0181 - Das Höllenfeuer
nickte. »Du hast vielleicht recht«, gestand er. Immerhin besaß Zamorra die weitaus größere Erfahrung.
Als sie die Stadt erreichten, war ihnen nicht aufgefallen, daß ihnen ein unauffälliger Vauxhall folgte…
***
Der Range Rover stoppte vor dem Hospital. Vorsichtshalber fragte Lord Saris nach Doktor Lannix. Zu seinem Erstaunen vernahm er, daß der Arzt nicht anwesend sei und erst am Nachmittag wieder erscheinen wolle, da er eine zusätzliche Nachtschicht habe einlegen müssen.
»Das trifft sich gut«, erklärte Saris, während sie zu dritt über den breiten Korridor auf den Lift zugingen. »Ich hatte nämlich gestern eine kleine Meinungsverschiedenheit mit dem Doc. Er wollte mir sogar die Polizei auf den Hals hetzen.«
»Wir haben’s wohl diesmal alle ein wenig mit der Polizei«, murmelte Nicole. Zamorras Aussehen gefiel ihr nicht. Der Chef sah krank aus. Um seine Augen hatten sich dunkle Ringe gebildet, die zum Teil von der fehlenden Nachtruhe, zum anderen Teil von der Erkältung herrühren mochten, die er sich eingehandelt hatte. Nicole machte sich Sorgen. Zamorra mußte ein wenig kürzer treten, sonst kam in Kürze der große Zusammenbruch. Zamorra trieb wieder einmal mit seinen Körperkräften unverantwortlichen Raubbau.
Aber sie sagte ihm nichts. Er würde sich ohnehin nicht an ihre Mahnungen halten. Und - sie würde an seiner Stelle auch nicht anders handeln. Es ging darum, eine dämonische Wesenheit zu erkennen und unschädlich zu machen, die Menschenleben auf dem Gewissen hatte und auch vor größeren Untaten nicht zurückschreckte.
Per Knopfdruck hatte der Lord den Lift geholt. Die Doppeltür verschwand mit zischendem Ton in der Wand. »Bitte, einzutreten«, sagte Saris mit einladender Geste. Als letzter betrat er die Kabine und legte den Finger auf die Abwärts-Taste.
»Was wollen wir denn in der Unterwelt?« fragte Zamorra.
»Wolltest du Sir Jon sehen oder nicht?« gab Saris trocken zurück.
Augenblicke später stoppte der Lift im Keller. Die Türen glitten auf und entließen die drei Menschen in den kunstlichterhellten Korridor. Zamorra blinzelte. Das kalte Neonlicht schmerzte in seinen Augen. Er wußte, daß er dringend etwas gegen seine Erkältung tun mußte. Einmal mehr bewies ihm Mutter Natur, daß er alles andere als ein unüberwindbarer Supermann war.
»Ist hier nicht der Zutritt verboten?« wollte Nicole das Leuchtschild gesehen haben. Saris winkte ab. »Darüber setzen wir uns großzügig hinweg. Hier geht’s lang.«
Er kannte sich nach seinem ersten Besuch hier unten aus. Auf Anhieb fand er die richtige Tür, ohne sich an den Hinweisschildern orientieren zu müssen, und ließ sie aufschwingen.
Diesmal war er nicht allein.
Ein junger Mann in weißem Kittel schob gerade eine der Läden zu, in denen die Leichen untergebracht wurden, bis man sie in Zinksärge legte und zur Friedhofskapelle überführte. Dann waren sie bereits zugenietet, und niemand konnte mehr feststellen, ob die Leichen obduziert worden waren oder sich noch in unversehrtem Zustand befanden.
»Was machen Sie denn hier?« fragte der junge Assistenzarzt überrascht. »Wer sind Sie?«
Saris grinste trocken. »Das da ist Professor Zamorra. Wenn Sie uns bitte allein lassen möchten?«
Etwas Zwingendes lag in seinen Worten und seinem Blick. Zu Zamorras Überraschung nickte der junge Arzt und verließ dann die Leichenkammer. Offenbar war er der Überzeugung, in Professor Zamorra einen Kollegen von der medizinischen Fakultät vor sich zu haben.
»Was haben Sie mit ihm gemacht?« fragte Zamorra und legte dem Lord die Hand auf die Schulter, als der Arzt draußen war. Saris bestätigte Zamorras Vermutung. »Ich habe ihm diese Meinung einsuggeriert. Wahrscheinlich fragt er nicht einmal am Empfang nach, wer du eigentlich bist und von welcher Hochschule wir kommen…«
Sein Blick ging über die Ladenfächer. Dann griff er nach dem richtigen und ließ es herausfahren.
Zamorra und Nicole hielten den Atem an.
***
Chann ten Yarr stellte fest, daß die Situation sich immer ungünstiger entwickelte, je länger er abwartete. Aber er hatte noch keinen konkreten Ansatzpunkt, konnte noch nicht eingreifen.
Dabei wurde es Zeit, ehe die Situation unüberschaubar wurde. Das Auftauchen weiterer Personen irritierte ihn. Ihm fiel auf, daß sie nicht auf der Seite Professor Zamorras standen. An Zamorra selbst irritierte ihn, daß dieser Umwege beschritt. Chann ten Yarr dachte globaler und hielt sich selbst nicht mit solchen Details
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