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018 - Eleanors Baby

018 - Eleanors Baby

Titel: 018 - Eleanors Baby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda duBreuil
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wandte sich zum Gehen.
    »Julian warte! Ich werde nie glauben, dass Gail eine Hexe war.«
    »Du denkst vermutlich an Besenritte und Nackttänze im Mondschein und an Zauberformeln. Eine solche Hexe war Gail allerdings nicht. Im Grunde genommen war sie sowieso nur zur Hälfte eine Hexe.«
    »Aber Julian, du weißt doch genau, dass es keine Hexen gibt.«
    »Ich war mir bisher nicht sicher, ob sie existieren. Mir sind auch noch keine Geister oder gar gute Feen erschienen, was aber durchaus nicht heißt, dass andere Leute sie nicht wahrgenommen haben. Ich frage mich manchmal, ob der Mensch in seiner Arroganz den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht.«
    »Aber du bist doch nicht abergläubisch, Julian. Genauso wenig wie ich.«
    »Würdest du sagen, Gail war geistig normal?«
    »Natürlich war sie das. Sie war nicht labil, und schon gar nicht hysterisch. Sie war sehr mitfühlend und gütig. -Nein, Julian, sie kann keine Hexe gewesen sein.«
     

     

Die Türglocke läutete gegen einundzwanzig Uhr. Eleanor war gerade dabei, die Illustrationen für das Kinderbuch zu entwerfen, das sie geschrieben hatte. Sie trug ihren alten Umstandsschlafanzug, den sie eigentlich schon nach ihrer letzten Schwangerschaft hätte wegwerfen sollen, und einen für die Flickenkiste reifen Morgenmantel.
    Es läutete noch einmal, drängender diesmal. Nein, so konnte sie unmöglich öffnen. Aber wenn es vielleicht etwas ganz schrecklich Wichtiges war? Ein Telegramm zum Beispiel?
    Sie rannte geradezu zur Tür und riss sie auf.
    »Dr. Williams!«
    Er lächelte ein wenig verlegen. »Ich machte gerade einen Besuch in der Nachbarschaft, und da dachte ich mir, ich könnte vielleicht bei Ihnen vorbeischauen und um eine Tasse Kaffee bitten. Ja?« fragte er mit gewinnendem Lächeln.
    Eleanor war verwirrt, und ihre Wangen brannten wie Feuer. Ausgerechnet jetzt, wo sie so entsetzlich aussah! Hätte sie nur schnell etwas Hübscheres übergeworfen! Und ihr Bauch wirkte überdimensional!
    »Es ist zwar schon spät«, sagte sie, um ihn darauf hinzuweisen, dass man ja normalerweise zu dieser Zeit keine allein stehenden Frauen besuchte, »aber ich habe sowieso noch gearbeitet, und mir täte eine Tasse Kaffee ebenfalls gut. Treten Sie doch bitte ein!« Sie bot ihm einen Sessel und eilte zur Küchentür. »Hätten Sie vielleicht auch Appetit auf ein Stück Kuchen?«
    »Selbstgebackenen?«
    »Ja, Apfelkuchen.«
    Spitzbübisch leckte er sich über die Lippen. »Mm. Ich weiß schon gar nicht mehr, wie so etwas schmeckt.« Eleanor lächelte und schnitt ihm ein besonders großes Stück ab.
    »Woher kennen Sie überhaupt meine Adresse? Haben Sie Dr. Formans Patientenkartei durchwühlt?« fragte sie sarkastisch, um ihre eigene Verlegenheit zu überspielen.
    »War nicht nötig«, murmelte er, genussvoll kauend. »Er gab sie mir völlig freiwillig. Ganz ohne Zwang.«
    Er hob den Kopf und strahlte sie an. »Wie rührend! Hat er Sie gebeten, sich um mich zu kümmern, nachzusehen, ob ich nicht vielleicht gerade meinen Kopf in den Gasherd stecke, um meinem Leben ein Ende zu machen?«
    »Nichts dergleichen.« Er grinste. »Der Kuchen schmeckt himmlisch. Ich bin doch ganz fremd in der Stadt, und da habe ich ihn gefragt, ob er nicht eine hübsche junge Frau wüsste, die mit mir kegeln, Rollschuh laufen, schwimmen, Ski fahren und so weiter gehen würde. Da sagte er sofort, Sie wären die einzig Richtige.«
    »Eine gescheitere Geschichte fällt Ihnen wohl nicht ein?«
    Dr. Williams schaute betrübt auf seinen leeren Teller. »Hätten Sie vielleicht noch ein Stückchen für mich?«
    Wortlos bediente sie ihn.
    Als er gegessen hatte und an seiner dritten Tasse Kaffee nippte, gestand er: »Ich bat Dr. Forman um Ihre Adresse, weil ich das Bedürfnis hatte, Sie wieder zu sehen. Schon nach unserer Begegnung am Flughafen. Und nachdem ich Sie dann im Wartezimmer wieder getroffen hatte, fragte ich Dr. Forman über sie aus. Er erzählte mir, dass Sie Witwe sind – und da kann doch niemand etwas dagegen haben, wenn ich Ihnen den Hof mache.«
    »Aber ich bin eine schwangere Witwe!«
    »Nicht mehr lange.«
    Er blieb noch eine halbe Stunde, und sie erfuhr, dass er verlobt gewesen war, seine Braut aber kurz vor der Hochzeit tödlich verunglückte. Danach wollte er ein anderes Mädchen bitten, seine Frau zu werden, aber er bemerkte gerade noch rechtzeitig, dass sie Kinder nicht ausstehen konnte, und er liebte Kinder.
    Und ich fühle mich so einsam, dachte sie. Es ist schön, wieder begehrenswert zu sein

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