0178 - Wir spielten mit dem Feuer
wird.«
»Das FBI ist schon verständigt«, sagte der Lieutenant vom Pult her. »Man wird einen Transportwagen schicken.«
»Danke. Ihr seid ja wirklich hilfsbereite Menschen.«
»Sie sollten aber jetzt ins Bett gehen und nicht mehr arbeiten!«, warnte der Doc mit ernstem Gesicht. »Schließlich sind Sie ganz schön mitgenommen!«
Ich sah ihn eine Weile nachdenklich an. Ehrlich gesagt, zog es mich mit allen Fasern meines Körpers in ein weiches Bett. Aber da waren noch einige Kleinigkeiten, die nicht zuließen, dass ich jetzt einfach schlafen ging.
»No, Doc«, sagte ich ebenso ernst, wie er mich ansah. »Passen Sie mal auf! Heute am späten Nachmittag wurde hier ein gewisser Mac Paddington wie ein tollwütiger Hund durch einen Genickschuss erledigt. Vor einigen Wochen wurde im Medical Center ein Rauschgifthändler namens Racketeer erstochen. Und wenn ich noch meine fünf Sinne zusammenhabe, dann gingen beide Morde von derselben Bande aus. Und ausgerechnet dieser Bande, der wir seit Wochen ergebnislos nachjagten, ausgerechnet diesem Verein bin ich jetzt auf die Spur gekommen. Noch nicht so, dass ich sie festnehmen könnte. Nicht einmal so weit, dass ich Ihnen sagen könnte, wer außer dem einen Mann, den wir seit Wochen suchen, zu dieser Bande noch gehört. Aber ich habe die Spur dieses Vereins! Verstehen Sie, was das heißt?«
»Das ist alles schön und gut, aber an Ihre Gesundheit sollten Sie auch denken!«
Ich stand auf. Es ging, wenn auch ein wenig mühsam.
»Glauben Sie im Ernst, Doc«, fragte ich, »dass der Steuerzahler von uns erwartet, dass wir an unsere Gesundheit denken? No, das glaube ich nicht. Man bezahlt uns dafür, dass wir für ein mittelmäßiges Monatsgehalt stündlich bereit sind, uns von einem verrückten Gangster erschießen zu lassen. Na schön, es wird ja keiner gezwungen, zur Polizei zu gehen, nicht? Wenn wir schon dabei sind, dann wollen wir das Spielchen auch mitspielen. Es sind in letzter Zeit genug Morde passiert, Doc, als dass wir den Halunken auch nur noch eine Stunde Zeit mehr als nötig gönnen sollten. Denn in dieser einen Stunde mehr können sie einen Mord mehr begehen.«
Ich tappte zum Stuhl, nahm meine Pistole in die Hand und warf sie hoch. Sie landete schussbereit in meiner Hand. Mit einem nicht ganz gelungenen Grinsen sagte ich: »Sie sehen ja, Doc: Es geht schon wieder ganz gut! Und Sie würden sich wundern, wenn Sie sehen könnten, in welcher Form ich sein werde, wenn ich in ein paar Stunden einigen Leuten die Hand auf die Schulter legen werde! Sollten Sie den jungen Paddington sehen, grüßen Sie ihn von mir. Und sagen Sie ihm, dass er den Mörder seines Vaters innerhalb von vierundzwanzig Stunden im Distriktgebäude finden kann. Mit einer soliden stählernen Acht um die Handgelenke.«
Ich drehte mich um, weil die Tür zur Straße hin aufgegangen war. Zwei Kollegen vom FBI kamen herein.
»Da seid ihr ja endlich«, sagte ich und grinste ihnen zu. »Nehmt Phil auf die Bahre, ruft unterwegs schon über Sprechfunk unseren Doc an und sagt ihm, er wird röntgen müssen. Er soll sich darauf vorbereiten. Ich komme nach. Muss vorher nur noch eine Kleinigkeit erledigen.«
***
Es war abends um halb zwölf, als ich den Waschraum in der Grand Central Station betrat. Jemand erzählte mir einmal, es wäre der größte Bahnhof der Welt. Ich weiß es nicht. Aber ich weiß, dass es nichts gibt, was man selbst morgens um vier auf dem Central Bahnhof nicht haben oder erledigen kann.
Während ich mich nach dem Waschen beim Friseur niederließ, wurde mein Anzug nebenan schon gereinigt und gebügelt. Für zwei Dollar fünfzig hatte ich mir aus einem Automaten ein neues Oberhemd gezogen, denn das, was ich trug, war unter dem Ärmel eingerissen, und außerdem war es an den Manschetten und am Kragen blutverschmiert. Neunzig Cent hatten für eine neue Krawatte herhalten müssen. Der Mantel wurde ebenfalls gereinigt und gebügelt. Die FBI-Spesenkammer würde mir natürlich nur einen Bruchteil der Kleiderunkosten ersetzen, aber ich habe was dagegen, wie ein Strolch herumzulaufen, wenn’s nicht nötig ist.
Ich reckte mich in dem Bademantel, den die zum Friseur gehörige Reinigung ausleiht, während man auf seinen Kram wartet, stöhnte ein bisschen unter den Schmerzen der Gesichtsmassage, aber ich fühlte mich innerlich sehr wohl dabei, dass ich versucht war, einen Schlager zu pfeifen. Das ging nur deshalb nicht, weil mir der Masseur das Gesicht knetete.
Sieben Minuten nach halb eins
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