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0182 - Der Seelenfresser

0182 - Der Seelenfresser

Titel: 0182 - Der Seelenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa und Manfred Weinland
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Die Standing Stones, diese Ansammlung von riesigen Steinen, befand sich an der Nordwestküste der Hebriden-Insel Lewis, nahe dem Dorf Callanish. Es war ein imposantes Gebilde, wenn auch längst nicht vergleichbar mit Stonehenge oder gar den Menhiren von Carnac in der Bretagne. Aber es mußte dasselbe alte Volk gewesen sein, das die Standing Stones errichtet hatte und von dem selbst die Druiden nichts wußten außer, daß es vor langer Zeit ein kurzes Gastspiel auf der Erde gegeben hatte.
    Die Standing Stones, wußte Gryf, waren auch eine Zeitlang als Druiden-Heiligtum verwendet worden. Doch mehr entzog sich auch seiner Kenntnis. Vielleicht wußte Merlin mehr.
    »Ich meine«, sagte Gryf, »daß ich einmal erlebt habe, wie die Steinkreise von Stonehenge aktiv wurden und es einen miniaturisierten Weltuntergang gab. Aber selbst das mächtige Stonehenge konnte nicht von selbst aktiv werden. Es brauchte einen Priesterzirkel von fünfzehn Druiden, um die Macht der Steinkreise zu entfesseln. Deshalb sprach ich von einer Manipulation der Standing Stones. Es muß jemanden geben, Mensch oder Monster, der in der Lage ist, die alte Magie für sich zu mißbrauchen. Was ich nicht begreife ist, warum ausgerechnet Ihre Freundin ein Opfer dieser Magie wurde.«
    Pyter Pitlochry ballte die Fäuste.
    »Wir müssen irgend etwas tun«, stieß er hervor. »Dieser große Unbekannte darf nicht ungeschoren davonkommen!«
    »Und was wollen Sie tun?« fragte Gryf mit leisem Spott. »Zur Polizei laufen und Strafanzeige erstatten?«
    »Bloß nicht«, stöhnte Pyter. »Die O’Haras bringen mich um, wenn sie erfahren, daß ich mit ihrer Tochter…«
    Gryf grinste vergnügt. Das Problem kannte er. In seiner über achttausendjährigen Vergangenheit war auch er den Freuden des Lebens nicht aus dem Weg gegangen und dabei des öfteren auf wutschnaubende Väter gestoßen, die die Unversehrtheit und Jungfräulichkeit ihrer Töchter mit Argusaugen überwachten und denen ein Abenteurer wie Gryf absolut nicht in die Familienplanung paßte.
    »Wir müssen zunächst einmal feststellen, wohin Ihr Girl teleportiert worden ist«, überlegte der Druide. »Ich denke, daß sie noch lebt und lediglich irgendwohin entführt worden ist. Diesen Ort müssen wir herausfinden, dann sehen wir weiter.«
    Und schlagen zwei Fliegen mit einer Klappe, fügte er in Gedanken hinzu. Denn der Zentrumsstein hatte ihn nicht umsonst in diese Gegend geführt. Hier mußte es etwas, auf das er ansprach, geben, und da er auf den Stein der Druiden geeicht war, konnte das nur bedeuten, daß…
    »Klar«, sagte Pyter beißend. »Wir gehen hinaus und fragen die Steine, wohin Susan gebracht worden ist. So einfach geht das.«
    »Sie sind ein kluges Kerlchen«, entgegnete Gryf im gleichen Tonfall. »Genauso hatte ich es nämlich tatsächlich beabsichtigt. Können Sie Gedanken lesen?«
    Sprachlos starrte Pyter Pitlochry ihn an.
    ***
    Susan O’Haras Augen weiteten sich. Sprachlos starrte sie den Gnom an, der von einem Bein auf das andere hüpfte und sich durch den Gang aus endlosen Weiten auf sie zukugelte. Lautlos!
    Eine Ausgeburt der Hölle! Schwarz, fellbedeckt und überaus gelenkig!
    Die Schritte, die sie vernommen hatte und die durch den Korridor hallten, in dem ebensolch schattenloses Licht herrschte wie im siebeneckigen Raum, kamen von einem anderen Wesen.
    Hager, hochgewachsen und mit einer bodenlangen, weißen Kutte bekleidet, kam dieses Wesen heran. Ein uralter Mann mit dürrem, faltigem Gesicht und grauen, spinnenfingrigen Händen.
    Er kam auf sie zu.
    Schritt für Schritt. Und mit ihm verstärkte sich die Aura des Bösen. Langsam wich Susan zurück, verließ den Sockel und fühlte schließlich die Wand hinter ihrem Rücken.
    Hart, unnachgiebig und kalt fühlte sie sich an und war dabei weder Holz noch Beton, Stahl oder Kunststoff, sondern etwas, das sich unter ihren tastenden Fingerkuppen absolut fremdartig anfühlte.
    Sie fürchtete den Alten in der weißen Kutte, die mit einem schmalen Band um die Hüften gegürtet wurde, und in diesem Band steckte eine Sichel.
    Ihre Gedanken rasten.
    War die Sichel nicht seit ewigen Tagen das Symbol der Druiden? Aber Druiden - diese geheimnisumwitterten Zauberpriester der keltischen Vergangenheit -, sie gab es doch längst nicht mehr! Seit Jahrhunderten hatte kein Druidenzauber mehr stattgefunden. Sie waren Legende…
    Aber hier stand einer lebendig vor ihr. Uralt war er und sah sie aus eingefallenen, jettschwarzen Augen an. Stechend war der Blick,

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