0180 - Die Horror-Katzen
Besinnung.
***
Nicole besaß nicht nur ein verführerisches Aussehen, sondern auch Nahkampferfahrung. Die Abenteuer an Zamorras Seite im ständigen Kampf gegen die Geschöpfe des Bösen und ihre Helfer hatten es erforderlich gemacht, daß sie lernte, auch in körperlichen Auseinandersetzungen ihren Mann zu stehen. Als sie den hinterhältigen Angriff auf Zamorra sah, zögerte sie keine Sekunde.
Sie stieß sich vom Deck der Yacht ab.
Federnd kam sie neben dem Amerikaner auf den schaukelnden Planken des Fischerbootsdecks auf, fuhr herum und schaffte es, den Burschen mit einem kräftigen Schwinger gegen die kleine Kabine zu werfen. Sofort setzte sie nach. Der Fremde war durch den plötzlichen Angriff von zarter Hand offensichtlich verblüfft, weil er Nicole fassungslos anstarrte, ohne die Hand gegen sie zu erheben.
Beim nächsten Fausthieb sank er auf die Planken.
Oben staunte April Hedgeson Bauklötze. Sie hatte zwar auch einmal einen Judokurs mitgemacht, aber die Blitzartigkeit dieses Kampfes ließ auch sie blaß werden Nicole starrte den Unbekannten nachdenklich an, dann wandte sie sich Zamorra zu. Sie rollte ihn auf den Rücken, tastete nach seinem Puls. Er schlug langsam. Nicole schätzte, daß ihr Lebensgefährte, Chef und Sponsor ihres Modeticks innerhalb einer halben Stunde wieder zu sich kommen würde. So lange konnte sie in diesem Fischerboot warten, in welchem es immer teuflischer nach auslaufendem Dieselöl stank. Die Feuchtigkeit kroch langsam bis zum Kabinenteil des Bootes.
Nicole spielte kurz mit dem Gedanken, Zamorra an Bord der Grym-Yacht zu schleppen, ließ es dann aber. Der Höhenunterschied von gut einem Meter ließ es zu einem Kraftakt werden, auf den sie verzichten konnte.
Oben würde Zamorra auch nicht schneller wieder zur Besinnung kommen.
April kam jetzt auch herunter, wesentlich vorsichtiger und langsamer als Zamorra und Nicole. »Wer ist der Knabe?« fragte sie. »Hast du mal nach seiner Visitenkarte gesehen?«
Nicole schüttelte den Kopf. »Aber das kann man ja nachholen«, sagte sie und ging zu dem Amerikaner. Neben ihm kniete sie nieder und ließ ihre Finger in seinen Taschen auf Wanderschaft gehen. Nach kurzem Suchen entdeckte sie eine Plastikhülle mit Ausweiskarte.
»Amerikaner, John Shaker«, las sie laut vor. »Illinois…«
Im nächsten Moment ging alles blitzschnell.
***
John Shaker hatte abgewartet. Im ersten Augenblick war er verblüfft gewesen über den blitzschnellen Angriff des Mädchens. Ihr erster Hieb hatte ihn schmerzhaft getroffen. Beim zweiten hatte er geschauspielert und sich zu Boden fallen lassen. Dann hatte er auf eine günstige Chance gelauert.
An der Art ihres Angriffs hatte er erkannt, daß sie Karate-Expertin war, gegen die er den Kürzeren ziehen mußte, wenn er sie nicht ebenso überraschte wie diesen Zamorra. Also wartete er, bis sie sich arglos über ihn beugte, um ihn zu durchsuchen. Sie hielt ihn für besinnungslos.
Als sie mit Sicherheit nicht mehr mit einem Angriff rechnete, schlug er zu. Er traf auf Anhieb die richtige Stelle. Lautlos sank Nicole Duval über ihm zusammen. Shaker sprang auf, warf das Mädchen dabei halb in die Diesellache und kümmerte sich um das andere Girl. Diese Lady Hedgeson wollte an der Yacht emporklettern. Shaker griff zu, riß sie zurück und betäubte auch sie.
Zufrieden sah er dann auf seine Opfer herab. Er hatte es geschafft. Zumindest Zamorra und Nicole Duval hatte er in seine Gewalt gebracht. Und Bill Fleming würde er auch noch bekommen.
Vorsichtshalber fesselte er alle drei mit Schnüren, die er in der Kabine des Fischerbootes entdeckte. Er wußte nicht genau, wie widerstandsfähig seine Opfer waren und wollte sich nicht ebenfalls überraschen lassen. Er hatte sowieso jede Menge Glück gehabt, daß alles so leicht geklappt hatte. Es wäre fatal gewesen, wenn diese Lady an Bord der Yacht geblieben und voller Panik sofort gestartet wäre.
Shaker betrachtete die drei gefesselten Körper. Er hatte sie auf den Frachtdeckeln ausgebreitet. In einem der Ladefächer lag noch der Bootsbesitzer. Ihn durfte Shaker nicht vergessen. Aber er hatte keine Lust, den auch noch zu fesseln. Falls er erwachte, würde er sich zu befreien versuchen und allein durch das auffällig Heben des Deckels auf sich aufmerksam machen.
John Shaker grinste.
Er kippte den Kasten mit den beiden Katzen so auf die Seite, daß die Drahtgittertür nach oben wies. Dann öffnete er sie ein wenig, griff hinein und hob eines der beiden Tiere heraus.
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