0181 - Totenchor der Ghouls
es schon.«
Sie preßte sich noch fester an mich und drehte sich dabei, so daß ich dem Einstieg den Rücken zuwandte.
»Nicht! Lassen Sie, der Ghoul…«
»Ahhh!« Ihr spitzer Aufschrei stach in meinen Ohren, und ich sah auch den Grund, als ich mich wieder drehte.
Nicht nur ein Ghoul, sondern vier standen wie eine Wand vor dem Ausstieg…
***
Es war auch für mich ein kleiner Schock, denn damit hatte ich auf keinen Fall gerechnet.
Vier Ghouls, vier Dämonen, die sich das Mädchen und mich als Opfer ausgesucht hatten.
Sekundenlang war es still.
Von draußen hörte ich die Geräusche. Eine wütende Stimme, die sich fast überschlug. Dann sprach ein anderer. Dünn drangen die Worte zu uns herein.
»Ich kann nichts dafür, ich darf den Bahnhof nicht verlassen. Das Signal steht auf Rot.«
»Mein Vater!« hauchte das Girl. Es hatte sich noch immer an mich geklammert und behinderte mich in meiner Bewegungsfreiheit.
»Gehen Sie zur Seite!« zischte ich.
»Nein, ich habe Angst!«
Ich mußte sie wegschaffen und drückte mit dem linken Ellbogen zu. Sie löste tatsächlich den Griff. Das rote Haar fuhr durch mein Gesicht. Jetzt sah ich tatsächlich das Glitzerzeug auf ihrem Kopf.
Die Kleine war für einen Disco-Besuch angezogen.
»Dann fahren wir trotzdem weiter!« vernahm ich die kreischende Stimme.
»Nein, das kann ich nicht verantworten. Wir werden verunglücken. Damit ist nichts erreicht!«
»Wenn wir nicht weiterfahren, wird deine Tochter es zu büßen haben!«
Der Lokführer schwieg. Er stand unter Streß, unter Gewissensnot, wußte nicht, wie er reagieren sollte.
Aber die vier Ghouls wußten es. Zwei blieben zurück, die anderen beiden glitten vor.
Es war ein Gleiten dieser widerlichen, schleimigen Gestalten, die Fetzen an ihren Leibern trugen, rosableich schimmerten und eine mit Geschwüren und Blasen bedeckte Haut besaßen. Laufend platzten die Blasen auf. Sie sonderten dabei gelbliche Sekrete ab.
Arme streckten sich mir entgegen, Mäuler öffneten sich, faulige Luft wehte mir ins Gesicht, und ich drückte das rothaarige Girl hinter mich gegen die Wand. Dort sollte die Kleine erst einmal stehenbleiben, wenn ich mir die Ghouls vornahm.
Lange Fingernägel sah ich. Der erste war mir verdammt nahe gekommen. Er hatte mir seine Arme entgegengestreckt.
Da genau zielte ich hinein. Jetzt war es mir egal, ob man den Schuß hörte oder nicht. Ich mußte die Wesen vernichten, bevor sie sich an dem Mädchen vergingen. Ich schoß.
Laut dröhnte der Knall in dem Wagen wider. Fahl leuchtete die Mündungsflamme, und sie leuchtete auch in die Fratze hinein, die von der Kugel auseinandergerissen wurde. Plötzlich war von dem Ghoul nichts mehr zu sehen. Er klatschte zu Boden, wo er langsam verging.
Der andere schaute ihm nach. Die zweite Kugel traf ihn schräg in den Kopf. Er wurde zurückgestoßen und verging ebenfalls.
Es war eigentlich leicht, die Ghouls auszuschalten. Man durfte ihnen nur nicht in die Klauen geraten, dann nämlich war man verloren.
Ich sprang vor.
Zwei Gegner hatte ich noch. Ich wollte sie so rasch wie möglich erledigen, bevor der Mann in Grau die anderen Ghouls aufhetzte.
In der Drehung feuerte ich.
Diesmal klatschte das geweihte Silbergeschoß in den Körper des Wesens.
Auch dieser Treffer reichte, um den Ghoul zu vernichten. Blieb noch einer.
Ich wollte Kugeln sparen und nahm den Dolch. Mit der linken Hand zog ich ihn aus der Scheide, ließ den Ghoul gleichzeitig in die Mündung schauen und sah seine Augen, die wie starre Glasmurmeln in dem teigigen Gesicht wirkten.
Mein linker Arm zuckte vor. Der silberne Dolch traf haargenau.
Das Gesicht des Ghouls zerlief zu einer gräßlichen Fratze, als wäre sie aus weichem Wachs. Der letzte.
Dann hörte ich den Schrei des Mädchens. »Vorsicht!«
Ich wirbelte schon herum. Inmitten der Drehung traf mich der Hieb. Es war ein harter Schlag mit irgendeiner Stange, der mich genau an der Hüfte erwischte. Ich knickte ein und kassierte den nächsten Treffer, der mich zu Boden schleuderte, wobei ich in einer stinkenden Ghoullache liegenblieb.
Vor mir stand der Mann in Grau! Sein weißes Gesicht zeigte nicht mehr den bleichen Ausdruck wie bei unserem Kennenlernen. Es zerfloß, war in Bewegung geraten und zu einem scheußlichen Anblick geworden.
Er wollte mich erschlagen. Mit der Stange drosch er wahllos zu.
Dabei stieß er heisere, fauchende Laute aus. In seiner Wut, in seinem Haß war er zu einer unberechenbaren Bestie geworden.
Ich kam
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