Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0181 - Das Höllenfeuer

0181 - Das Höllenfeuer

Titel: 0181 - Das Höllenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
Handwerk gelegt wird.«
    »Und was wollen Sie wissen?«
    »Ich werde Sie nichts fragen«, sagte Zamorra. »Ich möchte in Ihrer Erinnerung forschen, ohne dabei Ihr Wachbewußtsein zu berühren. Allerdings nur mit Ihrem Einverständnis. Sie werden selbst nicht an das Geschehen erinnert werden, ich kann Ihnen vielleicht sogar helfen, es so zu verdrängen, daß es Sie nicht mehr belasten kann. Aber Ihr Unterbewußtsein kann mir vielleicht Aufschlüsse liefern.«
    Er sah, daß sie leicht zitterte, und fühlte ihre Furcht fast körperlich. Sie wollte sich nicht an das Grauenhafte erinnern. Es mußte entsetzlich gewesen sein.
    »Sie werden nichts davon bemerken«, versicherte er.
    »Ich weiß nicht, ob…« flüsterte sie.
    Bryont Saris griff nach ihrer Hand.
    »Erinnerst du dich noch an den Abend in der Jagdhütte, als wir den Troll sahen?« fragte er leise.
    Ihre Augen weiteten sich etwas, dann lächelte sie. »Er war ein lustiger kleiner Geselle.«
    »Und er konnte zaubern. War es nicht herrlich damals?«
    »Doch, ja, Onkel Bryont«, erwiderte sie. »Es war wirklich schön. Der kleine Troll…«
    »Er hat dir nichts Böses getan, im Gegenteil. Er hat dein aufgeschürftes Knie geheilt, so daß Dad und Mum nichts bemerkten. Erinnerst du dich? Vielleicht kann der Professor dir auf ähnliche Weise helfen.«
    Sie sah Zamorra an, sah in seine Augen. Und dann nickte sie.
    »Ich weiß nicht, was Sie mit mir Vorhaben, Sir, aber ich will Ihnen vertrauen«, sagte sie. »Ich glaube Onkel Bryont.«
    »Ich danke Ihnen, Mylady«, sagte Zamorra. Er ließ sich auf einem der beiden Besucherstühle nieder. Seine Fingerspitzen lagen auf den Hieroglyphen des Amuletts, die noch nie jemand auch nur ansatzweise hatte übersetzten können. Er schaltete alle anderen Sinneseindrücke aus und versuchte sich in das Denken des Mädchens hineinzuversetzen, ihren Geist zu erfassen. Die Welt um ihn herum versank.
    Und mehr und mehr fühlte er, wie sich Bilder in sein Wachbewußtsein schoben, die nicht seiner eigenen Erinnerung entstammten, aber es war, als würde er es selbst erleben.
    Der Kontakt war da.
    ***
    Leicht beugte sich Sir Jon Coighall, siebzehnter Lord map Coighall-Sguir, vor, hielt den Fidibus in die knisternden Flammen des offenen Kaminfeuers und wartete, bis er Feuer gefangen hatte. Dann lehnte er sich wieder zurück und setzte mit genüßlichem Lächeln seine Pfeife in Brand. Den Fidibus schlenkerte er, bis die Flammen erloschen, sog an der Pfeife und produzierte bläuliche Rauchwölkchen.
    Sir Jon lächelte zufrieden und blickte in die Flammen. Dunkelrot und hellrot glühten die Holzscheite, die Frederick, der Butler, sorgsam aufgeschichtet hatte. Im hohen Lehnstuhl hatte der siebzehnte Lord map Coighall-Sguir es sich gemütlich gemacht und bedachte die zurückliegenden Tagesereignisse.
    Lani trat hinter ihn und stützte sich mit Kinn und Ellenbogen auf die Lehne des Stuhls. Über seinen Kopf hinweg sah auch sie in die Flammen. Es war ein schöner Tag gewesen und er fand mit dem flackernden, knisternden Kaminfeuer seinen krönenden Abschluß.
    Im gleichen Moment veränderte sich alles.
    Lani stöhnte auf, weil sie die Veränderung noch vor dem Lord wahrnahm. Etwas bewegte sich in den Flammen und…
    Dann flog vor ihnen das Kamin feuer als winzige Sonne krachend und unfaßbargrell aufstrahlend auseinander!
    Holzscheite flogen durch die Luft und den beiden Menschen um die Ohren! Flammenzungen formten sich zu Händen und griffen nach ihnen. Und immer noch bewegte sich im Feuer etwas.
    Zehntelsekunden dehnten sich zu Jahrtausenden.
    Lani fühlte einen unwiderstehlichen Druck, der sie davonschleuderte. Die Flammenhände trieben ihren Vater und sie rückwärts. Der Lehnsessel stand in hellen Flammen, Jon Coighall schrie entsetzt und stemmte sich gegen den furchtbaren Druck.
    Lani blieb stumm. Ihre Stimme versagte. Sie sah, wie ihr Vater sich hochstemmte. Sah, wie er als lodernde, bereits entstellte Fackel herumkam und zu fliehen versuchte, während der Kamin langsam in sich zusammensank. Steine wirbelten wie in Zeitlupe durch die Luft, und im Feuer tanzte ein kleines Teufelchen wie ein Irrwisch.
    Lani fühlte Hände, die sie hielten. Frederick war eingetreten und erlebte die Katastrophe mit. Das Mädchen fuhr in seinem Griff herum und sah den Irrsinn und die Angst in seinen Augen flackern. Und der Lord lebte immer noch und gab furchtbare Laute von sich.
    Und dann stöhnte er nicht mehr, sondern lag nur noch still auf dem Boden, während die

Weitere Kostenlose Bücher