0181 - Das Höllenfeuer
Flammen ihn umtanzten und immer neue Feuerhände aus dem zertrümmerten Kamin nach den Menschen griffen. Etwas Schwarzes senkte sich über Lani, und als letzten Eindruck nahm sie das höllische Grinsen des in den Flammen tanzenden Teufels mit hinüber in die Bewußtlosigkeit ihres Schockzustandes.
Die Hölle hatte sich in Caer Sguir manifestiert…
***
Zamorra öffnete die Augen wieder. »Das war es also«, sagte er mit einiger Erschütterung. Selten hatte er einen so sinnlosen Mord gesehen. Es gab in den Erinnerungstiefen der jungen Lady mag Coighall nicht den geringsten Anhaltspunkt, der auf eine Fehde mit diesem oder einem anderen Dämon hindeuten konnte. Es war einfach so geschehen, vielleicht nur zum Spaß des Feuerteufels.
Lani sah ihn an. »Sie sind schon fertig?« fragte sie den Professor erstaunt. »Was haben Sie gesehen?«
»Genug und doch nicht genug«, erwiderte Zamorra. »Ich will Sie nicht damit belasten, die Erinnerung nicht wieder wachrufen. Ich habe sie ein wenig weiter zurückgedrängt, so daß es schon eines stärkeren Reizes bedarf, sie wieder zu wecken. Ich nehme an, das ist in Ihrem Sinne, Mylady.«
Lani nickte. »Das können Sie alles?« fragte sie.
»Er kann noch ein wenig mehr«, warf der Lord ein.
»Ich weiß jetzt, was sich abgespielt hat und wie unser spezieller Freund aussieht«, sagte der Professor. »Er hat sich in den Flammen gezeigt. Ich kenne nur noch nicht seinen Namen. Es muß ein Dämon sein, den ich nicht kenne. Er ist mir noch nie über den Weg gelaufen, und ich habe auch noch nie etwas von ihm gehört, sonst könnte ich versuchen, seinen Namen über mein Archiv zu bekommen. Aber so wird da wohl nicht allzuviel zu machen sein.«
Er nickte dem Mädchen zu. »Ich nehme an, daß Sie die Klinik noch heute oder spätestens morgen verlassen können. Sie sind über den Schock hinweg.«
Er verabschiedete sich. Gemeinsam verließen sie das Zimmer. Draußen auf dem Gang verzog Saris das Gesicht.
»Sie wird sofort wieder einen Rückfall erleiden, wenn sie erfährt, daß es für ihren Vater keine Rettung mehr gab. Sie glaubt noch immer, daß er lebt.«
Zamorra zuckte mit den Schultern. »Wir müssen es abwarten«, sagte er. »Ich kann sie nicht einfach dahingehend hypnotisieren, daß sie über den Tod kaltlächelnd hinweggeht. Mehr als die Verdrängung kann ich bei ihr nicht riskieren.«
Der Lift brachte sie nach unten.
Mit mürrischem Gesichtsausdruck lehnte ein Mann an der gegenüberliegenden Korridorwand, den Lord Saris kannte.
Doc Lannix erwartete die drei Besucher!
***
Lannix hatte es doch wieder etwas früher in das Hospital zurückgetrieben, als er eigentlich beabsichtigt hatte. Es war nicht allein die Arbeitswut, die ihn hertrieb, sondern vielmehr das Interesse an Lani Coighall, Lannix dachte sich nichts dabei, als er einen weißen Range Rover auf dem Parkplatz stehen sah. Er dachte sich auch nichts dabei, als er den mausgrauen, unauffälligen Vauxhall Viva entdeckte, in dem zwei Männer saßen, den Eingang der Klinik beobachteten. Aber dann dachte er sich plötzlich etwas, als die Dame im Glaskasten ihn ansprach und ihm verriet, daß der Lord von gestern wieder aufgetaucht sei, diesmal aber in Begleitung.
Himmel, der wird doch keine Staatsaffäre davon machepï durchfuhr es den Arzt, dem die Worte des Lords vom Gehirnausbrennen nicht mehr aus dem Kopf gingen. Als er den Lift betreten wollte, sah er an der Anzeige, daß sich dieser auf dem Abwärtsweg befand, lehnte sich an die der Lifttür gegenüberliegende Korridorwand und wartete, bis die beiden Lifttüren mit leisem Fauchen rechts und links in der Wand verschwanden.
»Sie wollen schon wieder gehen, Sir?«
Mit geübtem Blick erkannte er, daß sich bei dem Mann hinter Lord Saris eine schwere Erkältung anbahnte und daß die junge Dame äußerst attraktiv war. »Diesmal haben Sie sogar Verstärkung mitgebracht?«
In Saris’ Gesicht zuckte es. »Sie schon wieder, Doc? Wollen Sie mir wieder die Polizei auf den Hals hetzen?«
»Das nicht, aber ich hätte mich gern mit Ihnen unterhalten… was haben Sie heute mit der Patientin angestellt?«
Lannix hatte den fatalen Fehler, in der richtigen Situation das Falsche zu sagen. Saris bekam es auch prompt in den falschen Hals. »Nichts, Sie Medizinmann, aber mit Ihnen stelle ich gleich etwas an… Außerdem haben wir es eilig, und die junge Lady können Sie ruhigen Gewissens entlassen, weil sie wieder topfit ist! Guten Tag!«
Ohne ein weiteres Wort marschierte Saris
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