018 - Eleanors Baby
Gefühl, dass der Unfall eigentlich Pamela gegolten hatte.
Als es wieder an der Zeit war, den Arzt aufzusuchen, konnte sie sich einfach nicht dazu durchringen. Er war ihr so entsetzlich unsympathisch. In ihrer Not vertraute Eleanor sich Mrs. Greenfield an.
»Aber Eleanor, warum plagen Sie sich damit? Es zwingt Sie doch kein Mensch, bei diesem Arzt zu bleiben, wenn Sie kein Vertrauen zu ihm haben. Wissen Sie was, ich horche einmal bei meinen Bekannten herum, dann werden wir schon einen guten Geburtshelfer finden.«
»Kennen Sie selbst denn keinen?«
»Nein, mein Kind. Ich habe mein letztes Baby vor fünfundzwanzig Jahren bekommen. Der Arzt, der mich damals betreute, ist längst tot.«
Ein paar Tage später brachte Helen Greenfield eine Liste an, auf der sie die Namen aller Gynäkologen notiert hatte, die ihr empfohlen worden waren. Sie wusste ein paar Eigenheiten über jeden und schlug Eleanor, die sich nicht entscheiden konnte, schließlich Dr. Forman vor, der zwar kein Gynäkologe, sondern praktischer Arzt und Geburtshelfer war, aber angeblich das meiste Verständnis für seine Patienten aufbrachte.
Eleanor kannte sich selbst nicht mehr. Wo war ihre Entschlusskraft, ihre Selbstsicherheit geblieben? Sie kam sich so hilflos und so verloren vor.
»Das vergeht schon wieder«, tröstete Helen sie. »Das bringt nur Ihr Zustand mit sich.«
»Hoffentlich«, murmelte Eleanor ein wenig verlegen.
Es war fast, als ahnte Mrs. Greenfield etwas über die seltsamen Umstände, die zu dieser Schwangerschaft geführt hatten.
»Es ist ja auch zu verstehen«, fuhr Helen fort. »Ihr Vater und Ihre Stiefmutter wohnen zweitausend Meilen von hier entfernt, und Ihr Bruder fast fünfhundert. Ich meine, da fühlen Sie sich eben verlassen. Schwanger und an einem fremden Ort – so allein … Sagen Sie, Eleanor, warum sind Sie eigentlich hierher gezogen?«
»Ich dachte ursprünglich an San Francisco, aber ich wollte meinem Bruder nicht auf der Pelle sitzen. Schließlich ist Johnny alt genug, sein eigenes Leben zu leben. Und Columbus – dort lernte ich Mark kennen. Natürlich wäre es da nicht so schlimm gewesen wie in New York in unserem Farmhaus, aber ich hatte Angst, dass mich auch dort die Erinnerungen erdrücken würden. Mein Dad sagte, ich liefe vor mir selbst davon, aber das ist nicht wahr. Ich wollte mich nur nicht unnötigem Herzweh aussetzen.«
»Nein, ich glaube auch nicht, dass Sie vor sich selbst davonlaufen wollten, Eleanor.« Mrs. Greenfield lächelte gültig. »Eine junge Witwe hat es nicht leicht, aber ich helfe Ihnen gern, wo ich kann. Hoffentlich sind Sie mit dem neuen Arzt zufrieden.«
Eleanor war entsetzlich aufgeregt und den Tränen nahe, als sie sich für ihre erste Untersuchung bei Dr. Forman fertigmachte. Wenn er nun auch so furchtbar kalt und wie ein Roboter war?
Aber als sie ihn sah, hörte sie direkt den Stein, der ihr vom Herzen plumpste. Er war weder alt noch jung und er machte den Eindruck, dass ihm seine Patienten viel wichtiger waren als sein Prestige als Doktor. Dr. Forman rannte nicht rastlos von Untersuchungsraum zu Untersuchungsraum. Er rief auch nicht seinen Makler oder seine Bank an und erkundigte sich nach den neuesten Börsennachrichten. Nein, er war sanft und gütig und ungemein vertrauenerweckend. Schon bei ihrem zweiten Besuch brachte sie den Mut auf, ihm von Mark zu erzählen.
Er hörte ihr zu, ohne sie zu unterbrechen, und sie war ihm ungemein dankbar dafür.
»Glauben Sie, ich gehöre in eine Heilanstalt?« fragte sie zum Abschluss unsicher.
»Nein. Ich vermute zwar, dass Sie sich getäuscht haben, bin aber sicher, dass Sie keine psychiatrische Behandlung brauchen.« Er lächelte sanft. »Im Leben passieren seltsame Dinge. Schriftsteller vermögen sich das alles gar nicht auszudenken. Ein Menschenleben kann voll unerklärlicher Begebenheiten sein. Glauben Sie zum Beispiel an die unbefleckte Empfängnis?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Ich auch nicht. Aber als ich ein Kind war, glaubte ich, dass man eine Warze verschwinden lassen kann, wenn man mit einem Pennystück darüber fährt. Jemand redete mir das ein. Er sagte, ich müsste nur ein paar Zauberworte dabei murmeln. Ich habe es versucht. Die Warze verschwand wirklich. Vielleicht sind wir alle nur zu ungläubig geworden.«
»Wie meinen Sie das, Doktor?«
»Heißt es nicht schon in der Bibel, der Glaube versetzt Berge? Was ich meine ist, der Glaube vermag viele Krankheiten zu heilen. Denken Sie doch an die Wunderheiler.
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