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0181 - Blutige Dollars

0181 - Blutige Dollars

Titel: 0181 - Blutige Dollars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blutige Dollars
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echt.
    »Ich muss Sie um eine weitere Gefälligkeit bitten«, sagte ich. »Lassen Sie mir die Anschrift aller Kunden heraussuchen, die zwischen dem 15. Juli und dem 16. August mit grünen Bohnen beliefert wurden.«
    Der Buchalter zog die Stirn kraus und meinte, das würde wohl ein paar Stunden dauern. Er müsse sämtliche Rechnungskopien durchsehen, und das seien nicht eben wenige.
    Ich sagte, das käme mir nicht darauf an, und Monsieur Orlys versprach mir, mich im Hotel anzurufen und, falls ich nicht da sein sollte, zu hinterlassen, dass er nach mir gefragt habe.
    Den Nachmittag über ging ich spazieren. Es gibt keine Stadt, in der man so schön spazieren gehen kann wie Paris. Ich fuhr bis zur Bastille und bummelte am Rathaus vorbei, dem Louvre, der weltberühmten Gemäldegalerie mit ihren unermesslichen Schätzen, entlang den Tuillerien und über den Place des la Concorde und die Champs-Elysées bis zu Triumphbogen und dem Grab des unbekannten Soldaten, über dem die ewige Lampe brennt.
    Alles ist schön, einzigartig und sehenswert, aber es wäre nichts, ohne den Zauber der Pariser Menschen, ohne die flanierenden Damen, die kleinen Midinetten, Putzmacherinnen und Schneiderinnen, die ihren reichen Kundinnen nichts an Eleganz und Charme nachstehen.
    Wenn ich auf die Fahrbahn blickte, wo die Polizisten mit ihren weißen Stöcken den-Verkehr dirigierten, wurde mir schwach. Jeden Augenblick erwartete ich einen Massenzusammenstoß, aber immer wieder wickelten sich die Fahrer mit einer Eleganz, die geradezu lebensgefährlich war, aus den unmöglichsten Situationen, und nichts passierte.
    Als es dunkel wurde, setzte ich mich in die Metro und fuhr zum Hotel zurück. Ich zog mich um, aß in einem kleinen Restaurant ein Brathähnchen und saß bis zehn Uhr hinter einer Flasche Rotwein.
    Dann endlich wollte ich nachholen, was ich am Vorabend versäumt hatte.
    Ich begann ganz solide an dem Place Pigalle und dann arbeitete ich mich langsam durch die Nebenstraße in Richtung des Place Clichy. Ich tanzte, obwohl ich das sonst sehr ungern tue, im »Cabaret zu den zwei Eseln«, und trank ein paar gefährlich süße Cocktaüs mit einem noch gefährlich süßeren Barmädchen in der »Tomate«.
    Langsam wurde ich gut und dann immer besser gelaunt, was nicht nur am Alkohol, sondern auch an der Atmosphäre von Paris und insbesondere des Montmartre lag.
    Überall wurde gelacht, getanzt, gesungen und geflirtet. Zuletzt ging ich endgültig im »Petit Cochon«, vor Anker.
    Hier gab es keine Touristen. Man war also gewissermaßen unter sich. Die Wände waren mit Tropenlandschaften geschmückt, und die braun geschminkten Kellnerinnen trugen Blumenkränze ä la Hawaii um den Hals.
    Ich setzte mich in die hinterste Ecke und beobachtete. Schade, dass Phil nicht da war. Ich nippte an meinem Whisky, in den ich mir ein paar Eisstücke hatte werfen lassen.
    In der Mitte des Lokals war die von unten her hell erleuchtete Tanzfläche aus Glas. Sie war so klein, dass eigentlich nur drei Paare auf ihr Platz gehabt hätten, aber es waren deren zwölf. Die Kapelle schnulzte, und die Tänzer und Tänzerinnen schoben sich Wange an Wange nach rechts und nach links, ohne viel von der Stelle zu kommen.
    Plötzlich reckte ich den Kopf.
    Die beiden sollte ich doch kennen. Es konnte kein Zweifel sein: Das Mädchen war Alice Maleau, und ihr-Tänzer war der Mann, den die Hauswartsfrau Eddy genannt hatte, und der aller Wahrscheinlichkeit nach für die Beule an meinem Schädel verantwortlich war.
    Dies erschien mir ein ebenso merkwürdiger wie glücklicher Zufall zu sein.
    Gerade war der Tanz zu Ende. Das Publikum klatschte, aber die drei Mann der Kapelle ließen sich nicht zu einer Zugabe veranlassen. Ein Gong ertönte. Das Cabaret war einen Augenblick in tiefe Finsternis getaucht, und dann stachen zwei Scheinwerfer auf die kreisrunde Fläche in der Mitte. Dort stand jetzt ein Tanzpaar, er ein kohlpechschwarzer Neger in roten, engen Beinkleidern und einem gelben Hemd, sie milchkaffeebraun, schlank und sehr hübsch. Die nächsten fünf Minuten hörte man nur die wilden Rhythmen der Musik, das Dröhnen der Trommel, das Stampfen der Füße und die kleinen, hellen Schreie der Mulattin. Dann brandete Beifall auf, der nicht enden wollte, bis die zwei eine Zugabe bewilligten.
    Als dann die Beleuchtung im Lokal wieder aufflammte, sah ich mich nach Alice und ihrem Eddy um. Es dauerte eine Zeitlang, bis ich sie entdeckte. Sie saßen in einer Box bei einem behäbigen Herrn, der

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