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0178 - Stadt der toten Seelen

0178 - Stadt der toten Seelen

Titel: 0178 - Stadt der toten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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musterte Ansu mit einem raschen, ungenierten Seitenblick.
    Die Lemurerin lächelte fein.
    »Es kommt nicht auf die Kleidung an«, sagte sie, »sondern auf die Seele.«
    Der BMW 733i raste Roanne entgegen. Bill Fleming schwieg.
    ***
    Professor Zamorra riß die Augen auf. Während er seinen Sturz abfing, da der Stuhl von einem Sekundenbruchteil zum anderen unter ihm verschwunden war, versuchte er bereits, so viel wie möglich zu erkennen.
    Es war eine groteske Situation, die verfilmt, vielleicht ein glänzender Klamauk-Erfolg geworden wäre. Aber in dem Augenblick, in welchem es geschah, war weder Zamorra noch den anderen Beteiligten zum Lachen zumute.
    Zamorra stürzte und prallte auf. Es gelang ihm, mit den Ellenbogen abzufedern und die Aufprallwucht zu lindem. Die Kaffeetasse mußte seiner Hand noch vor der Ortsversetzung entfallen sein, erkannte er blitzschnell.
    Da waren noch andere Menschen.
    Ein junger Mann mit einer uralten Flinte…
    Ein heulender, knurrender grauer Wolf…
    Eine schwarzhaarige Frau, die in Nicoles Alter sein mochte…
    Eine Gruppe bestehend aus einem Mann und zwei blonden Mädchen.
    Und eine etwa fünfzigjährige Frau in ziemlich einfacher Kleidung.
    Eine illustre Gesellschaft, zumal der Wolf die Dreiergruppe anzuspringen beabsichtigte, der junge Mann seine uralte Flinte auf das Viech richtete und die Bauersfrau auf ihrem Fahrrad genau auf den Wolf zuhielt. Woody Allen hätte es nicht dramatischer gestalten können. Geradezu im letzten Sekundenbruchteil nahm der junge Mann den Finger wieder vom Abzug, weil ihm die Radlerin in die Schußbahn kam. Sie rammte den Wolf im Moment des Absprungs. Das Tier stürzte und jaulte schrill auf, biß um sich, ohne ein Ziel zu finden, und hetzte dann in weiten Sprüngen davon, verschwand irgendwo zwischen den Häusern. Die Radlerin kam durch den Zusammenprall ebenfalls zu Fall und stürzte genau in das Liebes-Trio.
    Zamorra rieb sich die Augen. Das durfte doch nicht wahr sein!
    Die drei trennten sich voneinander.
    Zamorras Augen weiteten sich überrascht.
    Die beiden Mädchen, die sich ihm in paradiesischer Nacktheit präsentierten, kannte er.
    Die telepathischen Zwillinge! Uschi und Monica Peters!
    In diesem Moment begann er zu ahnen, daß hier etwas oberfaul war.
    ***
    Es waren fast zu viele Eindrücke, die auf Zamorra wie auch auf die anderen einstürzten, aber dieser Eindruck des Wiedererkennens überwog. Zamorra ging auf die beiden Mädchen zu. »Wiedersehen macht Freude«, sagte er immer noch verblüfft.
    »He, der Dämonenprofessor!« stieß Uschi - oder war es Monica? - hervor, Zamorra schaffte es nie auf Anhieb, die beiden Zwillinge auseinanderzuhalten. »Wie kommen wir alle denn hierher?«
    Die Bauersfrau klopfte sich den Staub vom Kleid. »Was?« keifte sie, an Zamorra gewandt, »Sie kennen die da, Monsieur le professeur? Ich bin entsetzt!«
    Wodurch Zamorra zu der Erkenntnis kam, daß die Bäuerin ihn ebenfalls kennen mußte, wenngleich er sie auch nicht sofort in die richtige Schublade bringen konnte; immerhin hatte sie französisch gesprochen. Der junge Mann mit der uralten Flinte dagegen gab einen russischen Fluch von sich und wollte hinter dem Wolf herwetzen.
    »Stoj!« schrie Zamorra ihn an. »Halt! Warten Sie!« Er kramte seine sparsamen Russischkenntnisse zusammen und versuchte dem Mann klarzumachen, daß sie zunächst einmal zusammenbleiben mußen, bis feststand, ob sie sich in ungefährlichem Gebiet befanden oder nicht. Zamorra hatte da - ebenso wie Uschi und Monica -einschlägige Erfahrungen gesammelt…
    Unwillig trottete der Russe zur Gruppe zurück.
    Zamorra warf einen raschen Blick in die Runde. Sie befanden sich am Rand einer ehemals weiß gekalkten Stadt. Die Häuser mußten schon seit ein paar tausend Jahren leerstehen, waren aber nicht unkrautüberwuchert. Erstaunt registrierte der Professor, daß es zumindest in der näheren Umgebung nicht einmal einen Grashalm zwischen den Häusern gab. Die Vegetation begann erst ein gutes Dutzend Meter weiter, dafür aber direkt in Form eines farbenprächtig blühenden Dschungels.
    Vorsicht, dachte Zamorra. Er entsann sich an das Land der mordenden Blumen, in dem er mit den Zwillingen und Ansu Tanaar gewesen war. Hinter der buntesten Pracht hatte sich die tödlichste Gefahr verborgen… [2]
    Er sah in die Runde. Da stand die Schwarzhaarige und betrachtete interessiert den Mann, der mit den Zwillingen aufgetaucht war und am Boden kauern geblieben war. Offensichtlich wagte er nicht,

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