unheimliche Gestalt auf und warf den schwarzen Mantel etwas zurück, der sie umwehte.
    Das Skelett löschte mit einer raschen Bewegung seines Fußes einen Teil der Zeichnung im Sand. Die Kraft der schwarzen Magie verebbte, die Tore zwischen den Welten erloschen jäh.
    Es hatte Sekunden gedauert, und es war überall zugleich geschehen.
    Jetzt war es vollbracht.
    Der Knochenmann verließ den sonnenbeschienenen Ort und verschwand in den Schatten zwischen den Häusern…
    ***
    Der große, schnelle Reisewagen, den Bill Fleming gemietet hatte, raste wie ein Pfeil in Richtung Roanne. Wenn sie erst einmal die kleine Stadt an der Loire erreicht hatten, war es bis Feurs und dann hinauf zum Château Montagne nur noch ein Katzensprung.
    Der blonde Amerikaner, der einen Lehrstuhl für Historie an der Harvard University innehatte, aber trotzdem ebensowenig einem trockenen Akademiker glich wie Professor Zamorra, spielte förmlich mit dem Wagen, der auch für neuamerikanische Verhältnisse noch »klein« war. Bill hatte den Wagen aus dem Park des Autoverleihs herausgegriffen, der der schnellste und dabei verhältnismäßig groß war, obgleich es für einen französischen Verleih ungewöhnlich war, ein fremdländisches Fabrikat zu führen. Bill zeigte sich mit dem 733i der Bayerischen Motorenwerke jedenfalls zufrieden.
    Neben ihm räkelte sich eine etwa fünftausend Jahre alte und sehr weibliche Gestalt im bequemen Beifahrersitz und spielte leicht gelangweilt mit der Stereoanlage. Dabei hütete sie sich, ihre Hände zu benutzen. Warum auch, wenn man telekinetische Kräfte besaß?
    Bill mußte sich sehr zusammenreißen, um sich nicht von ihrer Erscheinung ablenken zu lassen. Der hautenge, glitzernde Overall mit dem breiten weißen Gürtel und den wadenhohen, ebenfalls weißen Stiefeln betonte ihre schlanke, gutgewachsene Gestalt bis aufs Äußerste. Schwarzes, seidiges Haar, das zum Darinwühlen einlud, fiel bis auf ihre Hüften herab und umspielte weich ein ebenmäßiges, edel wirkendes Gesicht mit jettschwarzen Augen. Das Auffallendste jedoch war ihre Haut.
    Samtweich und - golden!
    Die anderen Fluggäste, das Flug- und Flughafenpersonal und die Zollbeamten hatten das Gold für Körperbemalung gehalten. Dabei war es echt, war die natürliche Haarfarbe des Mädchens, das berauschend schön war, blutjung aussah und doch älter war als jeder lebende Mensch.
    Ansu Tanaar!
    Damals, ehe Lemuria in den Fluten des Ozeans versank, war sie Priesterin des höchsten Gottes gewesen. In der Weißen Stadt hatten sie den Untergang des Kontinents überstanden; damals, als die Schamanen der Limurer einen Pakt mit einer fremden Dämonenrasse eingingen und der Kontinent versank, wurde die Weiße Stadt in eine Dimensionsblase geschleudert. Nur zweimal gelang es Menschen der Erde, einen Weg in diese Dimensionsblase zu finden. Leonardo de Montagne, der dunkle Magier, war der erste, und er zwang Ansu Tanaar in den

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