0181 - Das Höllenfeuer
schlief Sandy MacGrew, die sich in letzter Zeit fast nur noch auf Caer Llewellyn aufhfelt, aber nicht jede Nacht mit dem Lord teilte.
Mit einem jähen Ruck schleuderte Bryont Saris die leichte Decke fort und sprang aus dem Bett. Feuer im Schloß? Das war doch unmöglich! Es gab nichts, was sich von selbst entflammen konnte!
Die Tür strahlte Hitze aus.
Saris riß sie auf. Eine Flammenwand schoß ihm entgegen. Im Ankleidezimmer tobte eine kleine Hölle, und die Tür brannte tatsächlich schon. Saris schlug sie wieder zu. Ein paar Funken waren hereingeflogen und begannen jetzt am Teppich aufzuglimmen. Der Lord beeilte sich, in seine Hausschuhe zu kommen und die Funken damit auszutreten.
Er eilte zum Fenster, aber noch ehe er es öffnete, wußte er, daß eine Flucht unmöglich sein würde. Das Haupthaus war, nachdem die kriegerische Zeit des Mittelalters und der ständigen Machtkämpfe der Clans vorbei war, nach hinten ausgebaut worden, und der Schlafraum des Lords schloß mit der Burgmauer bündig ab. Es ging rund zwölf Meter hinunter bis zu dem Burggraben, der zwar nie Wasser geführt hatte, aber drei Meter tief und dabei so breit war, daß ihn ein galoppierendes Pferd nicht hätte überspringen können, selbst wenn die Burgmauer gefehlt hätte. Und die alten spitzen Pfähle hatte man nach ein paar hundert Jahren immer noch nicht entfernt. Caer Llewellyn war wehrhaft wie eh und je.
Dort hinaus konnte er also nicht.
Das Prasseln wurde lauter. Die Tür würde dem Feuer nicht lange standhalten. Also mußte er irgendwie nach draußen kommen.
Aber es gab keine Möglichkeit. Der Lord saß in der Falle.
***
Nicole war es, die den Schrei hörte. In fremden Betten war ihr Schlaf leicht, und obwohl der Schrei im Seitentrakt des Hauses ertönte, nahm sie ihn wahr.
Sie setzte sich im Bett auf, noch halb verschlafen, und wartete darauf, daß der Laut sich wiederholte. Erst Sekunden später schüttelte sie energisch den Kopf; diese Art Schrei wiederholte sich nicht. Es war wie eine Warnung gewesen.
Gefahr?
Neben ihr schlummerte Zamorra. Er lag auf dem Rücken, und auf seiner nackten Brust das handtellergroße Amulett. Er hatte es sich angewöhnt, es immer zu tragen, wenn er sich nicht in der geschützten Zone von Château de Montagne aufhielt. Denn es war der einzig wirklich wirksame Schutz gegen dämonische Einflüsse…
Nicole griff nach seiner Schulter. »Zamorra! Da ist etwas!«
Er schreckte aus dem Schlaf hoch. Nicoles Hand glitt über die Silberscheibe. Sie hatte sich erwärmt!
Im gleichen Moment bemerkte es auch der Parapsychologe. Sein Schlaf war so tief gewesen, daß er die Erwärmung des Amuletts nicht bemerkt hatte. Immerhin hatten ihn die Anstrengungen der Nacht so ermüdet, daß er eingeschlafen war, kaum daß er sich niedergelegt hatte. Zu seinem angekündigten Suchspiel war er nicht einmal mehr gekommen, obgleich sich ihm Nicole in verführerischer Nacktheit präsentiert hatte.
»Was…« murmelte er verschlafen. »Dämonen… hier?«
Er schüttelte sich wie ein nasser Hund.
»Jemand hat geschrien!« stieß Nicole hervor. »Das Schloß wird angegriffen!«
Zamorra schwang sich jetzt aus dem Bett. Abermals schüttelte er sich heftig, versuchte, die Reste der Müdigkeit von sich abzuwerfen, die ihn wie Blei wieder niederzwingen wollten.
Seine Hände tasteten nach dem Amulett. Sein Gesicht verzerrte sich, als er übergangslos versuchte, sich auf die warnenden Impulse zu konzentrieren, die die Scheibe in Form von Wärme abgab.
Zamorra tastete mit seinen schwachen Para-Kräften, durch das Amulett verstärkt, nach dem Dämon. Wie war er ins Schloß gekommen? Der Parapsychologe entsann sich, daß der Lord das Schloß schon seit langem mit Dämonenbannern bestückt hatte. Zwar war dieser Schutz bei weitem nicht so gut und sicher wie die Abschirmung von Château de Montagne, aber immerhin…
Zamorra stöhnte leise. Er konnte den Dämon nicht erfassen! Irgendetwas schob sich dazwischen…
Feuer…
Vor seinem geistigen Auge erschien das Bild eines brennenden Zimmers. Die Flammen tanzten wild, und hinter ihnen wurde schemenhaft die Gestalt des Lords erkennbar.
Feuer im Schloß?
Zamorra zögerte nicht. Er spurtete los, achtete nicht darauf, daß er keinen Faden am Leib trug. Er stürmte aus dem Zimmer auf den Korridor hinaus. Er wußte, wo der Lord zu schlafen geruhte, und hetzte über den Gang. Schon von weitem sah er eine offenstehende Tür, aus der Flammen schlugen, und gleichzeitig nahm er über das
Weitere Kostenlose Bücher