0180 - Der gnadenlose Gegner
wird untersucht. Die Wahrscheinlichkeit, daß uns jemand entkommt, ist dabei mehr als gering."
„Werden wir Beiboote aussetzen?" erkundigte sich Varringer. „Ja, Leutnant", gab Perton zur Antwort. „Sobald es sich als nötig erweist, werde ich den Befehl geben, einige Suchtrupps zusammenzustellen. Wo immer sich die Schiffbrüchigen verkriechen sollten, wir werden sie alle finden." Brunticker räusperte sich. „Was geschieht mit ihnen, wenn sie in unseren Händen sind?" Perton lächelte zynisch. „Wir können keine unwichtigen Männer brauchen", sagte er. „Der Obmann wünscht Gefangene, aber er ist nicht daran interessiert, jeden Kadett vorgeführt zu bekommen. Denken Sie bitte daran, meine Herren. Nur wichtige Persönlichkeiten sind festzunehmen."
„Und die anderen?" fragte Brunticker, der es anscheinend genau wissen wollte. Perton schwieg. Dann kehrte er zum Kommandosessel zurück. Das Schweigen war deutlicher als alle Worte. Con Perton, der Kommandant des zwanzig Schiffe starken Verbandes, hatte soeben einige hundert Terraner zum Tode verurteilt. Er hatte es im Auftrag des Obmanns getan.
Aber das machte keinen Unterschied.
Ein Phantom aus glühendem Stahl schoß aus der Dunkelheit des Raumes in die Atmosphäre des Planeten hinein. Die Luft war dünn, aber bei der ungeheuren Geschwindigkeit der CREST besaß sie trotzdem eine Bremswirkung. Innerhalb von Sekunden zog die CREST einen feurigen Schweif hinter sich her. Ein Hangar wurde aufgesprengt, die ausgeglühten Beiboote fielen heraus, wie Samenkörner aus einer überreifen Frucht. Kein Mensch, der das gewaltige Schauspiel von der Oberfläche aus verfolgt hätte, würde geglaubt haben, daß es in diesem abstürzenden Giganten noch Leben gab. Und doch war es so. Die Männer, die die Schlacht im Weltraum überlebt hatten, klammerten ich irgendwo fest und erwarteten den Aufschlag. Der größte Teil von ihnen trug flugfähige Schutzanzüge. Ununterbrochen gab es in der CREST Explosionen. Das Schiff kapitulierte ständig ganze Wagenladungen von Einzeiteilen in die Luft. Relais, Zahnräder, Nieten, Laschen, Verstrebungen, Platten, Metall und Glasbrocken wirbelten wie Konfetti durcheinander. Es schien, als wollte sich das Schiff noch in seine Bestandteile auflösen, bevor es überhaupt den Boden erreichte. Je tiefer die CREST kam, desto durchdringender wurde das Pfeifen, das sie auf ihrem Höllenflug erzeugte. Die komprimierte Luft schien zu dröhnen.
In der Behelfszentrale hörten die Männer nichts davon. Kurz bevor sie in die Atmosphäre vorgestoßen waren, hatte Rhodan über Interkom noch einmal alle Stationen angerufen, um sich eventuell Überlebenden verständlich zu machen.
Sein Befehl lautete, daß jeder, der sich noch bewegen konnte, sofort nach der Notlandung das Schiff verlassen mußte. Keine Gruppe durfte mehr als zehn Mann umfassen. Diese Gruppen hatten sich in verschiedenen Richtungen vom Wrack abzusetzen.
Damit wollte Rhodan erreichen, daß der Gegner, sofern er an eine Verfolgung dachte, seine Kräfte bei der Suche zersplittern mußte. Wenn sie den Aufprall überhaupt überlebten, stand wahrscheinlich ein heftiger Krieg auf der unbekannten Welt bevor.
Rhodan wußte, daß kleine Gruppen, die gut bewaffnet waren, schwer anzugreifen waren. Mehr konnte er im Augenblick für die Sicherheit der Überlebenden nicht tun. Die Gefahr, daß die CREST während oder kurz nach der Landung explodieren wurde, war größer als die einer Verfolgung durch den Feind.
Das Schiff war kaum noch zu kontrollieren. Nach wie vor liefen die Andruckneutralisatoren mit Vollast, aber das Normaltriebwerk war inzwischen ebenfalls ausgefallen. Die Antigravfelder waren trotz wiederholter Bemühungen nicht angelaufen. Rhodan kam sich wie ein Mann vor, der auf einer Steinlawine ins Tal rast und den sinnlosen Versuch unternehmen will, die wilden Gewalten zu bremsen. Er war nicht in der Lage, das Schiff an einer bestimmten Stelle zu landen. Die CREST schlug in einem spitzen Winkel auf der Oberfläche des Planeten auf. Das Wrack des mächtigen Schiffes bohrte sich in die Kruste der fremden Welt und schuf einen gigantischen Krater. Die Wirkung einer Bombe hätte nicht fürchterlicher sein können. Der Boden begann zu vibrieren, und die Aufschlagstelle war sofort in Rauch und Flammen gehüllt.
Das Flaggschiff war in einer ausgedehnten Ebene niedergegangen, die zwischen einer unübersehbaren Wüste und einem flachen Gebirgs-zug lag. Es war Tag. Eine hellgelbe Sonne brannte auf das
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