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0178 - Stadt der toten Seelen

0178 - Stadt der toten Seelen

Titel: 0178 - Stadt der toten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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gewesen sein! Ihr habt es erraten!«
    »Noch ein Versuch?« fragte sie.
    Von da an schwieg Rolf. Das Experiment war überzeugend. Zamorra tat ein Übriges hinzu.
    Er war nicht gerade ein geübter Magier, und seine Para-Kräfte waren ziemlich schwach ausgeprägt. Aber er entsann sich einer Zauberformel, die er einmal gelesen hatte, und streckte die Rechte aus. Leicht bewegte er die Finger, und unhörbar murmelten seine Lippen den Spruch. Ein kleines bläuliches Flämmchen züngelte auf seiner jetzt gestreckten Handfläche auf, tanzte ein paar Sekunden lang und erlosch dann.
    »Unglaublich!« ächzte Marie Delaque. Sie, aus Feurs stammend, wußte, daß Zamorra ungewöhnliche Fähigkeiten besaß, aber sie hatte sie nie gesehen. Nun war sie um ein Erlebnis reicher, das sie noch nach Jahrzehnten ihren Enkeln erzählen würde.
    »Das zum Thema Magie«, sagte Zamorra. »Wir sollten versuchen, festzustellen, ob in dieser verfallenen Stadt Gefahren lauern. Denn man hat uns bestimmt nicht ohne Grund hierher versetzt, so bunt zusammengewürfelt wie wir sind.«
    »Sie meinen, unser wohlmeinend jr Freund wohnt dort irgendwo?« fragte Patsy.
    Zamorra nickte. »Es ist nicht auszuschließen. Nach dort«, er deutete auf die Farbenpracht des Dschungelrandes, »möchte ich eigentlich nicht so gern. Vielleicht gibt es da böse kreischende Affen, die einem Kokosnüsse an den Kopf werfen.«
    Patsy lächelte.
    »Vielleicht«, ließ sich der immer noch blasse Rolf Kaiser vernehmen, »sollten wir uns auch darum kümmern, wie wir zurückkehren. Was halten Sie davon, Zamorra?«
    Der Professor nickte. »Daran denke ich schon die ganze Zeit. Aber wir können nur zurück, wenn wir wissen, auf welche Weise wir geholt worden sind. Und ich stelle mir vor, daß des Rätsels Lösung in der Stadt liegt.«
    »Ich dachte, Sie könnten zaubern«, murmelte Rolf.
    Zamorra ging nicht darauf ein. »Boris, Sie haben ein Gewehr. Wir sind also, was Gefahren angeht, nicht ganz unbewaffnet.«
    »Die Ladung ist für den Wolf«, knurrte Boris Goranin finster. »Irgendwann erwische ich ihn. Das Biest hat lange genug unsere Tiere gerissen.«
    Zamorra zuckte mit den Schultern. »Vielleicht ist der Wolf jetzt unwichtig geworden«, sagte er. »Vielleicht gibt es in der Stadt schlimmere Dinge. Wir sollten uns langsam in Bewegung setzen.«
    »Und das da?« fragte die Bäuerin und deutete auf ihr defektes Fahrrad.
    »Es gibt zwei Möglichkeiten«, erklärte Zamorra. »Die eine besteht darin, daß das Ding hier liegen bleibt. Die andere Möglichkeit ist, daß Sie auf der Felge weiterfahren.«
    Keuchend stieg Marie Delaque auf, gab es aber schon nach zwei Metern auf. Der Sand war locker, davon abgesehen, daß der zerbissene platte Reifen das Fahren auch noch erschwerte. Schimpfend lehnte sie das Fahrrad sorgsam an die Wand des ersten Hauses und schloß sich der Gruppe an.
    Plötzlich blieb Zamorra stehen. Er wandte sich um und lief zum Dschungelrand. Mit etwas gemischten Gefühlen betrachtete er die Stämme, Zweige, Ranken und Blüten, dann griff er zu, und riß eine besonders prächtige Blüte ab. Mit seiner Beute kam er zur Gruppe zurück.
    »Uschi?« fragte er.
    »Ja?« erwiderte das Mädchen überrascht.
    Zamorra steckte ihr die Blüte ins Haar. »Damit ich euch zwei auseinanderhalten kann«, sagte er.
    Uschi lachte.
    Aber als sie weitergingen, fing Zamorra einen finsteren Blick Rolf Kaisers auf.
    ***
    Langsam trottete der alte, graue Wolf durch die leeren Straßen. Sorgfältig hielt er sich von der Gruppe der Menschen fern.
    Er hatte das Unheimliche gespürt, ehe es nach ihm griff, aber sein Heulen hatte es nicht abwehren können. Jetzt war er hier, und seine feinen Sinne spürten, daß die Menschen ihm nicht wohl gesonnen waren. In der ersten Schockreaktion war er geflohen, und er hielt sich auch jetzt vorsichtig weitab auf Parallelstraßen.
    Seine Sinne reagierten auf etwas, das in der Stadt auf ihn und die anderen lauerte. Nicht umsonst sagte man Tieren nach, ein feineres Empfindungsvermögen zu besitzen als Menschen. Fest stand, daß der Wolf etwas spürte, was ihm gar nicht gefiel. Es war unheilvoll und drohend.
    Und doch wich er nicht aus, sondern folgte der Gruppe der Menschen. Denn selbst er, der Einzelgänger, der von seinem Rudel ausgestoßen worden war, wußte, daß er als einzelner in dieser fremdartigen Welt verloren war. Er brauchte, um überleben zu können, den Schutz der Menschengruppe. Auch wenn sie ihm feindlich gesonnen war.
    ***
    Der Knöcherne

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