018 - Eleanors Baby
hatte einen Unfall …«
Mit weißen Fingern umklammerte sie den Türknauf. Ihre Knie drohten nachzugeben.
»Er fiel von der Leiter, als er die Regenrinne reinigen wollte. Alice sah es von unserem Schlafzimmerfenster aus.«
»Wo ist er? Wie schlimm ist es?«
»Im Stadtkrankenhaus. Wir konnten noch nichts über seinen Zustand erfahren. Komm, steig in meinen Wagen! Ich bringe dich sofort hin.«
Mr. Greenfields Frau besuchte Eleanor am nächsten Morgen und machte sich mit ihr bekannt. Sie war sehr kräftig, ohne dick zu wirken, hatte warme braune Augen und schien sehr sympathisch.
»Ich fühle mich direkt mitschuldig am Unfall Ihres kleinen Jungen, Mrs. Sprinkle. Die beiden Buben hätten so gut bei uns spielen können, während Sie beim Arzt waren. Nicht, dass Belinda kein zuverlässiges Mädchen ist. Ich kenne die Familie Phillips schon seit langem, noch ehe Belinda überhaupt auf die Welt kam. Belinda tat ja wirklich alles, was sie konnte – und ohne Zeit zu verlieren. Aber ich sagte zu Roger: Roger sagte ich, ist es nicht eine Schande, dass die junge Frau mit den beiden Jungen nicht einmal zum Doktor gehen kann, ohne sich nach einem Babysitter umsehen zu müssen? Es geht mir schon lange durch den Kopf, dass wir hier in der Stadt uns alle fremd sind. Meine Güte! Wofür sind Nachbarn denn da? Da saß ich also herum, drehte Däumchen und sagte zu mir: Also, dieser Fremdheit zwischen Nachbarn muss ein Ende gemacht werden – und zwar sofort.«
Etwas verdutzt über diesen Redeschwall und den unerwarteten Besuch, fragte Eleanor Mrs. Greenfield, ob sie nicht Lust hätte, eine Tasse Kaffee mit ihr zu trinken.
»Hat er sich wieder erholt?« Mrs. Grennfield nickte, als sie aus dem Küchenfenster blickte. »Ach, da spielt er ja schon wieder Wasserball! Das ist das einzig richtige. Wenn sie ihn eine Zeitlang vom Swimmingpool ferngehalten hätten, würde er sich vielleicht nie mehr hineingetraut haben. Wenn man vom Pferd fällt, muss man auch sofort wieder in den Sattel. Roger und ich haben auch Kinder, zwei Buben und zwei Mädchen. Aber die sind längst erwachsen und haben selbst schon wieder Kinder und wohnen weit weg von hier. Wir dachten, vielleicht könnten Sie alle heute zu uns zum Abendessen kommen? Es gibt nichts Besonderes. Wissen Sie, wir wollten Sie schon lange kennen lernen. Ich sagte zu Roger, kurz vor dem Unfall, da sagte ich, wie schön es wäre, wenn die Jungen hin und wieder auch bei uns spielten. Wir haben doch einen so großen Garten. Ein paar Jahre hatten wir unsere Enkel hier, und nun fehlen uns die Kinder sehr.«
Die ältere Dame gefiel Eleanor trotz ihrer Gesprächigkeit. Sie war natürlich und freundlich und hatte etwas anheimelnd Mütterliches.
Das Telefon läutete, und Mrs. Greenfield verabschiedete sich.
»Eleanor, hier ist Pamela. Dein Vater fiel heute
Nachmittag von der Leiter. Es sah ziemlich böse aus, aber er wird wieder in Ordnung kommen.«
»O Gott! Das ist ja entsetzlich! Wie ist es denn passiert? Wird er sich bestimmt wieder erholen?«
»Die Ärzte sind überzeugt davon. Er brach sich nur den linken Arm und verstauchte sich den Knöchel. Sie haben ihn von Kopf bis Fuß geröntgt. Er hat sonst Gott sei Dank keine schlimmeren Verletzungen. Ich meine, keine inneren oder so. Erst wollte ich es dir eigentlich nicht sagen, aber Johnny, dem ich vorher Bescheid gab, bestand darauf.«
»Ich könnte sofort kommen«, schlug Eleanor vor, »falls du mich brauchst, Pam.«
»O nein! Es ist besser, wenn du jetzt nicht fliegst.
Außerdem fängt die Schule bald an, und die Kinder müssen sich erst richtig eingewöhnen. Wir werden uns ja sowieso zu Weihnachten sehen. Obwohl ich euch eigentlich schon in den nächsten Tagen besuchen wollte. Steven und ich hatten uns erst heute darüber unterhalten.«
»O Pam, das wäre zu schön gewesen! Aber jetzt kannst du Dad natürlich nicht allein lassen. Hat er starke Schmerzen?«
»Nein, er hat Spritzen bekommen, und wenn die Wirkung nachlässt, wird es nicht mehr so schlimm sein. Und wie fühlst du dich?«
»Gut – danke. Nach Benjies Unfall war ich natürlich ziemlich erregt, aber jetzt ist wieder alles in Ordnung. Und wie geht es dir?«
»Abgesehen von Stevens Unfall geht es mir gut. Also, mach dir keine Sorgen mehr. Und schreib bald wieder einen ausführlichen Brief, ja? Und ruf an, wenn du irgend etwas brauchst.«
Eleanor hängte auf und musste gegen den Impuls ankämpfen, sofort einen Flug nach Columbus zu buchen. Sie hatte das sichere
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