018 - Eleanors Baby
und Besuch von einem sympathischen Mann zu bekommen, der noch dazu keinen Hehl daraus macht, dass er gern heiraten würde. Sie verstand nur nicht, wie sie ihm gefallen konnte – in ihrem jetzigen Zustand; und dann noch in dem uralten Morgenmantel und ganz ohne Makeup.
»Eleanor, hier ist meine Telefonnummer. Sie steht noch nicht im Buch. Bitte, rufen Sie mich an, wenn ich Ihnen in irgendeiner Weise helfen kann. Versprechen Sie mir das?«
Sie nickte und brachte ihn zur Tür. Völlig verwirrt stieg sie ins Bett. Wie sehr sie sich schämte! Bestimmt hatte sie ihm viel zu sehr gezeigt, wie gut er ihr gefiel. O Gott, wie sehr sie sich nach den Armen und der Liebe eines Mannes sehnte! Wenn eine Frau einmal glücklich verheiratet gewesen war, möchte sie nicht mehr allein sein, und nicht nur wegen der körperlichen Liebe. Es gibt so viele Dinge, die ein liebender Mann für seine Frau tut.
Remember wurde immer verärgerter über Eleanors romantische Wünsche. Wenn diese Sterblichen nur nicht so entsetzlich gefühlvoll wären!
Die körperlose Wesenheit sprang von Eleanors Schulter und machte es sich am Fußende des Bettes bequem.
Kurz nach vier kam Dr. Littleton von einem längeren Spaziergang nach Hause und traf Alice mit bleichem Gesicht in der Bibliothek an.
»Ich glaube es, Julian! Ich glaube es!« rief sie mit zittriger Stimme. »Und das Baby! O Gott, das Baby!«
»Meinst du, ich sollte mit Steven reden?«
»Ja. Bring ihm das Tagebuch! Sprich mit ihm, wie du es mit mir getan hast. Vermutlich wird er entsetzlich auf brausen, aber du musst ihm alles erklären. Und dann lass ihn mit dem Buch allein.«
»Auch Eleanor müsste informiert werden, Alice. Das Baby darf nicht leben.«
»O Julian! Eleanor ist bereits im achten oder neunten Monat.«
»Gail hat Joan umgebracht, um diese – diese Wesenheit zu vernichten. Wenn das Kind lebt, wird sie es übernehmen. Und siehst du denn nicht, dass sie mit jeder Geburt noch diabolischer, noch stärker wird?«
»Aber Eleanor wird nicht zulassen, dass man ihrem Kind ein Leid antut. Man hätte viel eher etwas unternehmen müssen. Jetzt ist es zu spät.«
»Es muss aber, kaum dass es geboren ist, getötet werden. Eleanor war immer sehr vernünftig, und schließlich machte sie ihren Vater und Pamela darauf aufmerksam, dass bei der Zeugung etwas Übernatürliches mit im Spiel gewesen war.«
»Glaub mir, Julian, in ihrem jetzigen Zustand wird Eleanor sicher nicht vernünftig sein. Ich begreife ja selbst, dass man dieses – dieses Ding nicht auf die Menschheit loslassen darf.
Aber was können wir tun? Niemand wird uns glauben.«
»Eleanor ist Stevens Tochter. Wir müssen ihm die Entscheidung überlassen. Ich werde jetzt zu ihm gehen.«
Langsam schritt Dr. Littleton über die Strasse. Steven öffnete ihm selbst die Tür. Abgesehen davon, dass er noch ein wenig humpelte, hatte er sich von seinem Sturz völlig erholt.
»Komm herein und leiste mir ein bisschen Gesellschaft«, begrüßte er seinen alten Freund. »Pamela ist ihren Bruder besuchen gefahren.«
Julian goss den Whisky hinunter, den Steven ihm eingeschenkt hatte, dann langte er nach dem mitgebrachten Plastikbeutel.
»Steven, ich habe etwas unter Gails Sachen gefunden, das du dir unbedingt ansehen musst. Weißt du, ich brachte es ganz einfach nicht übers Herz, ihre Bücher, Papiere und Manuskripte wegzuwerfen, wie du mich gebeten hattest. Immerhin war Gail eine bekannte Schriftstellerin, und man hört doch häufig, dass Manuskripte berühmter Autoren eine Menge Geld einbringen können. Darum behielt …«
»Ich will nichts von Gails Sachen sehen.«
»Das hier musst du aber unbedingt lesen, Steven. Es ist außerordentlich wichtig. Es betrifft Eleanor.«
Stevens Gesicht wurde kalkweiss. Seine Finger zitterten, als er seine Pfeife stopfte.
»Du hast mich angelogen, als du sagtest, Gail hätte keinen Brief hinterlassen, nicht wahr, Steven?«
»Seit wann mischst du dich wie ein altes Waschweib in Angelegenheiten, die dich nichts angehen?« brüllte Steven plötzlich.
»Verdammt! Willst du nicht endlich von deinem hohen Ross heruntersteigen? Ich weiß doch, was du in den Jahren seit Gails Tod mit dir herumgetragen hast. Ich will dir ja nur helfen. Schließlich bin ich dein Freund.«
»Zum Teufel, Julian! Mit Freunden wie dir brauche ich keine Feinde mehr. Scher dich hinaus! Und komm nicht wieder!«
»Beruhige dich! Ich gehe ja schon. Aber ich lasse dieses Tagebuch hier. Wenn du auch nur ein bisschen für
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